Fed dürfte den Dax belasten
29. Januar 2004
Nachdem die amerikanische Börse „verschnupft“ auf die Änderung der Wortwahl der amerikanischen Notenbank bei der Beschreibung der künftigen Leitzinspolitik reagiert hat, dürfte es auch an den europäischen Märkten zunächst zu Gewinnmitnahmen kommen. Der Vorteil Europas liegt jedoch darin, daß die Bewertung der Aktien noch nicht ganz so übertrieben ist wie in den Vereinigten Staaten. Der relativ starke Euro dürfte gleichzeitig die Inflationsentwicklung dämpfen und damit Zinserhöhungen nicht aufdrängen. Das könnte die europäischen Märkte im relativen Vergleich etwas stützen. Sie dürften sich allerdings grundsätzlich kaum von den amerikanischen Leitbörsen abkoppeln können.
Aktienhändler rechnen am Donnerstag mit einem leichteren Handelsschluß im Dax. Acht von vwd befragte Marktteilnehmer erwarten im Schnitt einen Endstand von 4.110 Punkten nach 4.150 Zählern zum Handelsende am Mittwoch. Dabei rechnen sieben Befragte mit fallenden Notierungen und ein Händler mit einem unveränderten Schlußstand. Die Schätzungen liegen in einer Spanne von 4.080 bis 4.150 Punkten.
Europäische Rentenmärkte reagieren mit Kursverlusten auf die Fed
Die europäischen Rentenmärkte reagieren kurzfristig auf die negativen Vorgaben aus Amerika mit Kursverlusten. Dort hatten die Rentenmärkte mit Einbußen auf die Änderung der „Wordings“ der amerikanischen Notenbank reagiert. Sie hat zwar den Leitzins nicht verändert, möchte ihn allerdings nicht mehr „auf unbestimmte Zeit“ auf dem tiefen Niveau belassen, sondern geduldig bleiben. Beobachter werten das als Vorbereitung auf eine Zinserhöhung. Im frühen Handel liegt der Bund-Future mit einem Minus von 76 Stellen bei 113,97 Prozent.
Dollar nach Fed-Erklärung etwas stärker
Der Dollar tendiert am Donnerstag im frühen Handel etwas fester, nachdem die amerikanische Notenbank (Fed) in ihrem Zinsausblick die Finanzmärkte vorsichtig auf wieder steigende Zinsen vorbereitet hat. Ein Euro notiert bei 1,2455 Dollar. Das liegt in etwa beim Kurs im späten New Yorker Handel, aber deutlich unter dem Hoch des Vortages. Auch zum Yen zeigte sich die amerikanische Währung etwas fester und konnte mit 106,17 Yen seinen Wert zum Handel in New York halten. Unmittelbar nach der Fed-Erklärung hatte der Dollar deutlich zum Euro zugelegt.
Dennoch hielten sich die Dollarkäufe nach Angaben von Händlern in Grenzen. „Die Fed-Erklärung überraschte den Markt zu einer Zeit, in der das Hauptaugenmerk auf dem G-7-Treffen lag", sagte Hideaki Furumaya von der Trust and Custody Services Bank mit Blick auf das G-7-Finanzministertreffen kommende Woche in Florida. „Es ist verfrüht, zu optimistisch über den Dollar zu werden, da die Märkte nicht wirklich erwarten, daß die Kreditverteuerung sehr bald kommt.“ Die amerikanischen Währungshüter hatten am Mittwoch den Leitzins wegen des anhaltend geringen Preisdrucks zwar auf dem niedrigsten Niveau seit 1958 gelassen, zugleich aber überraschend ihre abwartende Haltung relativiert. In ihrem geldpolitischen Ausblick verzichtete die Fed auf die zuletzt wiederholte Angabe eines Zeitrahmens. Volkswirte werteten dies als behutsame Einstimmung auf allmählich anziehende Zinsen in absehbarer Zeit. Für die kommenden Monate allerdings ist aus Expertensicht weiterhin nicht mit der ersten Erhöhung seit Mai 2000 zu rechnen.
Börse in Tokio schließt etwas leichter
Mit leichteren Kursen sind die Tokioter Aktien am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Der Nikkei-225-Index büßte 0,7 Prozent oder 73 Yen ein auf 10.779, der Topix fiel um 0,8 Prozent oder 8 Zähler auf 1.050. Zu den großen Verlierern gehörte der japanische Unterhaltungselektronikkonzern Sony, dessen Titel im Handelsverlauf um mehr als 1,6 Prozent nachgaben. Sony hatte am Mittwoch für das abgelaufene Quartal einen Gewinnrückgang von mehr als 26 Prozent vermeldet. Am Donnerstag wurden unter anderem noch Ergebnisse von Toshiba, Nintendo und NEC erwartet.
Aktien Hongkong mittags sehr schwach
Sehr schwach tendieren die Aktien in Hongkong am Donnerstagmittag (Ortszeit). Der Hang-Seng-Index (HSI) verzeichnet zum Ende der ersten Sitzungshälfte ein Minus von 1,7 Prozent oder 223 Punkten auf 13.208. Die Gewinnmitnahmen würden weiter anhalten, berichten Marktbeobachter. Der HSI liege im Vergleich zum Stand Ende Dezember noch 5 Prozent im Plus. Händler schließen nicht aus, daß der HSI weiter fällt, doch sei auch eine Erholung möglich, heißt es. Die Geflügelgrippe könne auch ebenso schnell wie sie gekommen sei wieder verschwinden. Zudem minderten die fallenden Kurse die Furcht vor Platzierungen. Die Angst vor den Konsequenzen der Geflügelgrippe führt zu Abgaben vor allem bei Titeln mit Bezug zur Tourismusindustrie: Cathay geben 2,1 Prozent auf 13,90 Hong Kong Dollar nach, und Wharf zählen mit einem Abschlag von 5,5 Prozent auf 23,85 Hong Kong Dollar zu den deutlichsten Verlierern.
Kursbewegungen im nachbörslichen amerikanischen Aktienhandel
Etwas freundlicher präsentierten sich die Notierungen am Mittwoch im nachbörslichen Geschäft in Amerika. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator legte 0,08 Prozent auf 1.492,79 Punkte zu.
Die Aktien von JDS Uniphase haben am Mittwoch nachbörslich nachgegeben. Das Unternehmen hatte Zahlen zum zweiten Quartal veröffentlicht, die über den Prognosen der Analysten lagen. Für das dritte Quartal rechnet JDS nach eigenen Angaben mit Zahlen, die den Markterwartungen entsprechen. JDS sanken um 2,2 Prozent auf 4,93 Dollar. Zwischenzeitlich waren die Titel bis auf 4,70 Dollar gefallen.
Unter starken Verkäufen hatten nachbörslich auch die Titel von Veritas zu leiden. Das Unternehmen hatte zwar die Prognosen für das vierte Quartal geschlagen, konnte die Marktteilnehmer mit den Umsatz- und Gewinnschätzungen für das erste Quartal nicht zufriedenstellen. Veritas erwartet für diesen Zeitraum einen Gewinn je Aktie von 0,17 bis 0,20 Dollar. Analysten waren bislang von 0,21 Dollar ausgegangen. Die Aktien brachen um 12,8 Prozent auf 31,80 Dollar ein.
Auch Chiron standen nach anfänglichen Gewinnen nachbörslich auf der Verliererseite, die Titel fielen um 0,2 Prozent auf 51,15 Dollar, nachdem das Unternehmen ebenfalls Quartalszahlen vorgelegt hatte. Die Zahlen zum vierten Quartal hatten mit einem Gewinn von 0,61 Dollar je Aktie bei einem Umsatz von 554,6 Millionen Dollar den Erwartungen der Analysten entsprochen.
Wall Street schließt schwach
Mit einem Kurssturz von rund 140 Punkten innerhalb weniger Minuten hat der Dow-Jones-Index am Mittwoch auf die veränderte Formulierung der Fed zu ihrer Geldpolitik reagiert. Die Quartalsergebnisse der Unternehmen hätten im späten Geschäft an Wall Street keine Rolle mehr gespielt, sagten Marktteilnehmer.
Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte schloss mit einem Minus von 1,3 Prozent oder 142 Punkten auf 10.468, nachdem er bis 20 Uhr MEZ noch Gewinne verbucht hatte. Der S&P-500 fiel um 1,4 Prozent oder 16 auf 1.128 Punkte. Der Nasdaq-Composite-Index rutschte um 1,8 Prozent oder 39 Punkte auf 2.077 ab.
Bis zur Bekanntgabe der Zinsentscheidung sei der Handel ruhig und ohne größere Kursausschläge verlaufen, hieß es von Beobachtern. Die Bestätigung der als Leitzins dienenden Fed Funds Rate von einem Prozent habe der Markt erwartet. Doch dann ersetzte die Fed die Formulierung, sie könne ihre akkomodierende Geldpolitik für beträchtliche Zeit fortsetzen, mit „die Fed könne sich bei der Abkehr von dieser Politik Zeit lassen“. Daraufhin brachen die Notierungen ein.
Dieser Richtungswechsel könnte die derzeitige Aktienrally zum Halten bringen, begründeten Marktteilnehmer die scharfe Reaktion. Viele Anleger hätten die Formulierung “für eine beträchtliche Zeit“ als eine Art Garantieschein betrachtet. “Die Veränderung in der Wortwahl könnte sich daher in den kommenden Tagen auf das Verhalten der Anleger auswirken. Wer nach einer Begründung sucht, um Gewinne mitzunehmen, dem hat die Fed nun eine gegeben“, sagt ein Händler.
Ein anderer Teilnehmer wies jedoch darauf hin, daß die Fed ihre Formulierung geändert habe, weil sich die Konjunktur erhole und sich die Unternehmensgewinne im Einklang damit verbesserten. “Und solide Geschäftszahlen werden den Markt längerfristig antreiben, was bedeutet, daß die Aktien-Verkäufe nicht lange anhalten dürften“, sagte er.
Im Dow-Jones-Index waren Hewlett-Packard mit minus 5,2 Prozent auf 24,28 Dollar die größten Verlierer. Alcoa büßten 4,1 Prozent auf 33,78 Dollar ein und Home Depot 3,1 Prozent auf 34,84 Dollar. Procter & Gamble fielen um 0,6 Prozent auf 98,62 Dollar. Der Gewinn des Konzerns im zweiten Quartal war zwar um 22 Prozent gestiegen, die operativen Margen lagen jedoch unter den Prognosen der Analysten. Auf der Gewinnerseite fanden sich hingegen Dupont mit einem Plus von 2,6 Prozent auf 43,67 Dollar. Daneben verbuchten nur Altria und Merck leichte Aufschläge. Altria verteuerten sich um 1,2 Prozent auf 55,65 Dollar nach der Bekanntgabe eines 18-prozentigen Nettogewinn-Anstiegs im vierten Quartal.
Time Warner gaben um 4,5 Prozent auf 17,96 Dollar nach. Der Medienkonzern hatte zwar im vierten Quartal einen Gewinn ausgewiesen Die Sparte AOL meldete jedoch rückläufige Umsätze und sinkende Abonnentenzahlen. Dagegen hat Amazon.com zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte für ein Geschäftsjahr einen Gewinn gemeldet. Investoren hatten aber noch bessere Nachrichten erwartet, die Aktie fiel um 6,8 Prozent auf 51,96 Dollar zurück.
Amerikanische Anleihen schließen nach FOMC-Kommentar sehr schwach
Die ameirkanischen Anleihen sind am Mittwoch in New York infolge einer veränderten Formulierung der amerikanischen Notenbank über die mögliche Fortdauer ihrer akkomodierenden Geldpolitik eingebrochen. Sowohl die zehnjährige Anleihe als auch die 30-jährige Treasury lagen zwischenzeitlich mit deutlich mehr als einem Pprozentpunkt im Minus, erholten sich dann aber wieder etwas von ihren Tiefstständen. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,250 Prozent fielen um 29/32 auf 100-15/32, die Rendite stieg von 4,076 auf 4,19 Prozent. Die mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury stürzte um einen Prozentpunkt auf 105 15/32. Seine Rendite legte von 4,938 auf 5,004 Prozent.
Der Markt habe zwar damit gerechnet, daß der Offenmarktausschuß (FOMC) den als Leitzins dienenden Zielsatz für Fed Funds unverändert bei 1,00 Prozent belässt, hieß es. Das Gremium strich allerdings unerwartet die seit August 2003 regelmäßig verwendete Formulierung, es könne ihre akkomodierende Geldpolitik für “beträchtliche Zeit“ aufrecht erhalten, durch jene, die Fed könne sich bei der Abkehr von eben dieser Politik Zeit lassen. Die neuen Worte signalisierten, daß eine Zinserhöhung möglicherweise näher bevorstehe als bislang angenommen, hieß es. Damit seien diejenigen Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt worden, die die Zinsentscheidung im Vorfeld als “Non-Event“ erwartet hatten, hieß es.
Die Rendite der zehnjährigen Anleihe schoß bis auf 4,26 Prozent nach oben, die der 30-jährigen durchbrach die 5,0 Prozent. “Das war ein schriller Weckruf für den Markt“, sagte ein Händler. “Die Fed sieht offenbar eine Verbesserung der Konjunktur, sonst hätte sie das nicht getan.“ Die Fed-Funds-Futures preisten die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung um 25 Basispunkte bei der FOMC-Sitzung am 29. und 30. Juni zu 80 Prozent ein. Zuvor hatte die Marktmeinung eine Zinsanhebung frühestens im September für möglich gehalten.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.