Dienstag, 24. Juni 2003 08:30
Zum Wochenstart legten die deutschen Aktienmärkte den Rückwärtsgang ein. Neben den schwachen US-Börsen hatten insbesondere die noch nicht überschaubaren Folgen des Streiks in der ostdeutschen Metallindustrie die deutschen Märkte belastet. Heute und morgen rechnen Marktbeobachter mit einer Seitwärtsbewegung an den Börsen. Denn die erwartete Zinssenkung der US-Notenbank wird zur Wochenmitte nach dem deutschen Börsenschluss verkündet. Ob es am Donnerstag dann zu einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung kommt ist sehr umstritten. Eine Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte ist bereits zum größten Teil in den Kursen eingepreist. Ein Zinsschritt um 50 Basispunkte wäre wohl die letzte Lockerung, denn dann wären die Realzinsen (Leitzins minus Inflationsrate) negativ. Ob dies das Vertrauen der Anleger stärken würde und eine nachhaltige Stimulierung der weltgrößten Volkswirtschaft bewirken könnte ist fraglich.
Die Banken und Handelshäuser sehen den deutschen Aktienindex mit leichten Kursaufschlägen in den Dienstag-Handel starten. Die Citibank erwartet eine DAX-Eröffnung bei 3.199 Zählern, Lang & Schwarz sieht den wichtigsten heimischen Börsenindex gegen Handelsbeginn bei 3.190 Punkten.
Nach dem schwachen Börsenschluss in den USA signalisieren die Terminkontrakte der wichtigsten US-Indizes leichte Abschläge gegenüber dem Montag. Gegen 08:00 Uhr tendierte der NASDAQ-Future mit einem Minus von 0,1 Prozent bei 1.203 Punkten, der S&P-Future markierte ebenso einen leichten Abschlag von 0,1 Prozent bei 978 Zählern.
Die deutschen Aktienmärkte beendeten den Handel am Montag mit Kursverlusten. Der DAX fiel am Ende um 1,6 Prozent auf 3.186 Zähler, der MDAX musste ebenso einen Abschlag von 1,1 Prozent auf 3.489 Punkte verbuchen. Der TecDAX fiel um 2,0 Prozent auf 424 Zähler. Wie das Handelsblatt berichtete, denkt die Deutsche Börse "ernsthaft" über eine Verkürzung der Handelszeiten nach. Dies sei die Konsequenz des wenig erfolgreichen Abendhandels, über den sich bereits Banken und Händler beschwert hatten. Immerhin werden in den Stunden zwischen 17.30 Uhr und 20.00 Uhr nur ca. 7 Prozent der Tagesorders durchgeführt. Institutionelle würden den Handel bereits gegen 17:30 Uhr verlassen. Die Handelszeit an der Frankfurter Börse war Mitte 2000 in Folge des Börsenbooms von 17.30 Uhr auf 20.00 Uhr verlängert worden. Wie das Handelsblatt weiter berichtet, gibt es Gerüchte, wonach die Börse über eine Verkürzung auf 17.30 Uhr ab Dezember nachdenkt. Mit elf Sunden ist die Handelszeit in Deutschland länger als an allen anderen wichtigen Börsenplätzen. In den USA wird täglich nur 6,5 Stunden gehandelt. Die Deutsche Lufthansa gab am Wochenende bekannt, dass der Kranich-Konzern nach der vorläufigen SARS- Entwarnung seitens der Weltgesundheitsorganisation WHO sein Flugangebot in Richtung Asien wieder aufstocken wolle. Demnach bietet die Lufthansa ab Juli wieder 19 wöchentliche Flug-Verbindungen nach China an. Ab August sollen dann wieder die Metropolen Hongkong und Peking täglich angeflogen werden. Aktuell werden diese beiden Städte nur dreimal in der Woche angeflogen.
Die beiden Leitindizes der US-Börsen haben gestern leichter geschlossen. Während der Dow Jones einen Abschlag von 1,4 Prozent bei 9.072 Punkten hinnehmen musste, verlor der NASDAQ Composite-Index ebenso um 2,1 Prozent und schloss bei 1.610 Zählern. Für den Internet-Shop Amazon war der Start des fünften Bandes der Harry Potter Serie ein großer Erfolg. Wie das Unternehmen bekannt gab, wurden zum Verkaufsstart über eine Million Bücher in den USA ausgeliefert. Weltweit verzeichnete Amazon bislang 1,3 Millionen Bestellungen. Für Amazon ist dies die größte Auslieferung eines Produktes an einem einzigen Tag. Bislang war der vierte Teil mit 410.000 ausgelieferten Exemplaren der Rekordhalter. Dass Amazon in den USA so viele Harry Potter Käufer angelockt hat, lässt sich vor allem mit dem Preisnachlass von 40 Prozent erklären. Statt 29,99 Dollar kostet das Buch bei Amazon nur 17,99 Dollar. Das US-Biotech-Unternehmen Biogen, das mit IDEC Pharmaceuticals fusionieren will, senkte seine Ergebnisprognose infolge geringer Lizenzumsätze mit seinem Leukämie -Medikament INTRON. Demnach wurde die Prognose für den operativen Gewinn im zweiten Quartal von ursprünglich 38 bis 44 Cents je Aktie auf nun 32 bis 38 Cents pro Aktie zurück genommen. Für das Gesamtjahr 2003 hält das Unternehmen an seiner Prognose von 1,72 bis 1,85 Dollar je Anteilschein fest, wobei die Ergebnisse der einzelnen Quartale unregelmäßig ausfallen würden. Analysten rechnen durchschnittlich mit einem operativen Gewinn je Aktie in Höhe von 42 Cents im zweiten Quartal und 1,79 Dollar im Gesamtjahr.
Aus konjunktureller Sicht werden heute in Wiesbaden vom Statistischen Bundesamt die Zahlen für das Bauhauptgewerbe für April veröffentlicht. In Berlin findet die Pressekonferenz des Instituts der deutschen Wirtschaft über die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage statt. In Washington ist heute der erste Tag der geldpolitischen Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank (Fed). Weiter wird aus Washington das Verbrauchervertrauen für Juni erwartet. In Frankreich stehen die Verbraucherpreise für Mai auf dem Programm.
Von Seiten der Unternehmen werden heute Nachrichten von der aap Implantate AG, digital advertising AG, FedEx Corp., Girindus AG, I-D Media AG, IFCO Systems N.V., Kontron Embedded Computers AG, MANIA Technologie AG, Mannheimer AG Holding, Roche Holding AG, STADA Arzneimittel AG, Bayer AG, Revell AG, Steag AG, Germanischer Lloyd AG, GFN AG, E.ON Bayern AG, Palm Inc. und der Woolworths Group erwartet.