Aussichtsreiche Nebenwerte (EuramS)
Deutlich zugelegt hat der DAX seit Jahresanfang. Doch es gibt einen, der noch besser war: der Kleinwerte-Index SDAX. Grund genug für EURO, in einer neuen Serie aussichtsreiche Titel kleinerer Firmen vorzustellen - keine Zockeraktien, sondern Werte mit Zukunftsperspektive. Diesmal: Deutz.
von Jens Castner / Euro am Sonntag
Der tägliche Blick auf die Gewinner- Listen ist nicht für alle Anleger die reine Freude. Nur in Ausnahmefällen finden sich Standardwerte wie die T-Aktie, DaimlerChrysler oder Siemens unter den Top Ten auf den Performance-Statistiken. Meist wären mit Pennystocks die höchsten Gewinne zu erzielen gewesen - oder mit Exoten. Vergangene Woche etwa mit Steucon oder der Bremer Woll-Kämmerei. Da solche Titel nur bei einer Hand voll Investoren im Depot liegen, haben auch nur wenige Anleger etwas von deren Kursaufschwung.
Dass es meist die nicht so populären Aktien sind, mit denen sich die größten Profite einfahren lassen, hat mehrere Ursachen. Zum einen interessieren sich - wenn überhaupt - nur wenige Banken für Unternehmen, die in keinem der bedeutenden Indizes vertreten sind. Deshalb gibt es kaum Analysten, die sich mit diesen Werten befassen. "Bei den Blue Chips wird jede Unternehmensmeldung sofort von etlichen 100 Brokern interpretiert. Damit werden alle relevanten Informationen umgehend in den Kurs eingearbeitet", erläutert Fondsmanager Hans-Peter Schupp von Mainfirst in Frankfurt. Bei Small Caps sei das nicht so, "hier ist die Chance, unterbewertete Titel zu finden, wesentlich höher", so Experte Schupp.
"Die kleineren Firmen fokussieren sich auch meist klar auf einige wenige Geschäftsfelder", ergänzt sein Kollege Josef Schopf von der Fondsgesellschaft Lupus Alpha. Wenn bei Industrie-Konglomeraten gerade eine Sparte besonders gut läuft, können miese Zahlen eines weniger erfolgreichen Geschäftsbereichs den Kursaufschwung bremsen, was Schopf auf den einfachen Nenner bringt: "Bei breit diversifizierten Konzernen gibt es immer Renner und Penner." Bei den kleinen Firmen, die sich häufig nur auf ein Produkt oder eine Dienstleistung spezialisiert haben, spiegelt sich im Aktienkurs wesentlich deutlicher wider, wenn das Geschäft boomt. Außerdem sind Small Caps relativ markteng, das Handelsvolumen an der Börse geht nicht selten gegen null. Steigt das Interesse an einer unbekannten Aktie - ob durch eine positive Unternehmensmeldung oder weil eine Investmentbank auf den Titel aufmerksam geworden ist und ihn ihren Kunden ans Herz legt -, sind die Kursbewegungen ungleich größer als bei den DAX-Werten.
An bislang unentdeckten kleinen Kraftprotzen herrscht kein Mangel. Hierbei handelt es sich um Wachstumsunternehmen, die ganz am Anfang ihrer zukünftigen Erfolgsgeschichte stehen, wie auch um Traditionskonzerne, die nach einer langen Durststrecke gerade noch mal die Kurve gekriegt haben und wieder steigende Gewinne verzeichnen.
Neben diesen Wachstums- und Turnaround-Storys gibt es bei den rund 2000 börsennotierten Gesellschaften in Deutschland noch etliche Unternehmen, die einfach vergessen worden sind und nur darauf warten, wachgeküsst zu werden.
Deren Aktien können Anleger relativ einfach anhand von statistischen Kennzahlen ausfindig machen. Ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von unter acht und eine Dividendenrendite von über fünf Prozentsollten Ansporn genug sein, sich näher mit einem Unternehmen zu beschäftigen. Sind diese Kriterien erfüllt und hat die Firma zudem keine Schulden, ein sicheres Geschäftsmodell und im Idealfall auch noch hohe Gewinnmargen, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Oder doch? "Ohne tiefere Kenntnis des Unternehmens und der Branche kann sich ein Small-Cap-Investment schnell als Flop erweisen", warnt Lupus-Alpha-Experte Schopf. Für ihn ist neben einer starken Marktstellung und einer stimmigen Strategie des Managements das Studium der Bilanz ein unabdingbares Bewertungskriterium. Volle Auftragsbücher, eine Eigenkapitalrendite von mindestens zehn und möglichst ein Buchwert, der nicht signifikant über dem aktuellen Börsenkurs liegt, nennt er als Grundvoraussetzungen für eine Erfolg versprechende Auswahl.
Leider erfüllen die wenigsten Firmen alle Kriterien, sonst wäre die Öffentlichkeit mit Sicherheit schon auf sie aufmerksam geworden. Nach dem Platzen der Technologie-Blase sind viele der kleinen Value-Aktien bereits gestiegen, weil sie durch hohe Dividendenrenditen und niedrige Bewertungen wenigstens ein gewisses Maß an Sicherheit geboten haben.
Mainfirst-Fondsmanager Schupp ist sogar überzeugt, dass die wahren Schnäppchen nicht mehr im Valuesegment, sondern bei den Wachstumswerten zu finden sind: "Seit es den Neuen Markt nicht mehr gibt, ist es spannender als jemals zuvor."
Bei der Auswahl dieser ehemaligen Nemax-Aktien für seinen Smallcaps-Fonds achtet der Experte auch auf die Historie einer Gesellschaft und hier insbesondere auf deren Ertragsstärke. Die zentrale Frage für Schupp lautet dabei: Hat das Unternehmen ein strukturelles Problem, oder leidet es nur vorübergehend unter der schwachen Wirtschaftslage? Wenn Letzteres der Fall ist, stehen die Chancen auf explosionsartig steigende Gewinne gut, sobald sich das konjunkturelle Umfeld erholt.
Ein weiteres Plus: Viele dieser vergessenen Wachstumsperlen verfügen noch über massenhaft Liquidität aus dem Börsengang. Oder sie haben das Geld sinnvoll in Zukäufe investiert, die beachtliche Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn versprechen - und passen damit eigentlich schon wieder ins Value-Schema.
Da es trotz allem lange dauern kann, bis die Analysten auf ein erfolgreiches kleines Unternehmen aufmerksam werden, ist Geduld angesagt. "Einen Anlagehorizont von zwei bis drei Jahren müssen Anleger mindestens mitbringen", sagt Fondsmanager Schopf. "Und sie müssen ständig am Ball bleiben". «
Deutz - Wo Motoren laufen lernten
Nach einem Bilanzskandal sah es 1996 so aus, als sei die glanzvolle Historie von Deutz jäh zu Ende. Doch Tradition verpflichtet, und so hat auch der Motorenhersteller, bei dem einst Wilhelm Maybach und Gottlieb Daimler beschäftigt waren, hat die Kurve noch mal gekriegt.
von Tobias Meister
Es kommt selten vor, dass sich ein Vorstandsvorsitzender bei den kreditgebenden Banken bedankt. Deutz-Vorstands-Chef Gordon Riske fiel das "Danke" auf der Hauptversammlung am 26. Juni nicht schwer. Wenn die Banken vor Jahren nicht auf Forderungen verzichtet hätten, gäbe es das Unternehmen heute nicht mehr.
Mitte der 90er-Jahre setzten viele Experten keinen Pfifferling mehr auf die Traditionsfirma, die damals als Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) firmierte. Um die Kölner vor dem Ruin zu retten, verzichtete die Deutsche Bank auf Forderungen von rund 260 Millionen Euro. Zudem wurde der größte Teil von KHD verkauft, einzig das Dieselmotorengeschäft blieb übrig und wurde in Deutz umbenannt. Die Aktie kannte jahrelang nur einen Weg: nach unten. Doch jetzt geht es wieder bergauf mit dem SDAX-Wert, denn der italienische Traktorbauer Same Deutz-Fahr steigt bei den Rheinländern ein. Die längst überfällige Kapitalerhöhung zu einem Kurs von 2,56 Euro, die insgesamt 68,7 Millionen Euro in die Kasse spülen soll, zeichnen die Italiener sogar komplett, wenn die anderen Aktionäre keinen Gebrauch von ihrem Bezugsrecht machen. Die Großaktionäre Deutsche Bank (25,9 Prozent) und Volvo (zehn Prozent) kündigten bereits an, ihr Bezugsrecht nicht auszuüben. Haben die anderen Anteilseigner auch kein Interesse, kann Same 29,5 Prozent der Aktien erwerben. Für die Kölner hat der neue Großaktionär mehrere Vorteile. "Schon heute bauen wir für Same Deutz-Fahr rund 10000 Dieselmotoren. In den kommenden vier bis fünf Jahren wollen wir die Anzahl verdreifachen", erklärt Gordon Riske. Dass solche Kooperationen fruchten, hat Deutz schon in der Vergangenheit bewiesen. Die bereits im Jahr 1998 geschlossene strategische Partnerschaft mit Volvo bringt den Kölnern einen Absatz von 20000 Motoren im Jahr: Derzeit sind das vornehmlich Schiffsmotoren, in Zukunft sollen an Volvo auch Motoren für Nutzfahrzeuge geliefert werden.
Der neue Deal mit den Italienern bringt Wachstum, das Deutz gut gebrauchen kann. In der ersten Hälfte dieses Jahres ging der Motorenabsatz von 82903 auf 78217 Stück zurück. Trotzdem konnten die Kölner den Nachsteuergewinn im gleichen Zeitraum um 6,5 Prozent auf 3,3 Millionen Euro steigern.
Dass der Nettogewinn, verglichen mit dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern mit 21,6 Millionen Euro so gering ausfiel, liegt an der hohen Verschuldung, die Deutz noch aus vergangenen Tagen mit sich herumschleppt und die immense Zinskosten verursacht. Zwar ist es gelungen, die Nettofinanzverbindlichkeiten um 6,6 Prozent auf 318,1 Millionen Euro zu reduzieren. Trotzdem wird es noch einige Zeit dauern, bis die Verschuldung eine akzeptable Größenordnung erreicht hat.
"Ich möchte die Verschuldung in den kommenden vier bis fünf Jahren mindestens halbieren", sagt Riske. Ein Großteil der Kapitalerhöhung wird somit zum Abbau der Schulden eingesetzt. Aktuell hat das Unternehmen einen erschreckend schwache Eigenkapitalquote von gerade noch neun Prozent. "Nachdem das frische Geld angekommen ist, sollte die Quote wieder auf rund 16 Prozent steigen", verspricht der Vorstands-Chef. «
-red- / -red-
Deutlich zugelegt hat der DAX seit Jahresanfang. Doch es gibt einen, der noch besser war: der Kleinwerte-Index SDAX. Grund genug für EURO, in einer neuen Serie aussichtsreiche Titel kleinerer Firmen vorzustellen - keine Zockeraktien, sondern Werte mit Zukunftsperspektive. Diesmal: Deutz.
von Jens Castner / Euro am Sonntag
Der tägliche Blick auf die Gewinner- Listen ist nicht für alle Anleger die reine Freude. Nur in Ausnahmefällen finden sich Standardwerte wie die T-Aktie, DaimlerChrysler oder Siemens unter den Top Ten auf den Performance-Statistiken. Meist wären mit Pennystocks die höchsten Gewinne zu erzielen gewesen - oder mit Exoten. Vergangene Woche etwa mit Steucon oder der Bremer Woll-Kämmerei. Da solche Titel nur bei einer Hand voll Investoren im Depot liegen, haben auch nur wenige Anleger etwas von deren Kursaufschwung.
Dass es meist die nicht so populären Aktien sind, mit denen sich die größten Profite einfahren lassen, hat mehrere Ursachen. Zum einen interessieren sich - wenn überhaupt - nur wenige Banken für Unternehmen, die in keinem der bedeutenden Indizes vertreten sind. Deshalb gibt es kaum Analysten, die sich mit diesen Werten befassen. "Bei den Blue Chips wird jede Unternehmensmeldung sofort von etlichen 100 Brokern interpretiert. Damit werden alle relevanten Informationen umgehend in den Kurs eingearbeitet", erläutert Fondsmanager Hans-Peter Schupp von Mainfirst in Frankfurt. Bei Small Caps sei das nicht so, "hier ist die Chance, unterbewertete Titel zu finden, wesentlich höher", so Experte Schupp.
"Die kleineren Firmen fokussieren sich auch meist klar auf einige wenige Geschäftsfelder", ergänzt sein Kollege Josef Schopf von der Fondsgesellschaft Lupus Alpha. Wenn bei Industrie-Konglomeraten gerade eine Sparte besonders gut läuft, können miese Zahlen eines weniger erfolgreichen Geschäftsbereichs den Kursaufschwung bremsen, was Schopf auf den einfachen Nenner bringt: "Bei breit diversifizierten Konzernen gibt es immer Renner und Penner." Bei den kleinen Firmen, die sich häufig nur auf ein Produkt oder eine Dienstleistung spezialisiert haben, spiegelt sich im Aktienkurs wesentlich deutlicher wider, wenn das Geschäft boomt. Außerdem sind Small Caps relativ markteng, das Handelsvolumen an der Börse geht nicht selten gegen null. Steigt das Interesse an einer unbekannten Aktie - ob durch eine positive Unternehmensmeldung oder weil eine Investmentbank auf den Titel aufmerksam geworden ist und ihn ihren Kunden ans Herz legt -, sind die Kursbewegungen ungleich größer als bei den DAX-Werten.
An bislang unentdeckten kleinen Kraftprotzen herrscht kein Mangel. Hierbei handelt es sich um Wachstumsunternehmen, die ganz am Anfang ihrer zukünftigen Erfolgsgeschichte stehen, wie auch um Traditionskonzerne, die nach einer langen Durststrecke gerade noch mal die Kurve gekriegt haben und wieder steigende Gewinne verzeichnen.
Neben diesen Wachstums- und Turnaround-Storys gibt es bei den rund 2000 börsennotierten Gesellschaften in Deutschland noch etliche Unternehmen, die einfach vergessen worden sind und nur darauf warten, wachgeküsst zu werden.
Deren Aktien können Anleger relativ einfach anhand von statistischen Kennzahlen ausfindig machen. Ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von unter acht und eine Dividendenrendite von über fünf Prozentsollten Ansporn genug sein, sich näher mit einem Unternehmen zu beschäftigen. Sind diese Kriterien erfüllt und hat die Firma zudem keine Schulden, ein sicheres Geschäftsmodell und im Idealfall auch noch hohe Gewinnmargen, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Oder doch? "Ohne tiefere Kenntnis des Unternehmens und der Branche kann sich ein Small-Cap-Investment schnell als Flop erweisen", warnt Lupus-Alpha-Experte Schopf. Für ihn ist neben einer starken Marktstellung und einer stimmigen Strategie des Managements das Studium der Bilanz ein unabdingbares Bewertungskriterium. Volle Auftragsbücher, eine Eigenkapitalrendite von mindestens zehn und möglichst ein Buchwert, der nicht signifikant über dem aktuellen Börsenkurs liegt, nennt er als Grundvoraussetzungen für eine Erfolg versprechende Auswahl.
Leider erfüllen die wenigsten Firmen alle Kriterien, sonst wäre die Öffentlichkeit mit Sicherheit schon auf sie aufmerksam geworden. Nach dem Platzen der Technologie-Blase sind viele der kleinen Value-Aktien bereits gestiegen, weil sie durch hohe Dividendenrenditen und niedrige Bewertungen wenigstens ein gewisses Maß an Sicherheit geboten haben.
Mainfirst-Fondsmanager Schupp ist sogar überzeugt, dass die wahren Schnäppchen nicht mehr im Valuesegment, sondern bei den Wachstumswerten zu finden sind: "Seit es den Neuen Markt nicht mehr gibt, ist es spannender als jemals zuvor."
Bei der Auswahl dieser ehemaligen Nemax-Aktien für seinen Smallcaps-Fonds achtet der Experte auch auf die Historie einer Gesellschaft und hier insbesondere auf deren Ertragsstärke. Die zentrale Frage für Schupp lautet dabei: Hat das Unternehmen ein strukturelles Problem, oder leidet es nur vorübergehend unter der schwachen Wirtschaftslage? Wenn Letzteres der Fall ist, stehen die Chancen auf explosionsartig steigende Gewinne gut, sobald sich das konjunkturelle Umfeld erholt.
Ein weiteres Plus: Viele dieser vergessenen Wachstumsperlen verfügen noch über massenhaft Liquidität aus dem Börsengang. Oder sie haben das Geld sinnvoll in Zukäufe investiert, die beachtliche Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn versprechen - und passen damit eigentlich schon wieder ins Value-Schema.
Da es trotz allem lange dauern kann, bis die Analysten auf ein erfolgreiches kleines Unternehmen aufmerksam werden, ist Geduld angesagt. "Einen Anlagehorizont von zwei bis drei Jahren müssen Anleger mindestens mitbringen", sagt Fondsmanager Schopf. "Und sie müssen ständig am Ball bleiben". «
Deutz - Wo Motoren laufen lernten
Nach einem Bilanzskandal sah es 1996 so aus, als sei die glanzvolle Historie von Deutz jäh zu Ende. Doch Tradition verpflichtet, und so hat auch der Motorenhersteller, bei dem einst Wilhelm Maybach und Gottlieb Daimler beschäftigt waren, hat die Kurve noch mal gekriegt.
von Tobias Meister
Es kommt selten vor, dass sich ein Vorstandsvorsitzender bei den kreditgebenden Banken bedankt. Deutz-Vorstands-Chef Gordon Riske fiel das "Danke" auf der Hauptversammlung am 26. Juni nicht schwer. Wenn die Banken vor Jahren nicht auf Forderungen verzichtet hätten, gäbe es das Unternehmen heute nicht mehr.
Mitte der 90er-Jahre setzten viele Experten keinen Pfifferling mehr auf die Traditionsfirma, die damals als Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) firmierte. Um die Kölner vor dem Ruin zu retten, verzichtete die Deutsche Bank auf Forderungen von rund 260 Millionen Euro. Zudem wurde der größte Teil von KHD verkauft, einzig das Dieselmotorengeschäft blieb übrig und wurde in Deutz umbenannt. Die Aktie kannte jahrelang nur einen Weg: nach unten. Doch jetzt geht es wieder bergauf mit dem SDAX-Wert, denn der italienische Traktorbauer Same Deutz-Fahr steigt bei den Rheinländern ein. Die längst überfällige Kapitalerhöhung zu einem Kurs von 2,56 Euro, die insgesamt 68,7 Millionen Euro in die Kasse spülen soll, zeichnen die Italiener sogar komplett, wenn die anderen Aktionäre keinen Gebrauch von ihrem Bezugsrecht machen. Die Großaktionäre Deutsche Bank (25,9 Prozent) und Volvo (zehn Prozent) kündigten bereits an, ihr Bezugsrecht nicht auszuüben. Haben die anderen Anteilseigner auch kein Interesse, kann Same 29,5 Prozent der Aktien erwerben. Für die Kölner hat der neue Großaktionär mehrere Vorteile. "Schon heute bauen wir für Same Deutz-Fahr rund 10000 Dieselmotoren. In den kommenden vier bis fünf Jahren wollen wir die Anzahl verdreifachen", erklärt Gordon Riske. Dass solche Kooperationen fruchten, hat Deutz schon in der Vergangenheit bewiesen. Die bereits im Jahr 1998 geschlossene strategische Partnerschaft mit Volvo bringt den Kölnern einen Absatz von 20000 Motoren im Jahr: Derzeit sind das vornehmlich Schiffsmotoren, in Zukunft sollen an Volvo auch Motoren für Nutzfahrzeuge geliefert werden.
Der neue Deal mit den Italienern bringt Wachstum, das Deutz gut gebrauchen kann. In der ersten Hälfte dieses Jahres ging der Motorenabsatz von 82903 auf 78217 Stück zurück. Trotzdem konnten die Kölner den Nachsteuergewinn im gleichen Zeitraum um 6,5 Prozent auf 3,3 Millionen Euro steigern.
Dass der Nettogewinn, verglichen mit dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern mit 21,6 Millionen Euro so gering ausfiel, liegt an der hohen Verschuldung, die Deutz noch aus vergangenen Tagen mit sich herumschleppt und die immense Zinskosten verursacht. Zwar ist es gelungen, die Nettofinanzverbindlichkeiten um 6,6 Prozent auf 318,1 Millionen Euro zu reduzieren. Trotzdem wird es noch einige Zeit dauern, bis die Verschuldung eine akzeptable Größenordnung erreicht hat.
"Ich möchte die Verschuldung in den kommenden vier bis fünf Jahren mindestens halbieren", sagt Riske. Ein Großteil der Kapitalerhöhung wird somit zum Abbau der Schulden eingesetzt. Aktuell hat das Unternehmen einen erschreckend schwache Eigenkapitalquote von gerade noch neun Prozent. "Nachdem das frische Geld angekommen ist, sollte die Quote wieder auf rund 16 Prozent steigen", verspricht der Vorstands-Chef. «
-red- / -red-