Banken 2002: „Es wird Pleiten geben“
Das Bankengewerbe habe versäumt, rechtzeitig Überkapazitäten freiwillig abzubauen. Daher seien Pleiten nicht ausgeschlossen. Die Aussage von Rolf Breuer, Chef der Deutschen Bank, war die nachträgliche Nikolausrute für alle Verantwortlichen im Bankensektor. Dabei schlägt sich der selbsternannte Knecht Ruprecht der Branche auch auf den eigenen Hintern. Die drei größten Börsen notierten deutschen Banken, neben der Deutschen Bank die Commerzbank und die HypoVereinsbank (HVB), haben mit zu hohen Kapazitäten zu kämpfen. In der Zeit, wo die Börse boomte, waren die hohen Fixkostenblöcke gut zu schultern. Nun, wo die goldenen Jahre vorbei sind und nicht so schnell wiederkommen werden, zeigt sich die Schwäche der deutschen Banken umso stärker: Zu viel Zweigstellen, zu viel Personal, zu geringe Geschäftsanteile. Nur rund ein Viertel des Bankenmarktes vereinigen die Drei auf sich, was eine geringe Kosteneffizienz mit sich bringt, als sie europäische Wettbewerber aufweisen. Der Löwenanteil des heimischen Marktpotenzials liegt bei den regional zersplitterten Sparkassen. Auch wenn deren Zahl sich in den nächsten Jahren durch Fusionen lokaler Sparkassen massiv reduzieren dürfte, dürften den Instituten nur wenig Marktanteile verloren gehen.
Kostensenkungen heißt daher das Gebot der Stunde für die privaten Großbanken. Breuer geht davon aus, dass die Deutsche Bank mit einer um 10 Prozent höheren Kostenbasis operiert als die Wettbewerber. Kein Wunder, dass die Rentabilitätskennziffern von Deutscher, HVB und anderen im internationalen Vergleich zurück hängen. Dies hält den Börsenwert klein: Obwohl, gemessen an der Bilanzsumme, alle drei genannten Banken unter den „Top 12“ in Europa zu finden sind, gehört nach der Marktkapitalisierung nur die Deutsche Bank zu diesem Kreis. Nicht wenige Marktexperten erwarten daher, dass sich früher oder später die Übernahmegerüchte von der Commerzbank auch auf die beiden anderen Geldhäuser ausweiten werden. Dies umso mehr, da wie die Commerzbank auch die HVB unterhalb des Buchwertes notiert – übrigens einmalig in Europa. An der Nummer Zwei im deutschen Bankenmarkt, der HVB, hält bereits die Münchener Rück einen Anteil von 26 Prozent. Übernahmen und Fusionen im deutschen Bankgewerbe werden dabei wahrscheinlicher, wenn das konjunkturelle Umfeld und die Situation an der Börse weiter schwach und wenig vorhersehbar bleiben. Die Konjunkturschwäche bringt das ohnehin margenschwache Kreditgeschäft unter Druck: Kreditfinanzierte Investitionen bleiben aus, Pleiten erhöhen den Abschreibungsbedarf und die Risikovorsorge. Ein Problem, von dem vor allem die Sparkassen betroffen sind, die den Schwerpunkt ihrer Erträge im Kreditsektor erwirtschaften, dagegen im Provisionsgeschäft und im Handelsgeschäft mit Wertpapieren eher schwach aufgestellt sind. Anders die privaten Großbanken, die sich verstärkt dem provisionsorientierten Geschäft zugewandt haben, das bei der Commerzbank rund ein Drittel der Erträge ausmacht. Bei der Deutschen Bank liegt das Provisionsergebnis sogar über dem Zinsergebnis. Und die Hatz in Richtung Börse geht weiter: Vor allem die Deutsche Bank baut den Bereich Investmentbanking weiter aus, wie die jüngste Übernahme des Asset Managers Scudder zeigt. Neben der Fusionsdiskussion werden also vor allem die Konjunkturentwicklung und die Börse bei Inhabern von Bankaktien für Diskussion sorgen. Im Vordergrund müssen bei den Verantwortlichen die Verbesserung der Renditekennziffern stehen. Nur dann werden sich die Aktienkurse wieder nachhaltig in die Höhe schwingen. Und das sollten sie: Denn trotz Börsenboom haben Anleger mit Bankaktien in den letzten Jahren nichts verdient: Die Deutsche Bank krebst auf dem Niveau von 1998 herum, noch schlimmer sieht es bei der Commerzbank aus: Ende 1993 hat man auch schon umgerechnet 20 Euro für die Aktie hingelegt. In Anbetracht der Entwicklung, welche die deutsche Börse in der Zwischenzeit genommen hat, ist dies für die Verantwortlichen ein Armutszeugnis. Die Banken im Check:*
Aktie Kurs Gewinn 02 (e)* Gewinn 03 (e)* KGV 02(e)
Commerzbank 18,40 1,38 1,91 13,3
Deutsche Bank 81,14 7,00 6,77 11,6
HypoVereinsbank 35,85 2,17 3,33 16,5
* Analystenschätzungen der ING/BHF Bank; alle Angaben (außer KGV) in Euro
Das Bankengewerbe habe versäumt, rechtzeitig Überkapazitäten freiwillig abzubauen. Daher seien Pleiten nicht ausgeschlossen. Die Aussage von Rolf Breuer, Chef der Deutschen Bank, war die nachträgliche Nikolausrute für alle Verantwortlichen im Bankensektor. Dabei schlägt sich der selbsternannte Knecht Ruprecht der Branche auch auf den eigenen Hintern. Die drei größten Börsen notierten deutschen Banken, neben der Deutschen Bank die Commerzbank und die HypoVereinsbank (HVB), haben mit zu hohen Kapazitäten zu kämpfen. In der Zeit, wo die Börse boomte, waren die hohen Fixkostenblöcke gut zu schultern. Nun, wo die goldenen Jahre vorbei sind und nicht so schnell wiederkommen werden, zeigt sich die Schwäche der deutschen Banken umso stärker: Zu viel Zweigstellen, zu viel Personal, zu geringe Geschäftsanteile. Nur rund ein Viertel des Bankenmarktes vereinigen die Drei auf sich, was eine geringe Kosteneffizienz mit sich bringt, als sie europäische Wettbewerber aufweisen. Der Löwenanteil des heimischen Marktpotenzials liegt bei den regional zersplitterten Sparkassen. Auch wenn deren Zahl sich in den nächsten Jahren durch Fusionen lokaler Sparkassen massiv reduzieren dürfte, dürften den Instituten nur wenig Marktanteile verloren gehen.
Kostensenkungen heißt daher das Gebot der Stunde für die privaten Großbanken. Breuer geht davon aus, dass die Deutsche Bank mit einer um 10 Prozent höheren Kostenbasis operiert als die Wettbewerber. Kein Wunder, dass die Rentabilitätskennziffern von Deutscher, HVB und anderen im internationalen Vergleich zurück hängen. Dies hält den Börsenwert klein: Obwohl, gemessen an der Bilanzsumme, alle drei genannten Banken unter den „Top 12“ in Europa zu finden sind, gehört nach der Marktkapitalisierung nur die Deutsche Bank zu diesem Kreis. Nicht wenige Marktexperten erwarten daher, dass sich früher oder später die Übernahmegerüchte von der Commerzbank auch auf die beiden anderen Geldhäuser ausweiten werden. Dies umso mehr, da wie die Commerzbank auch die HVB unterhalb des Buchwertes notiert – übrigens einmalig in Europa. An der Nummer Zwei im deutschen Bankenmarkt, der HVB, hält bereits die Münchener Rück einen Anteil von 26 Prozent. Übernahmen und Fusionen im deutschen Bankgewerbe werden dabei wahrscheinlicher, wenn das konjunkturelle Umfeld und die Situation an der Börse weiter schwach und wenig vorhersehbar bleiben. Die Konjunkturschwäche bringt das ohnehin margenschwache Kreditgeschäft unter Druck: Kreditfinanzierte Investitionen bleiben aus, Pleiten erhöhen den Abschreibungsbedarf und die Risikovorsorge. Ein Problem, von dem vor allem die Sparkassen betroffen sind, die den Schwerpunkt ihrer Erträge im Kreditsektor erwirtschaften, dagegen im Provisionsgeschäft und im Handelsgeschäft mit Wertpapieren eher schwach aufgestellt sind. Anders die privaten Großbanken, die sich verstärkt dem provisionsorientierten Geschäft zugewandt haben, das bei der Commerzbank rund ein Drittel der Erträge ausmacht. Bei der Deutschen Bank liegt das Provisionsergebnis sogar über dem Zinsergebnis. Und die Hatz in Richtung Börse geht weiter: Vor allem die Deutsche Bank baut den Bereich Investmentbanking weiter aus, wie die jüngste Übernahme des Asset Managers Scudder zeigt. Neben der Fusionsdiskussion werden also vor allem die Konjunkturentwicklung und die Börse bei Inhabern von Bankaktien für Diskussion sorgen. Im Vordergrund müssen bei den Verantwortlichen die Verbesserung der Renditekennziffern stehen. Nur dann werden sich die Aktienkurse wieder nachhaltig in die Höhe schwingen. Und das sollten sie: Denn trotz Börsenboom haben Anleger mit Bankaktien in den letzten Jahren nichts verdient: Die Deutsche Bank krebst auf dem Niveau von 1998 herum, noch schlimmer sieht es bei der Commerzbank aus: Ende 1993 hat man auch schon umgerechnet 20 Euro für die Aktie hingelegt. In Anbetracht der Entwicklung, welche die deutsche Börse in der Zwischenzeit genommen hat, ist dies für die Verantwortlichen ein Armutszeugnis. Die Banken im Check:*
Aktie Kurs Gewinn 02 (e)* Gewinn 03 (e)* KGV 02(e)
Commerzbank 18,40 1,38 1,91 13,3
Deutsche Bank 81,14 7,00 6,77 11,6
HypoVereinsbank 35,85 2,17 3,33 16,5
* Analystenschätzungen der ING/BHF Bank; alle Angaben (außer KGV) in Euro