Bananenrepublik Schweiz Palma de Mallorca in der Schweiz
Von Uli Berger
Ich stehe verkatert am Flughafen Berlin-Tegel und muss meinem Zechkumpanen ciao sagen. Einer meiner besten Freunde war zu Besuch in Berlin. Ein Wahlschweizer, der jetzt gerade am Swissair-Schalter sein Ticket umbucht - in der Hoffnung, dass die nächste Maschine in Richtung Zürich abhebt.
Nach Berlin musste er schon den freundlichen Service der Bahn in Anspruch nehmen, da die Swissair praktisch pleite ist und kein Benzin mehr bekommen hatte. Den Erzählungen zufolge spielten sich am Flughafen unbeschreibliche Szenen ab. Fast alle Maschinen der Swissair durften nicht starten und somit bevölkerten Menschenmassen den Züricher Airport - ähnlich dem Landeplatz in Palma de Mallorca, wenn die spanischen Fluglotsen mal wieder streiken.
Niedergang eines Nationalsymbols
Für die stolzen Eidgenossen ist die Quasi-Pleite der Swissair ein Drama erster Güte. Die Swissair mit der Schweizer Flagge am Heckflügel ist - beziehungsweise war - ein Nationalsymbol der Republik. Durch expandierfreudige, größenwahnsinnige Manager wurde dieses zerstört. Der einst florierende Flugbetrieb häufte in den letzten Jahren einen Schuldenberg von mehr als 15 Milliarden Schweizer Franken an. Das Geld wurde unter anderem in marode Gesellschaften wie die belgische Sabena gesteckt, die nur einmal in ihrer Firmengeschichte ein positives Ergebnis veröffentlichte - eine stolze Leistung.
Die so genannte Rettungsaktion der Swissair erinnert an die Verhältnisse in einer Bananenrepublik beziehungsweise an Camorra-Gebaren - der Filz der Alpenrepublik schlug mit voller Härte zu. Nach mehreren konspirativen Sitzungen in irgendwelchen Bunkern war man sich einig. Was dann der Öffentlichkeit präsentiert wurde, stellt eigentlich alles bisher dagewesene in den Schatten.
Kurz umrissen das "Sanierungskonzept": Alle Wertgegenstände der Swissair werden an die Tochtergesellschaft Crossair übertragen, die mittlerweile den Großbanken UBS und Credit Suisse gehört. Der Rest wird in den Konkurs gefahren. Das ist Schweizer Gläubigerschutz
Bananenrepublik Schweiz
Kapital- und Jobvernichtung
Die Folgen sind der größte Stellenabbau der Wirtschaftsgeschichte und eine riesige Kapitalvernichtung. Gewerkschaften befürchten allein in der Schweiz den Wegfall von bis zu 17.000 Arbeitsplätzen. Den Sozialplan mit einem Umfang von zirka drei Milliarden Schweizer Franken soll der Staat übernehmen. Aus Bankenkreisen wird lapidar abgewunken. Die Grenze für Investitionen in die Swissair sei erreicht, so UBS-Generaldirektor Jürg Haller.
Wie nicht anders zu erwarten, implodierten die Anteilscheine der Sair-Gruppe in diesem Jahr. Der Kursverfall der Aktie riss auch die festverzinslichen Wertpapiere in die Tiefe. Die Obligationen notierten teilweise unter zehn Prozent ihres Nennwertes. Vor allem bei konservativen Kleinanlegern waren die Obligationen sehr beliebt, denn die Rententitel galten vor nicht allzu langer Zeit noch als Witwen- und Waisenpapiere, also als sicheres Investment. Unvorstellbar, in welchem Maße da Vertrauen vernichtet wurde.
Übernahmegerüchte
Ein Silberstreif am Horizont - zumindest für die Eigentümer und Gläubiger - ist das angebliche Angebot von Texas Pacific. Die US-Investmentholding will angeblich die Sair-Gruppe für sieben Milliarden Dollar vollständig übernehmen. Ein Sprecher der UBS bestätigte die Anfrage der Beteiligungsgesellschaft. Die Sair-Gruppe und Texas Pacific wollten dieses Gerücht nicht kommentieren.
Wie soll sich der konservative Anleger jetzt verhalten? Von einem Investment in Aktien der Sair-Gruppe sollte Abstand genommen werden. Sofern sie bereits im Depot liegen, könnten die jüngsten Kurssteigerungen zum Verkauf genutzt werden. Der Besitzer von festverzinslichen Wertpapieren sollte auf dem aktuellen Kursniveau nicht mehr verkaufen, die Papiere nehmen bereits einen Konkurs der Gesellschaft vorweg - hier kann es nur noch positive Überraschungen geben. Ein Engagement in die Rentenpapiere ist sehr risikoreich, der konservative Investor sollte davon lieber Abstand nehmen. Darüber hinaus kann die sonderbare Auslegung des Schweizer Gläubigerschutzes ihrem Geld eigentlich nicht gerecht werden.
Von Uli Berger
Ich stehe verkatert am Flughafen Berlin-Tegel und muss meinem Zechkumpanen ciao sagen. Einer meiner besten Freunde war zu Besuch in Berlin. Ein Wahlschweizer, der jetzt gerade am Swissair-Schalter sein Ticket umbucht - in der Hoffnung, dass die nächste Maschine in Richtung Zürich abhebt.
Nach Berlin musste er schon den freundlichen Service der Bahn in Anspruch nehmen, da die Swissair praktisch pleite ist und kein Benzin mehr bekommen hatte. Den Erzählungen zufolge spielten sich am Flughafen unbeschreibliche Szenen ab. Fast alle Maschinen der Swissair durften nicht starten und somit bevölkerten Menschenmassen den Züricher Airport - ähnlich dem Landeplatz in Palma de Mallorca, wenn die spanischen Fluglotsen mal wieder streiken.
Niedergang eines Nationalsymbols
Für die stolzen Eidgenossen ist die Quasi-Pleite der Swissair ein Drama erster Güte. Die Swissair mit der Schweizer Flagge am Heckflügel ist - beziehungsweise war - ein Nationalsymbol der Republik. Durch expandierfreudige, größenwahnsinnige Manager wurde dieses zerstört. Der einst florierende Flugbetrieb häufte in den letzten Jahren einen Schuldenberg von mehr als 15 Milliarden Schweizer Franken an. Das Geld wurde unter anderem in marode Gesellschaften wie die belgische Sabena gesteckt, die nur einmal in ihrer Firmengeschichte ein positives Ergebnis veröffentlichte - eine stolze Leistung.
Die so genannte Rettungsaktion der Swissair erinnert an die Verhältnisse in einer Bananenrepublik beziehungsweise an Camorra-Gebaren - der Filz der Alpenrepublik schlug mit voller Härte zu. Nach mehreren konspirativen Sitzungen in irgendwelchen Bunkern war man sich einig. Was dann der Öffentlichkeit präsentiert wurde, stellt eigentlich alles bisher dagewesene in den Schatten.
Kurz umrissen das "Sanierungskonzept": Alle Wertgegenstände der Swissair werden an die Tochtergesellschaft Crossair übertragen, die mittlerweile den Großbanken UBS und Credit Suisse gehört. Der Rest wird in den Konkurs gefahren. Das ist Schweizer Gläubigerschutz
Bananenrepublik Schweiz
Kapital- und Jobvernichtung
Die Folgen sind der größte Stellenabbau der Wirtschaftsgeschichte und eine riesige Kapitalvernichtung. Gewerkschaften befürchten allein in der Schweiz den Wegfall von bis zu 17.000 Arbeitsplätzen. Den Sozialplan mit einem Umfang von zirka drei Milliarden Schweizer Franken soll der Staat übernehmen. Aus Bankenkreisen wird lapidar abgewunken. Die Grenze für Investitionen in die Swissair sei erreicht, so UBS-Generaldirektor Jürg Haller.
Wie nicht anders zu erwarten, implodierten die Anteilscheine der Sair-Gruppe in diesem Jahr. Der Kursverfall der Aktie riss auch die festverzinslichen Wertpapiere in die Tiefe. Die Obligationen notierten teilweise unter zehn Prozent ihres Nennwertes. Vor allem bei konservativen Kleinanlegern waren die Obligationen sehr beliebt, denn die Rententitel galten vor nicht allzu langer Zeit noch als Witwen- und Waisenpapiere, also als sicheres Investment. Unvorstellbar, in welchem Maße da Vertrauen vernichtet wurde.
Übernahmegerüchte
Ein Silberstreif am Horizont - zumindest für die Eigentümer und Gläubiger - ist das angebliche Angebot von Texas Pacific. Die US-Investmentholding will angeblich die Sair-Gruppe für sieben Milliarden Dollar vollständig übernehmen. Ein Sprecher der UBS bestätigte die Anfrage der Beteiligungsgesellschaft. Die Sair-Gruppe und Texas Pacific wollten dieses Gerücht nicht kommentieren.
Wie soll sich der konservative Anleger jetzt verhalten? Von einem Investment in Aktien der Sair-Gruppe sollte Abstand genommen werden. Sofern sie bereits im Depot liegen, könnten die jüngsten Kurssteigerungen zum Verkauf genutzt werden. Der Besitzer von festverzinslichen Wertpapieren sollte auf dem aktuellen Kursniveau nicht mehr verkaufen, die Papiere nehmen bereits einen Konkurs der Gesellschaft vorweg - hier kann es nur noch positive Überraschungen geben. Ein Engagement in die Rentenpapiere ist sehr risikoreich, der konservative Investor sollte davon lieber Abstand nehmen. Darüber hinaus kann die sonderbare Auslegung des Schweizer Gläubigerschutzes ihrem Geld eigentlich nicht gerecht werden.