greenspan-rede dürfte doch bald verpufft sein, oder?
07.02.2005 10:52
Greenspan redet den Dollar hoch von Mark Ehren
Der Chef der US-Notenbank Alan Greenspan hat bei den Anlegern neue Dollar-Fantasie entfacht. Gegenüber dem Euro stieg die US-Währung auf den höchsten Stand seit drei Monaten.
Alan Greenspan
Umgekehrt betrachtet, gab die Gemeinschaftswährung zu Wochenbeginn bis auf 1,28 Dollar nach. Am Freitag hatte sich Greenspan optimistisch zum Abbau des US-Leistungsbilanzdefizits geäußert und damit die Sorge reduziert, dieses Defizit sei langfristig nicht finanzierbar. Diese Befürchtung ist einer der Gründe für die seit drei Jahren andauernde Talfahrt des US-Dollars.
Schon seit Jahren importieren die Vereinigten Staaten mehr Güter und Dienstleistungen, als sie ausführen. Das Ergebnis ist ein chronisches Defizit in der Leistungsbilanz, das im vergangenen Jahr einen Rekordwert von fast 600 Milliarden Dollar oder mehr als fünf Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts erreicht haben dürfte. Genau Zahlen werden am 16. März veröffentlicht. Um diese überschüssigen Leistungen zu bezahlen, braucht die amerikanische Volkswirtschaft gewaltige Kapitalzuflüsse aus dem Ausland - die kaum vorstellbare Summe von über zwei Milliarden Dollar pro Börsentag.
Auch zu einem weiteren Belastungsfaktor, der eventuell schwindenden Rolle des Dollars als Haupt-Reservewährung, hatte Greenspan Beruhigendes zu sagen: Er äußerte die Erwartung, dass asiatische Investoren wie die dortigen Notenbanken weiterhin Dollar-Anlagen kaufen und damit den Wechselkurs stabilisieren würden.
Charttechnische Entscheidung steht an Durch den Kursanstieg des Dollar hat sich die charttechnische Situation zugespitzt. Mittlerweile droht der Euro nachhaltig unter 1,29 Dollar zu fallen. Diese Marke hatte der Euro nach langem Kampf im Herbst vergangenen Jahres nach oben durchbrochen. Dadurch wurde aus einem charttechnischen Widerstand eine Unterstützung (s. Chart). Danach stieg die europäische Währung bis zum Jahresende auf über 1,36 Dollar.
Noch Anfang 2004 hatte der Euro bei 1,29 ein charttechnisches Doppeltop ausgebildet und war in den folgenden Monaten bis auf unter 1,18 Dollar abgerutscht, hatte sich dann aber stabilisiert.
Auch auf diese Marke hatten charttechnisch orientierte Anleger ein Auge geworfen. Denn der Eröffnungskurs der Gemeinschaftswährung hatte Anfang 1999 bei 1,1789 Dollar gelegen. Außerdem war der Euro Mitte 2003 in diesem Bereich abgeprallt und war von dem damaligen Rekord-Niveau bis auf 1,08 Dollar gefallen.
In der Vergangenheit hat die Charttechnik beim Euro-Dollar-Verhältnis also relativ zuverlässig funktioniert. Die Chancen dürften also nicht schlecht stehen, dass die derzeitige Schwächephase der Gemeinschaftswährung bald wieder vorbei ist.