ArtStor - kein „Kapitalspeicher“
Am 11. Juli vergangenen Jahres ging ArtStor an den Neuen Markt. Doch Grund zur Freude bestand bei den Anlegern nur vorübergehend. Nach einem Höhenflug auf bis zu 31 Euro am 2. August ging es stetig bergab. Ist die Aktie heute ein Schnäppchen?
ArtStor entwickelt, produziert und vertreibt digitale Speicherlösungen für mittelständische Unternehmen. Das IT-Unternehmen will durch die Focussierung auf den Mittelstand den harten Wettbewerb mit finanzkräftigen Großunternehmen wie EMC oder Compaq weitgehend umgehen und dennoch von einem erwarteten globalen Marktwachstum von rund 60 % in den kommenden Jahren profitieren. Seit dem Börsengang machte das Unternehmen allerdings mehrfach durch negative Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Bereits kurz nach dem Börsengang wurden zwei von drei Vorstandsposten neu besetzt. Am 30. April gab ArtStor bekannt, daß der erst sieben Monate zuvor zum Vorstand für Marketing und Vertrieb berufene Erik Reiner am 30. September 2001 aus dem Unternehmen ausscheiden und bis zu diesem Termin von seinen Aufgaben freigestellt werde. Am 23. Mai verhängte die Deutsche Börse erste Geldstrafen an Unternehmen des Neuen Marktes, die den Jahresabschluß verspätet oder noch gar nicht abgegeben hatten. Neben ADVA und Prodacta wurde auch ArtStor mit 50.000 Euro belegt. Einen Monat später teilte ArtStor mit, daß Britt Wiedenhöft, Vorstandsvorsitzende und mit 66,1 % Mehrheitsaktionärin von ArtStor, aus „persönlichen, privaten Gründen mit sofortiger Wirkung aus dem Unternehmen ausscheidet“. Somit hat der komplette Vorstand das Unternehmen seit dem Börsengang verlassen. Derzeit leitet bis auf weiteres Teja Prelle, Mitgründer von ArtStor, als Alleinvorstand die Geschicke des Unternehmens.
Mit einem Umsatz von 12,2 Mio. Euro für das Jahr 2000 verfehlte ArtStor den beim Börsengang avisierten Umsatz in Höhe von 23,4 Mio. Euro deutlich. Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) enttäuschte, so daß die Nord/LB, Konsortialführer beim Börsengang von ArtStor, den Titel Anfang Mai von „Akkumulieren“ auf „Halten“ und im Juni auf „Reduzieren“ herabstufte. Nach der Akquisition der ebenfalls im Bereich Data Storage-Lösungen tätigen Zeta AG aus Unterschleißheim bei München am 2. Januar 2001 gelang es ArtStor, den Umsatz im ersten Quartal 2001 auf 25,3 Mio. Euro zu katapultieren. Zeta allein erzielte im Geschäftsjahr 2000 jedoch bereits einen Umsatz von rund 51 Mio. Euro, so daß ein Großteil der Umsatzsteigerung auf die Übernahme zurückzuführen ist. Das EBIT betrug -1 Mio. Euro, nach 0,03 Mio. Euro im ersten Quartal des Vorjahres. Bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 30. April bekräftigte das Unternehmen die bisherigen Planzahlen für das Jahr 2001: Der Umsatz soll 85 Mio. Euro steigen, was akquisitionsbereinigt einem Zuwachs von 35 % entsprechen würde. Dabei soll ein operatives Ergebnis von 3,9 Mio. Euro erwirtschaftet werden.
Die ArtStor-Unternehmensgruppe zählt derzeit über 1.600 Unternehmen, Systemhäuser, Verwaltungen und Universitäten zu ihren Kunden und ist somit spätestens nach der Übernahme der Zeta AG den Kinderschuhen entwachsen. Bedenklich stimmt allerdings die Liquiditätssituation der Gesellschaft. In den zwölf Monaten bis zum 31. März 2001 erzielte ArtStor aus der laufenden Geschäftstätigkeit einen negativen Cash Flow in Höhe von 2,4 Mio. Euro. Zum 31. März verblieb ArtStor ein Kassenbestand von 3,2 Mio. Euro. Die gesamten kurzfristigen Verbindlichkeiten lagen mit 23,7 Mio. Euro bereits über dem Wert des Umlaufvermögens in Höhe von 20 Mio. Euro. ArtStor täte also gut daran, seine Prognose eines positiven Ergebnisses im Jahr 2001 auch zu erreichen. Sollte das Unternehmen weiter Verluste schreiben, droht die Zahlungsunfähigkeit.
Insgesamt macht nicht nur das Zahlenwerk des Unternehmens einen äußerst schlechten Eindruck, auch der Quartalsbericht für das erste Quartal ist alles andere als ordentlich: Die Umsatzsteigerung wird nur absolut und nicht akquisitionsbereinigt genannt. Zudem werden lediglich die Zahlen der „Artstor-Gruppe“ genannt, Zeta wird nicht separat aufgeführt.
Bei einem Kurs von 0,80 Euro beträgt die Marktkapitalisierung von ArtStor 5,6 Mio. Euro. Diese ist selbst für den krisengeschüttelten Neuen Markt vergleichsweise gering. Aufgrund der Inkonsistenz der Unternehmensführung, der mehrfachen Planzahlenverfehlung und der Gefahr, daß sich ArtStor mit der Akquisition der Zeta AG übernommen hat, sollte das Papier gemieden werden.
Quelle: GP
Am 11. Juli vergangenen Jahres ging ArtStor an den Neuen Markt. Doch Grund zur Freude bestand bei den Anlegern nur vorübergehend. Nach einem Höhenflug auf bis zu 31 Euro am 2. August ging es stetig bergab. Ist die Aktie heute ein Schnäppchen?
ArtStor entwickelt, produziert und vertreibt digitale Speicherlösungen für mittelständische Unternehmen. Das IT-Unternehmen will durch die Focussierung auf den Mittelstand den harten Wettbewerb mit finanzkräftigen Großunternehmen wie EMC oder Compaq weitgehend umgehen und dennoch von einem erwarteten globalen Marktwachstum von rund 60 % in den kommenden Jahren profitieren. Seit dem Börsengang machte das Unternehmen allerdings mehrfach durch negative Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Bereits kurz nach dem Börsengang wurden zwei von drei Vorstandsposten neu besetzt. Am 30. April gab ArtStor bekannt, daß der erst sieben Monate zuvor zum Vorstand für Marketing und Vertrieb berufene Erik Reiner am 30. September 2001 aus dem Unternehmen ausscheiden und bis zu diesem Termin von seinen Aufgaben freigestellt werde. Am 23. Mai verhängte die Deutsche Börse erste Geldstrafen an Unternehmen des Neuen Marktes, die den Jahresabschluß verspätet oder noch gar nicht abgegeben hatten. Neben ADVA und Prodacta wurde auch ArtStor mit 50.000 Euro belegt. Einen Monat später teilte ArtStor mit, daß Britt Wiedenhöft, Vorstandsvorsitzende und mit 66,1 % Mehrheitsaktionärin von ArtStor, aus „persönlichen, privaten Gründen mit sofortiger Wirkung aus dem Unternehmen ausscheidet“. Somit hat der komplette Vorstand das Unternehmen seit dem Börsengang verlassen. Derzeit leitet bis auf weiteres Teja Prelle, Mitgründer von ArtStor, als Alleinvorstand die Geschicke des Unternehmens.
Mit einem Umsatz von 12,2 Mio. Euro für das Jahr 2000 verfehlte ArtStor den beim Börsengang avisierten Umsatz in Höhe von 23,4 Mio. Euro deutlich. Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) enttäuschte, so daß die Nord/LB, Konsortialführer beim Börsengang von ArtStor, den Titel Anfang Mai von „Akkumulieren“ auf „Halten“ und im Juni auf „Reduzieren“ herabstufte. Nach der Akquisition der ebenfalls im Bereich Data Storage-Lösungen tätigen Zeta AG aus Unterschleißheim bei München am 2. Januar 2001 gelang es ArtStor, den Umsatz im ersten Quartal 2001 auf 25,3 Mio. Euro zu katapultieren. Zeta allein erzielte im Geschäftsjahr 2000 jedoch bereits einen Umsatz von rund 51 Mio. Euro, so daß ein Großteil der Umsatzsteigerung auf die Übernahme zurückzuführen ist. Das EBIT betrug -1 Mio. Euro, nach 0,03 Mio. Euro im ersten Quartal des Vorjahres. Bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 30. April bekräftigte das Unternehmen die bisherigen Planzahlen für das Jahr 2001: Der Umsatz soll 85 Mio. Euro steigen, was akquisitionsbereinigt einem Zuwachs von 35 % entsprechen würde. Dabei soll ein operatives Ergebnis von 3,9 Mio. Euro erwirtschaftet werden.
Die ArtStor-Unternehmensgruppe zählt derzeit über 1.600 Unternehmen, Systemhäuser, Verwaltungen und Universitäten zu ihren Kunden und ist somit spätestens nach der Übernahme der Zeta AG den Kinderschuhen entwachsen. Bedenklich stimmt allerdings die Liquiditätssituation der Gesellschaft. In den zwölf Monaten bis zum 31. März 2001 erzielte ArtStor aus der laufenden Geschäftstätigkeit einen negativen Cash Flow in Höhe von 2,4 Mio. Euro. Zum 31. März verblieb ArtStor ein Kassenbestand von 3,2 Mio. Euro. Die gesamten kurzfristigen Verbindlichkeiten lagen mit 23,7 Mio. Euro bereits über dem Wert des Umlaufvermögens in Höhe von 20 Mio. Euro. ArtStor täte also gut daran, seine Prognose eines positiven Ergebnisses im Jahr 2001 auch zu erreichen. Sollte das Unternehmen weiter Verluste schreiben, droht die Zahlungsunfähigkeit.
Insgesamt macht nicht nur das Zahlenwerk des Unternehmens einen äußerst schlechten Eindruck, auch der Quartalsbericht für das erste Quartal ist alles andere als ordentlich: Die Umsatzsteigerung wird nur absolut und nicht akquisitionsbereinigt genannt. Zudem werden lediglich die Zahlen der „Artstor-Gruppe“ genannt, Zeta wird nicht separat aufgeführt.
Bei einem Kurs von 0,80 Euro beträgt die Marktkapitalisierung von ArtStor 5,6 Mio. Euro. Diese ist selbst für den krisengeschüttelten Neuen Markt vergleichsweise gering. Aufgrund der Inkonsistenz der Unternehmensführung, der mehrfachen Planzahlenverfehlung und der Gefahr, daß sich ArtStor mit der Akquisition der Zeta AG übernommen hat, sollte das Papier gemieden werden.
Quelle: GP