Alles Scheiße

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vega2000:

Alles Scheiße

 
19.10.02 18:07

Der Bürger ist zum Zahlen da


Es war Schwindel erregend. Immer neue Ideen stiegen gleich nach der Wahl aus dem rot-grünen Lager auf. Mal sollte die Tabaksteuer erhöht werden, dann wurden Vermögen- und Erbschaftsteuer genannt. Bald geisterte eine „Weiterentwicklung“ der Ökosteuer durch den Raum. Nach langer Kakophonie ist nun eine faktische Mindeststeuer für Unternehmen vorgesehen. Alle Kursgewinne von Aktien sollen besteuert werden wie auch das Flugbenzin, die Steuer auf Erdgas wird erhöht – um nur einige Beispiele zu nennen. Alles sei im Sinne höherer Gerechtigkeit, behauptet der Kanzler.

Offenbar gibt es in der Politik bei klammen Kassen in erster Linie die Option der Steuererhöhung. Dass man auch mit Sparen ein Defizit verkleinern könnte, kommt in den Köpfen der Politiker kaum vor. Dabei hatte der Kanzler vor der Wahl das Richtige gesagt: „Steuererhöhungen sind in der gegenwärtigen Situation Gift für die Konjunktur.“ Die Worte sind längst vergessen. Die Nebenkosten für die Arbeit werden trotz gegenteiliger Versprechen zum Schaden des Arbeitsmarktes weiter steigen. Hinter den Steuererhöhungen steckt nicht nur die Not des Finanzministers, der seinen Haushalt nicht ausgleichen kann. An der wüsten Steuerdebatte nach der Wahl zeigt sich, welch zweifelhaften Begriff die Politiker vom Staat haben. Offensichtlich haben Bürger und Unternehmen für den Staat da zu sein und nicht umgekehrt.

Mehr Geld für weniger Hilfe

Die Parteien haben im Wahlkampf Versprechungen gemacht, die nicht zu bezahlen sind. In den Koalitionsrunden klagten Rot wie Grün, sie könnten sich nicht profilieren, wenn sie für Wohltaten das Geld nicht hätten. So wird der Bürger offenbar zur Kasse gebeten, damit die Parteien Raum für Selbstdarstellung haben. Dieses Spiel geht bis in die Kommunen. Die Städte seien klamm, weil die Unternehmen keine Steuern mehr zahlten, klagen die Politiker. Also beschränken sie eilig die Möglichkeit, frühere Verluste gegen spätere Gewinne der Firmen zu verrechnen. Die Stadtkämmerer sollen besser planen können. Das ist aufschlussreich: Politiker verlangen Planungssicherheit für sich selbst. Bürger und Unternehmer haben aber offenbar keinen Anspruch auf solche Rücksicht. Sie müssen sich jetzt sogar mit rückwirkenden Steuerplänen herumplagen.

Richtig ist, dass der Staat wichtige Aufgaben hat. Er muss für eine Rechtsordnung sorgen, für eine Infrastruktur wie Straßen oder Schulen und ein soziales Netz. Eine moderne Industrienation muss allen Bürgern ein menschenwürdiges Dasein garantieren, weil soziale und politische Spannungen für ökonomische Instabilität sorgen. Dafür verlangt der Staat zu Recht den Obolus der Bürger.

Doch die Idee des Sozialstaates ist fundamentalen Zweifeln ausgesetzt. Er ist nicht mehr bezahlbar und deswegen eine Fiktion. Er ist sogar weitgehend ungerecht. Seine hohen Steuern und Lohnnebenkosten lähmen die Wirtschaft und bewirken, dass Millionen von Menschen keinen Arbeitsplatz finden. Es hat lange gedauert, bis die deutschen Politiker offiziell das Ende der Vollversorgung eingestanden und den Bürgern ehrlich gesagt haben, dass sie nun zu ihrer Altersversorgung auch selbst beitragen müssen. Trotzdem tut der Berliner Staat so, als habe er soeben seine Leistungen erhöht und dürfe deshalb auch höhere Opfer vom Bürger fordern.

Gesundes Misstrauen

Das liberale Wirtschaftsmodell der USA ist für Deutschland kaum tauglich. Niemand würde hier die sozialen Ungerechtigkeiten Amerikas akzeptieren. Doch in ihrem Verhältnis zum Staat taugen die Amerikaner als Vorbild. Sie misstrauen ihrer Obrigkeit traditionell, obwohl sie viel größere Patrioten sind als die Europäer. Schon als die alten Siedler westwärts zogen, konnte ihnen keine Regierung in Washington gegen Kälte, Stürme oder Indianer beistehen. Noch heute erwarten sie wenig von Präsidenten oder Gouverneuren. Umgekehrt aber haben die Politiker von den Bürgern nicht viel zu erwarten. Folglich wissen die Regierungen in Washington D.C. oder den Bundesstaaten, dass sie dem Bürger zurückhaltend entgegentreten müssen, wenn sie höhere Steuern von ihm wollen. Eine Welle offener und versteckter Steuererhöhungen, wie sie jetzt von Berlin beschlossen wurde, wären in den USA kaum denkbar. Bürger und Medien würden einen Aufstand machen. Die Deutschen sollten ihr Verhältnis zu „Vater Staat“, der alles regelt, auf den Müllhaufen der Geschichte werfen. Die Vorstellung stammt noch aus Feudalzeiten und ist unglaubwürdig.

Der Sozialstaat der bundesdeutschen Nachkriegszeit war im Recht, wenn er seinen Bürgern in die Tasche griff. Er konnte Gegenleistungen bieten: Aufschwung und soziale Sicherheit des einzelnen. Der heutige Staat ist seinen Sozialaufgaben nicht mehr gewachsen und setzt sich dem Vorwurf der Anmaßung aus, wenn er so forsch in die Taschen der Bürger greift wie in diesen Tagen. Mehr Geld zu verlangen für weniger Leistung ist kaum ein Erfolgsmodell. Diese Politik hat keine Zukunft, weil sie keine Jobs schafft und keinen Respekt hat vor der Leistung und dem Eigentum der Bürger.
Sueddeutsche
Alles Scheiße 822676
Schnorrer:

Keine Steuerhöhungen würde bedeuten,

 
19.10.02 18:17
die Schwächsten der Gesellschaft in das Verhungern abzudrücken. Die Rentner, die alleinerziehenden Mütter, die Arbeitslosen, die Sozialhilfeempfänger, die Grundschullehrer, die Beamten des niederen Dienstes ... usw. usw.

Das hatten wir schonmal in Dtld: da hat man sich der Soziallasten per Krieg entledigt durch Vernichtung von 18 mio (offiziell 8 mio) Deutsche.

Ihr habt die Wahl: weiterjammern oder Krieg führen mit Selbstentsorgung.


Arschgesichter. Rot-Grün ist das beste, was Dtld. passieren konnte.
MOTORMAN:

1 x gut analysiert

 
19.10.02 18:27
d.h., du hast ja eigentlich nur die Fakten aufgezählt, brauch man echt nicht groß zu analysieren - sollten jedem klar sein.

Grüße aus Mainz
m o t o r m a n
knipser 2:

schnorrer,hast du etwa das motto aus der DDR

 
19.10.02 18:33
für dich entdeckt??????

    LIEBER ROT ALS TOD

wenn es so weitergeht mit der gleichmeierei,ist es nur noch ein steinwurf bis zu deinem szenario.denn dann haben wir wirklich nur noch die wahl zwischen extrem rechts o. extrem links.wie beides aussieht,hat uns ja die geschichte der letzten 100j gezeigt.solange die wähler die mitte wählen(laut parteiprogramm),aber immer nach den wahlen nur rechts o. links sehen,solange geht die herde eben auf den abgrund zu.
cu,knipser
Schnorrer:

@knipser: ich liebe auch FKK

 
19.10.02 18:36
aber nur wenns freiwillig geschieht, und nicht aus Not.

Nackt sein, oder Flasche leer, will ich selbst entscheiden.

Ihr habt alle so fertig, Ihr habt es noch nicht begriffen.
knipser 2:

kannst du es dir aussuchen,wann FKK??

 
19.10.02 18:48
du bist nackt,wenn es gewisse leute wollen,ohne dein zutun!u. entscheiden kannst du bestenfalls,an welchen baum du pinkelst.
wenn es andere noch nicht begriffen haben,dass fertig;ihr problem.
ich für meinen teil versuche das beste daraus zu machen,nehme es mit humor,u. hab die koffer schonmal gepackt:-))
calexa:

@ schnorrer

 
19.10.02 18:57
Und Du bist Dir sicher, verstanden zu haben, wie sich die Vorschläge von Rot-Grün auf das Wirtschaftsschlußlicht Deutschland auswirken werden? Wirklich? Möchtest Du nicht nochmal darüber nachdenken - z.B. darüber, woher denn Arbeitsplätze kommen sollen, wenn hier keiner mehr welche schafft, weil die Abgaben zu hoch sind? Und was dann aus der Gleichmacherei wird?

Trink mal einen Tee, denk ein bißchen darüber nach, und dann melde Dich wieder zu Wort.

Ansonsten: Hoffentlich geht die nächste Wahl anders aus, und es besteht noch die Möglichkeit, die stümperhaften Fehler von Rot-Grün zu korrigieren.

So long,
Calexa
www.investorweb.de
Hill:

@calexa

 
19.10.02 19:17
Auch wenn die nächste Wahl anders ausgeht, die Inkompetenz bleibt. Sie verlagert sich wahrscheinlich nur in andere Bereiche!
flamingoe:

@

 
19.10.02 23:20
calexa (u.a.)- hoffentlich geht die nächste Wahl NICHT anders aus...es geht heute darum, die Fehler der damaligen Kohl-Regierung bei der "Abwicklung" der DDR aufzufangen, deswegen ist Deutschland heute "Wirtschaftsschlusslicht" und bis zur Unkenntlichkeit verschuldet, die DDR wurde meistbietend verscherbelt... an Spekulanten und Absahner. Kohl/Konsorten und Treuhandanstalt haben damals jede Chance verpasst, - alles plattgemacht und angeglichen....heute verkommen sie doch, die steuerlich subventionierten Abschreibungsobjekte, das "Hohelied" der Investitionsförderung, Musterbeispiele freier Marktwirtschaft...und der Rest der Republik bricht unter "Soli" und derSchuldenpolitik von Kohl und Co( Waigl) zusammen...warum sollte das heute unter Merkel und Stoiber - am besten mit Westerwelle als Aussenminister - besser funktionieren? Das Gegenteil wird der Fall sein....das Kapital wird sich auch sonicht in D. halten lassen. Aber was ärgere ich mich,jeder hat sowieso seine Brille... %-) mfG etc.

venetian:

hauptsache hsv hat gewonnen o.T.

 
20.10.02 01:01
opa_kosto:

Ich fand den Beitrag von Vega sehr gut...

 
20.10.02 04:14
Denn hier geht es ja nicht um die vordergründige Frage, ob Rot-Grün oder Schwarz-Gelb. Mensch, Leute, macht euch frei von diesen parteipolitischen und ideologischen Fixierungen! Aber der Hintergrund der Schwächen unseres Systems in Deutschland bzw. auch teilweise in Europa wurde in Vega´s Beitrag deutlich: Wir sind fixiert auf die Idee, dem Menschen die Verantwortung für sein eigenes Schicksal abzunehmen. Der Staat muss für alles sorgen. Wenn der Einzelne nicht sein Leben in die Hand nimmt, nehmen kann ODER NEHMEN WILL(!!!), springt der Staat bei uns ein und sorgt für ihn. Und das ohne jede Gegenleistung.

Frage: Ist das natürlich? Ist das sinnvoll? Ist das wirtschaftlich machbar? Ist das finanzierbar? Offensichtlich nicht! Und überhaupt: Ist das in einer modernen Gesellschaft noch wünschenswert? Hier redet niemand von den wirklich Bedürftigen, die selbstverständlich der Solidarität der Gemeinschaft bedürfen. Aber ist ein solcher Sozialstaat finanzierbar, wo es sich eher lohnt, nichts zu riskieren, als sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen? Ich denke nein! Wir sehen es ja zur Zeit in Deutschland, wo wir am Ende unserer Möglichkeiten angekommen sind und diejenigen, die das System finanzieren, kaum noch weiter abgeschröpft werden können.

Mit Recht wurde auf das amerikanische Gegenmodell hingewiesen. Viele haben das noch nicht verinnerlicht. Aber die USA haben aufgrund ihrer Geschichte eine andere Auffassung von der Natur des Menschen und der Gesellschaft. Denn die USA wurden gegründet von Pionieren aus allen Nationen, Leute, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nahmen, auch auf die Gefahr hin, zu scheitern. Und diese Geschichte und die damit verbundene Einsicht in die menschliche Natur hat noch heute eine wesentliche Bedeutung in Amerika. Natürlich helfen die Amis auch den wirklich Bedürftigen, die unverschuldet in Not sind. Aber das ist eine Minderheit, das sehen die Amis sehr viel realistischer als wir. Und es gibt auch eine Menge Leute, die bei uns den bequemen Weg der staatlichen Sozialfürsorge vorziehen und lieber nichts riskieren. Das gibt es in den USA sehr viel weniger, nur in Einzelfällen. Der Staat kontrolliert die wirkliche Bedürftigkeit stärker als bei uns und verlangt auch Gegenleistung vom Einzelnen. Jemand kann in den USA höchstens 3 Jahre Sozialhilfe in Anspruch nehmen, danach erwartet man von ihm oder ihr, dass er einen Job oder Aushilfsjob findet , um selbständig zu werden. Das ist in den USA nicht so schwierig, wenn man es wirklich will. Denn anders als in Europa zählt dort Wille, Engagement und Leistung, wenn man einen Job sucht. Ein Papier oder Zertifikat und Titel wie in Deutschland, ist in Amiland weniger wichtig. Unzählige Amerikaner, egal ob sie einen akademischen oder sonstigen Abschluss oder gar keinen (!!!) haben, sind bereit, als Kellner oder Kassierer in Supermärkten oder sonstwo zu arbeiten. Und da zählt nur die Leistung, nicht das Papier. Wie gesagt, das ist der Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Denksystem.

Wir können, trotz aller Kritik am derzeitigen amerikanische Präsidenten, sehr viel von den Amis lernen. Auf jeden Fall wird diese Versorgermentalität, wie sie in Deutschland herrscht, kaum Zukunft haben, weil sie nicht mehr finanzierbar ist. Denn diejenigen, die zahlen, vor allem Leute aus dem Mittelstand, sind am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen.

MfG
opa_kosto
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