Die Neuordnung der Weltpolitik seit dem 11. September hat einige Staaten von Außenseitern zu wichtigen Partnern des Westens gemacht. Banker registrieren wachsendes Interesse der Investoren an China, Russland und der Türkei. Für Anleger birgt der Kampf gegen den Terror zwar große Risiken, aber auch Chancen.
DÜSSELDORF / FRANKFURT/M. In London, Bosnien, Pakistan und auf den Philippinen wurden am Wochenende Verdächtige verhaftet, die angeblich mit der Terrorgruppe El Kaida in Verbindung stehen. In Bagdad spricht die arabische Liga derzeit mit Diktator Saddam Hussein – laut Medienberichten auch über die Gefahr eines neuen Krieges mit den USA. Und in Peking bereitet Chinas Führung sich auf den Besuch von US-Präsident George W. Bush im Februar vor. Experten hoffen auf eine gefestigte Verbindung zwischen der kommunistischen Großmacht und dem Zentrum des Kapitalismus.
Weltpolitik beeinflusst auch das Börsengeschehen
Was heißt das alles für Anleger? Zwar erscheinen politische Meldungen nur selten im Finanzteil. Trotzdem beeinflusst die Weltpolitik das Börsengeschehen – erst recht seit den Anschlägen am 11. September in den USA. „Anleger dürfen die politischen Risiken nicht ignorieren“, sagte Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank kürzlich in Frankfurt.
Die Attentate haben die Unsicherheit erhöht, was Konjunktur und Börsen belastet. Einige Länder profitieren aber von der Neuordnung der Weltpolitik: So sind China, Russland und die Türkei durch die Antiterror-Allianz näher an den Westen herangerückt – was Anlegern Chancen eröffnet. Machtpolitisch motivierte Investments eignen sich aber nur für mutige Anleger. Denn die neuen Favoriten sind für Investoren ein heißes Pflaster – und in der Politik wechseln Koalitionen schnell.
Interesse der Investoren an China ist gestiegen
„Die Beziehungen zwischen China und den USA haben sich stark verbessert“, sagt Chinaexperte Alistair Newton von Lehman Brothers. Gleichzeitig sei das Interesse ausländischer Investoren an China enorm gestiegen. „Den USA ist es äußerst wichtig, dass China zur Allianz gegen den Terror gehört“, meint Nicolas Schlothauer, Chinaexperte der DGZ- Deka-Bank. Schon die geografische Lage in Zentralasien sei für die USA wichtig.
Zur Antiterror-Kooperation kommt die Aufnahme Chinas in die Welthandelsorganisation (WTO). „Profitieren werden die kapitalistischen Wirtschaftszonen von Schanghai und Hongkong und damit auch die dort ansässigen Export orientierten Unternehmen“, sagt Helmut Hubel, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Jena. Allerdings schränkt er ein: „China ist zwar als Mitglied der WTO zu einem Träger der neuen Weltordnung geworden, ist aber immer noch ein kommunistisch regiertes Land.“
Russland bildet ein Gegengewicht zur Opec
Auch Russland ist vom Außenseiter zu einem wichtigen Partner des Westens geworden. „Der Kampf gegen den Terror hat gezeigt, dass Russland bereit ist, mit den USA und Europa zusammen zu arbeiten“, sagt Dietmar Hornung, Volkswirt der DGZ-Deka-Bank. Gleich nach den Anschlägen in New York hatte der Präsident Wladimir Putin betont, sein Land garantiere die verlässliche Versorgung des Westens mit Öl und Gas. „Damit bildet Russland ein Gegengewicht zur Opec“, betont Deka- Volkswirt Hornung. Die Reaktion der von arabischen Staaten dominierten Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) gilt als unsicher, falls der Opec-Mitgliedsstaat und mutmaßliche Terror-Unterstützer Irak in die Schusslinie des Antiterror-Kampfes gerät.
„Der russische Aktienmarkt mit seinem starken Anteil von Ölwerten wird nicht nur von der Annäherung an den Westen profitieren, sondern auch von einem möglichen Ölpreisschock“, meint Michael Dicks, Chefvolkswirt für Europa bei Lehman Brothers. Deka-Experte Hornung erwartet zudem eine anhaltend positive Wirtschaftsdynamik in Russland.
„Gewinner werden in Russland vor allem die großen Energiekonzerne wie Lukoil, Yukos oder Gazprom sein“, sagt Thomas Gerhardt, Fondsmanager für Schwellenländer bei DWS.
Die Türkei profitiert vom Anti-Terrorkampf
Als weiterer Nutznießer des Antiterror-Kampfes gilt die Türkei. „Wir haben unsere äußerst negative Einschätzung gegenüber der Türkei gründlich revidiert“, so Lehman-Chefvolkswirt Dicks. Der Westen brauche die gemäßigt islamische Regionalmacht jetzt besonders dringend. Deshalb könne die Türkei vorerst auf weitere milliardenschwere Hilfe hoffen, um die tiefe Wirtschaftskrise zu überwinden. „Dadurch wirkt die Türkei zumindest auf kurze Sicht stabiler, was das Land für ausländische Investoren attraktiver macht“, sagt Dicks. Wegen seiner Nähe zum Irak könnte die Türkei jedoch von einem neuen Krieg in der Region negativ betroffen sein.
Fonds mit hohem Türkei-, Russland-, und China-Anteil: a) Deutsche Globalspectrum European Emerging Markets Fund D, WKN 693 183, Türkei 20 %, Russland 20 %. b) Baring GUF Eastern Europe Fund, WKN 986 575, Russland 30 %. c) JP Morgan Fleming Fund - China Fund, WKN 973 778.
DÜSSELDORF / FRANKFURT/M. In London, Bosnien, Pakistan und auf den Philippinen wurden am Wochenende Verdächtige verhaftet, die angeblich mit der Terrorgruppe El Kaida in Verbindung stehen. In Bagdad spricht die arabische Liga derzeit mit Diktator Saddam Hussein – laut Medienberichten auch über die Gefahr eines neuen Krieges mit den USA. Und in Peking bereitet Chinas Führung sich auf den Besuch von US-Präsident George W. Bush im Februar vor. Experten hoffen auf eine gefestigte Verbindung zwischen der kommunistischen Großmacht und dem Zentrum des Kapitalismus.
Weltpolitik beeinflusst auch das Börsengeschehen
Was heißt das alles für Anleger? Zwar erscheinen politische Meldungen nur selten im Finanzteil. Trotzdem beeinflusst die Weltpolitik das Börsengeschehen – erst recht seit den Anschlägen am 11. September in den USA. „Anleger dürfen die politischen Risiken nicht ignorieren“, sagte Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank kürzlich in Frankfurt.
Die Attentate haben die Unsicherheit erhöht, was Konjunktur und Börsen belastet. Einige Länder profitieren aber von der Neuordnung der Weltpolitik: So sind China, Russland und die Türkei durch die Antiterror-Allianz näher an den Westen herangerückt – was Anlegern Chancen eröffnet. Machtpolitisch motivierte Investments eignen sich aber nur für mutige Anleger. Denn die neuen Favoriten sind für Investoren ein heißes Pflaster – und in der Politik wechseln Koalitionen schnell.
Interesse der Investoren an China ist gestiegen
„Die Beziehungen zwischen China und den USA haben sich stark verbessert“, sagt Chinaexperte Alistair Newton von Lehman Brothers. Gleichzeitig sei das Interesse ausländischer Investoren an China enorm gestiegen. „Den USA ist es äußerst wichtig, dass China zur Allianz gegen den Terror gehört“, meint Nicolas Schlothauer, Chinaexperte der DGZ- Deka-Bank. Schon die geografische Lage in Zentralasien sei für die USA wichtig.
Zur Antiterror-Kooperation kommt die Aufnahme Chinas in die Welthandelsorganisation (WTO). „Profitieren werden die kapitalistischen Wirtschaftszonen von Schanghai und Hongkong und damit auch die dort ansässigen Export orientierten Unternehmen“, sagt Helmut Hubel, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Jena. Allerdings schränkt er ein: „China ist zwar als Mitglied der WTO zu einem Träger der neuen Weltordnung geworden, ist aber immer noch ein kommunistisch regiertes Land.“
Russland bildet ein Gegengewicht zur Opec
Auch Russland ist vom Außenseiter zu einem wichtigen Partner des Westens geworden. „Der Kampf gegen den Terror hat gezeigt, dass Russland bereit ist, mit den USA und Europa zusammen zu arbeiten“, sagt Dietmar Hornung, Volkswirt der DGZ-Deka-Bank. Gleich nach den Anschlägen in New York hatte der Präsident Wladimir Putin betont, sein Land garantiere die verlässliche Versorgung des Westens mit Öl und Gas. „Damit bildet Russland ein Gegengewicht zur Opec“, betont Deka- Volkswirt Hornung. Die Reaktion der von arabischen Staaten dominierten Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) gilt als unsicher, falls der Opec-Mitgliedsstaat und mutmaßliche Terror-Unterstützer Irak in die Schusslinie des Antiterror-Kampfes gerät.
„Der russische Aktienmarkt mit seinem starken Anteil von Ölwerten wird nicht nur von der Annäherung an den Westen profitieren, sondern auch von einem möglichen Ölpreisschock“, meint Michael Dicks, Chefvolkswirt für Europa bei Lehman Brothers. Deka-Experte Hornung erwartet zudem eine anhaltend positive Wirtschaftsdynamik in Russland.
„Gewinner werden in Russland vor allem die großen Energiekonzerne wie Lukoil, Yukos oder Gazprom sein“, sagt Thomas Gerhardt, Fondsmanager für Schwellenländer bei DWS.
Die Türkei profitiert vom Anti-Terrorkampf
Als weiterer Nutznießer des Antiterror-Kampfes gilt die Türkei. „Wir haben unsere äußerst negative Einschätzung gegenüber der Türkei gründlich revidiert“, so Lehman-Chefvolkswirt Dicks. Der Westen brauche die gemäßigt islamische Regionalmacht jetzt besonders dringend. Deshalb könne die Türkei vorerst auf weitere milliardenschwere Hilfe hoffen, um die tiefe Wirtschaftskrise zu überwinden. „Dadurch wirkt die Türkei zumindest auf kurze Sicht stabiler, was das Land für ausländische Investoren attraktiver macht“, sagt Dicks. Wegen seiner Nähe zum Irak könnte die Türkei jedoch von einem neuen Krieg in der Region negativ betroffen sein.
Fonds mit hohem Türkei-, Russland-, und China-Anteil: a) Deutsche Globalspectrum European Emerging Markets Fund D, WKN 693 183, Türkei 20 %, Russland 20 %. b) Baring GUF Eastern Europe Fund, WKN 986 575, Russland 30 %. c) JP Morgan Fleming Fund - China Fund, WKN 973 778.