Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt

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Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt

 
17.01.06 16:26
SPIEGEL ONLINE - 17. Januar 2006, 14:27
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http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,395707,00.html

Web-Millionär im Zwielicht
 
Japans Jungstar löst Börsenbeben aus

Er wurde als Bill Gates Japans gefeiert, fiel durch respektlose Auftritte auf, kandidierte sogar fürs Parlament: Der junge Internet-Unternehmer Takafumi Horie ist eine der auffälligsten Figuren in Japans Wirtschaftsleben. Nun hat er Ärger mit den Staatsanwälten - und die Börse in Tokio brach ein.

Tokio - Ermittlungen der Tokioter Staatsanwaltschaft gegen Hories Internet-Firma Livedoor haben dem japanischen Aktienmarkt heute seine stärksten Tagesverluste seit April 2005 beschert. Der Nikkei -Index brach bis Handelsschluss um 2,8 Prozent auf 15.805,95 Zähler ein - zuvor war bekannt geworden war, dass die Büros von Livedoor durchsucht worden waren. Das Unternehmen steht im Verdacht, falsche Informationen verbreitet zu haben. Nähere Details nannten die Ermittler nicht.

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REUTERSHorie bei Pressekonferenz: Kritiker fühlen sich bestätigt 
Die Livedoor-Aktie verlor in den ersten Börsenstunden 14,4 Prozent und wurde dann vom Handel ausgesetzt. Das Unternehmen bietet über sein in Japan sehr erfolgreiches Portal verschiedenste Internetdienstleistungen an, darunter Beratung, Telekommunikation und Softwareentwicklung. Der 33-jährige Horie betonte, er und seine Firma würden mit den Ermittlern eng zusammenarbeiten.

Auch Titel des Kommunikationsunternehmens Softbank wurden in Mengen verkauft, weil Anleger Auswirkungen der Ermittlungen auf die gesamte Branche fürchteten. Softbank rasten um 11,11 Prozent auf 3840 Yen in den Keller. Titel des Konkurrenten Yahoo Japan gaben um 8,38 Prozent auf 164.000 Yen nach.

Horie, der T-Shirts Anzügen vorzieht, hatte in der Vergangenheit mehrfach für Aufsehen gesorgt. Unter anderem hatte er erfolglos versucht, ein in die Krise geratenes Baseballteam zu kaufen und ein feindliches Übernahmeangebot für das Fuji Television Network gemacht.

Rebell und Visionär - oder Nestbeschmutzer?

Wie kaum jemand vor ihm ist er in Japan damit - vor allem bei den Älteren - zum Inbegriff eines skrupellosen Casino-Kapitalisten geworden. Von seinen jüngeren Fans hingegen ließ sich Horie als Rebell gegen die Japan AG feiern - das einst harmonische Miteinander von Bossen, Bürokraten und Politikern.

Horie war zudem bei der letzten Parlamentswahl - unterstützt von den regierenden Liberaldemokratischen Partei LDP - als unabhängiger Kandidat angetreten, hatte den Sprung ins Parlament aber nicht geschafft.

In seinem Buch "Anleitung zum Reichwerden: Wie man zehn Milliarden verdient" verletzte er so ziemlich alle Tabus der konfuzianisch geprägten Nation, auch den Respekt vor dem Alter: "Das Nutzloseste sind Predigten alter Leute", lästert er. "Solche Menschen leben nur lange, haben aber keine besonderen Informationen."

Für das traditionelle Land, das seine Jugend auf strengen Paukschulen für die Aufnahme an Spitzenunis drillt, war schon Hories Werdegang ein Gräuel: Als Student sprang er frühzeitig von der elitären Universität Tokio ab. Anstatt langweilige Vorlesungen zu hören, sollten Studenten nur die wichtigsten Lehrbücher lesen, riet er, und ansonsten doch ganz einfach ihm nacheifern - "eine Firma gründen und schnell Visitenkarten mit dem Titel des Firmenchefs verteilen". Mit 23 gründete der Außenseiter die Internet-Firma "Livin' on the Edge", im 2004 benannte er sie in "Livedoor" um.

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Verkaufspanik in Tokio

 
18.01.06 12:58
SPIEGEL ONLINE - 18. Januar 2006, 06:50
URL: 
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,395792,00.html

Verkaufspanik in Tokio
 
Wirbel um Internet-Firma lässt Börse einbrechen

Die Affäre um den Internet-Star Takafumi Horie hat den Aktienmarkt in Tokio heute den zweiten Tag in Folge erschüttert. Der Nikkei 225 verlor zeitweise 700 Punkte, dann wurde der Handel vorzeitig beendet - erstmals in der Geschichte der japanischen Börse.

Tokio - Die Börsenleitung hatte den Handel 20 Minuten vor dem regulären Handelsschluss ausgesetzt. Der Nikkei -Index war zuvor zwischenzeitlich um mehr als 700 Punkte gefallen.
Der Index schloss dann vorzeitig bei 15.341 Punkten, einem Minus von 464,77 Zählern beziehungsweise 2,8 Prozent. Seit gestern hat der Index an der zweitgrößten Börse der Welt damit sechs Prozent an Wert verloren. Der Nikkei ist zum ersten Mal seit dem 20. Dezember unter die Marke von 15.500 Punkten gefallen.

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APTokioterin vor Börsenanzeige, der Bildschirm zeigt Takafumi Horie: Neue Vorwürfe gegen den Web-Youngster
Grund für den vorzeitigen Abbruch des Handels war die Angst vor einem Systemcrash. Die Zahl der Abschlüsse hatte mit 3,5 Millionen das Handelssystem fast an sein Limit gebracht. Nach Angaben von Börsenchef Taizo Nishimuro hat die Tokioter Aktienbörse eine Kapazität von maximal 4,5 Millionen Transaktionen. Für die kommenden Tage erwägt die weltweit zweitgrößte Börse eine Verkürzung ihrer Handelszeit. Es hatte heute besonders viele Verkaufsorders gegeben.

Anleger befürchteten negative Folgen der Ermittlungen gegen das Internet-Unternehmen Livedoor Co., dem Verstöße gegen die Börsenregeln vorgeworfen werden. Am Dienstag war eine Razzia der Staatsanwaltschaft bei Livedoor bekannt geworden. Firmenchef Takafumi Horie ist der wohl bekannteste und umstrittenste Jungunternehmer des Landes. Er gelobte gestern, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Zu den Kursverlusten heute trugen auch enttäuschende Ergebnisse des US-Chipherstellers Intel bei.

Medien in Tokio: Verdacht der Bilanzfälschung bei Livedoor

Horie, 33 Jahre als, ist in Japan wegen seines unkonventionellen Auftretens und seiner häufigen TV-Präsenz eine Berühmtheit. Der Anzug-Verächter hatte in der Vergangenheit mehrfach für Aufsehen gesorgt. Unter anderem hatte er erfolglos versucht, ein in die Krise geratenes Baseballteam zu kaufen und ein feindliches Übernahmeangebot für Fuji Television Network Inc. gemacht. Zudem war er bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr unterstützt von der regierenden Liberaldemokratischen Partei LDP als unabhängiger Kandidat angetreten, hatte den Sprung ins Parlament aber nicht geschafft.

Japanische Medien berichteten heute, dass die Ermittler nicht nur dem Verdacht der Kursmanipulation nachgehen, sondern auch der Bilanzfälschung. Demnach soll Livedoor illegalerweise einen Gewinn für die Mutter im Geschäftsjahr 2004 von 1,4 Milliarden Yen (10 Millionen Euro) ausgewiesen haben, obwohl die Firma tatsächlich mit einer Milliarde Yen in den roten Zahlen gesteckt habe. Livedoor habe angeblich 2,4 Milliarden Yen an Gewinnen von mehreren angeschlossenen Unternehmen in die eigene Bilanz übertragen, um die Verluste zu vertuschen.

shaker:

Hoho (nicht übel) 250 mrd. euro einfach mal futsch

 
18.01.06 13:01
Innerhalb der vergangenen drei Tage erlebte die Tokioter Börse damit eine Kapitalvernichtung von gut 250 Mrd. Euro, was etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Schweden entspricht.  
dreamer:

warum denn futsch, shaker?

 
18.01.06 14:37
es haben nur andere.
wer wohl?
Happy End:

Tokios verglühender Börsenstar

 
18.01.06 17:04
Takafumi Horie bewegt Tokios Börse. Eine staatsanwaltschaftliche Durchsuchung der von ihm gegründeten Livedoor-Gruppe verpaßte dem Aktienmarkt in dieser Woche derbe Dämpfer. Die Kurse etablierter Konzerne erlitten kräftige Abschläge. Asiens Leitbörse hat mittlerweile Mühe, ersten Panikverkäufen Herr zu werden.


Noch vor einem Jahr als Vorbild einer neuen Generation junger Entrepreneurs gefeiert, von alten Regierungspolitikern und gestandenen Wirtschaftskapitänen umworben, hatte Horie das erzkonservative Establishment Japans nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten angegriffen. Er startete feindliche Firmenübernahmen, knackte alte Kapitalstrukturen und griff nach den Sternen. Er brachte eine Entwicklung in Gang - die ihn nun als Unternehmer auszulöschen droht.

Sein Lächeln erstarb auf den Lippen

Denn der 33 Jahre alte Horie befindet sich heute in der Gesellschaft von Finanzaufsehern und Buchprüfern, die dem Management von Livedoor vorwerfen, Aktienkurse manipuliert, Bilanzen beschönigt und Aktionäre betrogen zu haben. Dem selten um eine witzige Antwort verlegenen Horie war das Lächeln auf den Lippen erstorben, als die Staatsanwälte Montag nacht an seiner Tür klopften und erst im Morgengrauen vollbepackt mit Aktenordern wieder gingen.

Fördern sie aus dem beschlagnahmten Material Beweise zu Tage, werden die hochfliegenden Pläne des einstigen Börsenstars auf dem harten Boden der Tatsachen zerschellen. Dazu zählen der von ihm zusammengekaufte High-Tech-Konzern und die private Raumfahrtfirma, er dürfte sein nach ihm benanntes Rennpferd und seine millionenteuere Wohnung verkaufen. Er stände wieder dort, wo er vor zehn Jahren begann.

Wenig Geld, doch viel Elan

Geboren 1972 als Sohn eines Angestellten in der Provinzstadt Yame hatte es Horie früh in die Hauptstadt gezogen. Dort nahm er mittellos und guten Mutes in den neunziger Jahren das Studium der Literatur- und Religionswissenschaft auf, ließ Bücher schnell Bücher sein und bastelte sich auf seinem vernetzten Computer eine Internetseite. Um aus der kleinen Spielerei mehr zu machen als nur ein flüchtiges Vergnügen, gründete er mit einigen Freunden 1996 die Firma „On the Edge”. Mit wenig Geld, geringen Perspektiven, doch viel Elan und Energie umkreisten Horie und sein Trupp die Ränder der Gesellschaft.

Japans wirtschaftliche Krisenstimmung ließ die überkommenen sozialen Konventionen erodieren. Plötzlich wurden Außenseiter interessant, rückten Randfiguren ins Zentrum des Geschehens. Wie in Nordamerika und Westeuropa stiegen auch im Fernen Osten die geschäftstüchtigen, verbal beschlagenen und von ingenieurtechnischem Wissen meist ungetrübten Jungpioniere des weltweiten Datennetzes ins Rampenlicht.

Ein kleines Imperium

Horie stand hier in der ersten Reihe. Er schöpfte die sich ihm bietenden Möglichkeiten voll aus, konnte sich dank wohlkalkulierter Splitts der Anteilsscheine seiner Firma einen Konkurrenten nach dem anderen kaufen, gewann die Rückendeckung amerikanischer Investmentbanker und baute mit ihrer Hilfe rund um das Internet ein kleines Imperium mit einer Marktkapitalisierung von fünf Milliarden Euro auf. Von dieser Bastion aus griff er die alte Wirtschaftsgarde des Landes an. 2004 machte er sich daran, ihr eine eingespielte Baseballmannschaft abzujagen, scheiterte und nahm neue Ziele ins Visier.

2005 hielt Horie Land und Leute mit dem kühnen Versuch einer feindlichen Übernahme des sechs Milliarden Euro teueren Senders Fuji TV in Atem. Das brachte ihm viel Zuspruch und viele Sympathien ein. Als er sich aber mit seinen konservativen Gegenübern aus dem Hause Fuji auf einen Kompromiß und eine Reihe undurchsichtiger Überkreuzbeteiligungen einließ, als er für die Regierungspartei LDP bei der letzten Parlamentswahl kandidierte, als er nur noch Glanz, Glimmer und dem Scheinwerfer der TV-Anstalten frönte, als er Fragen nach den komplexen Finanzmanövern seines Unternehmens nur noch mit einer wegwerfenden Handbewegung beantworten konnte, war sein Stern schon am Sinken. Das Debakel an der Börse dürfte ihn nun zum Verglühen bringen.

Quelle: www.faz.net/s/...EBB1431AC434403ECA~ATpl~Ecommon~Scontent.html target="_new" rel="nofollow">faznet.de
Seth Gecko:

@dreamer: das Geld ist jetzt in China

 
18.01.06 17:12
siehe auch meinen Thread  "Japan-crash [...]"

Interessant an der Geschichte in Japan ist eigentlich nicht der Skandal sondern vielmehr die Tatsache das die Tokyoter Börse mal wieder die Handelszeiten verkürzen mußte wegen der enorm hohen Handelsumsätze. Japan dürfte 2006 wohl zu den mit Abstand volatilsten Märkten gehören.
dreamer:

Danke Gecko,

 
18.01.06 17:19
super analysiert!
Seth Gecko:

ich hoffe nur, daß sich die Analyse auch finan-

 
18.01.06 17:21
ziell ausnützen läßt.

cu, seth
shaker:

@dreamer

 
18.01.06 17:44
jaja schon klar futsch isses nicht -> nur ich habs leider auch nicht ;)

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"Es war eine Wette"

 
18.01.06 18:21
http://www.manager-magazin.de/geld/geldanlage/0,2828,395870,00.html 

BÖRSE TOKIO

"Es war eine Wette"

Von Karsten Stumm

Panik an Japans Aktienmarkt: Das Gerücht über einen einzigen neuen Bilanzskandal reichte, um Tokios Börse in Depression zu stürzen – und die wichtigsten Wertpapiermärkte der Welt mit ins Minus zu ziehen. Ist das der Auftakt zu einer neuen weltweiten Aktienkrise?

Frankfurt am Main - Als Tokios Börsenchef Taizo Nishimuro den Handel an seinem Aktienmarkt heute um 7.00 Uhr deutscher Zeit kurzerhand beendete, hatte die Börse der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde bereits Milliardenbeträge verloren. Das Nikkei-Börsenbarometer zeigte einen Tagesverlust in Höhe von 2,94 Prozent, zwischenzeitlich war Japans bedeutendster Aktienindex gar um 4 Prozent eingebrochen - und darum musste Nishimuro handeln.

Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt 2339921
© REUTERS
Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt 2339921
Börse Tokio: Schwedens jährliche Wirtschaftsleistung in drei Tagen vernichtet
Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt 2339921
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Tokios Börsenchef ließ zum ersten Mal in der Börsengeschichte des Landes den Aktienhandel vor Ende der regulären Handelszeit stoppen.

Höhepunkt einer ungewöhnlichen Talfahrt.

Allein in den vergangenen drei Tagen mussten Japans Anleger mit ansehen, wie an ihrer Börse Kapital im Wert von gut 250 Milliarden Euro verloren ging. Das entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftskraft von Schweden. Dabei sollten doch gerade japanische Aktien in diesem Jahr zu den Topanlagen der Welt gehören, prophezeiten bis vor kurzem nicht wenige Experten.

"Japans Bankensektor durchlebte in den vergangenen Jahren tief greifende Veränderungen. Notleidende Kredite zum Beispiel wurden drastisch abgebaut. Und auch in anderen Branchen vollzogen sich strukturelle Reformen", gab sich vor wenigen Wochen beispielsweise noch Kazuhiko Ogata optimistisch, Japan-Ökonom von Alliance Capital Management. Jetzt sind Deutschlands Anleger umso verunsicherter.

In Internet-Anlegerzirkeln fragen Investoren bereits bange, wann der Kursrutsch in Asien wohl auf Deutschland übergreift. Manche Investoren fürchten für Frankfurts Aktienleitindex Dax bereits einen Einbruch bis auf 5000 Punkte; dabei steht er heute noch bei knapp 5400 Zählern. Andere Aktiensparer stellen lakonisch fest: "Die Party ist vorbei". Wirklich?

"Es war eine Wette, die Anleger mit ihren Aktienkäufen in Japan eingingen, und zwar eine mit hohem Risiko. Deshalb darf jetzt auch keiner dieser Investoren Krokodilstränen weinen, so ist das Leben nun einmal", kommentiert der Kölner Vermögensverwalter Markus Zschaber den Kurseinbruch in Japan gegenüber manager-magazin.de.

Von Reformen geblendet?

"15 Jahre lang haben die Japaner vergeblich versucht, ihren daniederliegenden Aktienmarkt auf Vordermann zu bringen. Zuletzt haben sich vor allem ausländische Investoren offenbar von der Aussicht auf endlich wirkende Reformen blenden lassen. Genau damit sind wir hier in Deutschland aber schon entscheidend weiter, und deshalb fürchte ich kein nachhaltiges Übergreifen des Kursrutsches auf deutsche Aktien."

Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt 2339921
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Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt 2339921
Livedoor: Angeblicher Bilanzskandal der Internetfirma drückt Tokios Börse
Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt 2339921
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Tatsächlich haben in den vergangenen Jahren vor allem Deutschlands Unternehmen wieder enorm an Wettbewerbskraft gewonnen. Die Gewinne der 30 bedeutendsten deutschen Aktiengesellschaften beispielsweise, deren Anteilsscheine im Dax30-Aktienindex notiert werden, haben im vergangenen Jahr fast ein Drittel mehr verdient als noch 2004, und damals verdienten sie bereits so gut wie nie zuvor.

Nach Angaben der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) stiegen zudem die Umsätze der bedeutendsten deutschen Firmen im Schnitt um 4,5 Prozent, "sie erreichten darüber hinaus eine Vorsteuermarge in Höhe von 8,5 Prozent - wie im Rekordjahr 2000", sagt LRP-Experte Andreas Hürkamp zu manager-magazin.de. Und für dieses Jahr rechnen die Experten der Geldhäuser mit einem weiteren Gewinnplus der Dax-Unternehmen um durchschnittlich 12 Prozent, hat Thomson Financial ermittelt.

Deshalb ist auch Vermögensverwalter Zschaber zuversichtlich für Frankfurts Aktienmarkt. "Die Kurse in Tokio sind offenbar allein durch das Gerücht ins Wanken geraten, das kleine Internetunternehmen Livedoor habe in seinen Bilanzen falsche Zahlen in Höhe von gerade einmal zehn Millionen Euro ausgewiesen. So einen hysterischen Effekt kann es in keinem gefestigten Markt geben, beispielsweise nicht in dem deutschen. Denn der wird durch greifbare Reformen gestützt."

Der mögliche Bilanzskandal um das japanische Internetunternehmen Livedoor hat offenbar tatsächlich vor allem bei ausländischen Investoren die Erinnerung an die Zeit zusammenbrechender Banken in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde geweckt - und auch Zweifel, ob es tatsächlich die Reformen in dem Land gegeben hat, von denen in den vergangenen Wochen immer die Rede war.

"Für die meisten ausländischen institutionellen Anleger, die Japans Aktienmarkt zuletzt nach vorne gebracht haben, ist die Wirtschaft des Landes schließlich ziemlich weit weg", sagt Dirk Blasberg, Händler bei dem Düsseldorfer Brokerhaus Lang & Schwarz, zu manager-magazin.de "Aber das ist ein Problem für die Börse dort."

Sein Fazit: "Ich fürchte nicht, dass die mögliche Bilanztrickserei der japanischen Internetfirma Livedoor in Deutschland eine Art neuer Internetblase zum platzen bringt, weil es die hier nicht gibt."

Bisher gibt die Kursentwicklung an der wichtigsten deutschen Börse in Frankfurt am Main Recht. Der Aktienleitindex Dax verliert vergleichsweise moderate 1,5 Prozent auf etwa 5380 Zähler. Und niemand plant, den Handel hierzulande vorzeitig abzubrechen.

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Der Mann, der Tokios Börse blamierte

 
18.01.06 18:23
SPIEGEL ONLINE - 18. Januar 2006, 14:27
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http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,395841,00.html

Takafumi Horie
 
Der Mann, der Tokios Börse blamierte

Heute stürzte Tokios Börse ab, erstmals in der Geschichte wurde der Handel vorzeitig beendet. Und alles wegen eines 33-jährigen Internet-Unternehmers, der Japans Geschäftswelt mit seinen schillernden Auftritten verschreckte. Wer ist der Mann, der Anleger in aller Welt zum Zittern brachte?

Hamburg - Zuletzt verlor Takafumi Horie buchstäblich die Bodenhaftung. Ausflüge ins All wolle er anbieten, verkündete Japans prominentester Jungunternehmer 2005 beim 56. International Astronautical Congress in Fukuoka. Binnen fünf Jahren, so der 33-Jährige, wolle er dafür sorgen, dass Weltraumtouristen zu mehrtägigen Trips in die Erdumlaufbahn aufbrechen.

STAR-UNTERNEHMER: AUFSTIEG UND ABSTURZ VON TAKAFUMI HORIE
APAktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt 2339923Aktienskandal schickt Nikkei auf Talfahrt 2339923

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Heute, knapp ein halbes Jahr später, ist Horie von der Umsetzung seiner hochfliegenden Pläne etwa so weit entfernt wie die Sonne vom nächsten Stern. Das pausbäckige Enfant terrible der japanischen Wirtschaft ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Von Kursmanipulation und Bilanzfälschung bei Hories Internetkonzern Livedoor ist die Rede.

Die Nachrichten über nächtliche Hausdurchsuchungen bei Livedoor und in Hories Privatwohnung lösten in den vergangenen Tagen ein Beben an der Tokioter Börse aus. Nachdem der Nikkei-Index bereits gestern Verluste verbuchte, schloss das Börsenbarometer auch heute mit einem Minus von 2,9 Prozent. Die Verantwortlichen auf dem Parkett verkürzten sogar die Sitzung um 20 Minuten. Als Grund wurde das außergewöhnlich hohe Handelsvolumen genannt.

Idol der Jugend

Für Horie wird es nun eng. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, drohen ihm Presseberichten zufolge bis zu fünf Jahren Gefängnis. Nippons Jugend würde ein Idol verlieren - und das stockkonservative Establishment der Japan AG seinen renitentesten Widersacher. Denn wie kein Zweiter polarisierte Horie mit seinem aggressiven Geschäftsgebaren in dem auf Konsens bedachten Land.

Horie scherte bereits aus, als er noch an Tokios Elite-Uni Todai immatrikuliert war. Das Literatur- und Religionsstudium brach er ab, um eine Online-Bude namens Livin' on the Egde zu gründen. Später schluckte er das malade Internetunternehmen Livedoor und baute die Firma zu einem der führenden IT-Konzerne Japans aus. Seit 2000 hat der Uni-Abbrecher nicht weniger als 20 Unternehmen gekauft. Heute verdient Livedoor sein Geld unter anderem mit Web-Aktivitäten, DVD-Verleih, Internet-Auktionen und Beratungsdiensten.

Horie scheffelte dabei Millionen und legte sich all jene Statussymbole zu, die man so als Star-Entrepreneur braucht: Ferrari, Privatjet, Luxuswohnung. Seine erste Ehe wurde geschieden, seither lebt er mit einem Model zusammen. Zudem rebelliert Horie gegen die steifen Ordensregeln der japanischen Geschäftswelt. Auf den obligatorischen Business-Anzug verzichtet er zugunsten von T-Shirt und Baumwollhose. Mit seinem offen zur Schau getragen Individualismus avancierte Horie schnell zu Liebling der Jugend. "Horiemon" nennen ihn seine Fans, nach den in Japan sehr beliebten Pokemon-Comicfiguren.

"Nutzlose Predigten alter Leute"

Sein Ruf als Online-Punk reichte Horie indes nicht. Er rüttelte an den Grundfesten des japanischen Selbstverständnisses. Mit Büchern wie "Wer Geld verdient, gewinnt" attackierte er das allgegenwärtige Kollektivdenken. Nicht weniger provokativ fielen seine Äußerungen zum Respekt vor dem Alter aus. "Das Nutzloseste sind Predigten alter Leute", verkündete er. In konservativen Zirkeln macht sich der neureiche Internetunternehmer mit solchen Aussagen wenig Freunde.

Zum offenen Krieg mit den Altvorderen kam es, als Horie im vergangenen Jahr versuchte Fuji TV zu übernehmen, den wichtigsten Privatsender des Landes. Sein Ziel: den größten Medienkonzern der Welt schmieden. In einer Blitzaktion hatte er sich im nachbörslichen Handel die Mehrheit am Radiobetreiber NBS gesichert, der wiederum große Anteile an Fuji hielt. Horie wurde damit einmal mehr seinem Ruf gerecht, rechtliche Lücken gnadenlos auszunutzen. Prompt entbrannte in Japan eine wilde Debatte über nachbörsliche Aktienkäufe.

Am Ende konnte sich Horie zwar nicht durchsetzen. Die Streitparteien einigten sich auf einen Kompromiss, der unter anderem vorsah, dass sich Fuji an Livedoor beteiligt. Dennoch hatte sich Horie einmal mehr brillant in Szene gesetzt und verbuchte die Übernahmeschlacht als PR-Erfolg.

Koizumis Attentäter

Ähnlich verlief sein Ausflug in die Politik. Im Auftrag von Japans Premierminister Junichiro Koizumi sollte er als parteiloser Kandidat, als einer der sogenannten "Attentäter", bei der Unterhauswahl im vergangenen Jahr dem Altpolitiker Shizuka Kamei den Wahlkreis abnehmen. Kamei hatte zuvor in Koizumis Partei den Widerstand gegen die geplante Privatisierung der Post organisiert. Zwar unterlag Horie gegen den 68-Jährigen, dennoch förderten die Wahlkampfauftritte seinen Rebellenruf.

Hories Gegner müssen am Ende der Verzweiflung nahe gewesen sein. Jede vermeintliche Schlappe münzte der Jungunternehmer in einen Sieg um. Umso größer dürfte die Freude über den aktuellen Skandal sein. Die alte Garde wittert das Ende der Erfolgsstory. "Das Establishment schlägt nun zurück", meinte dann auch ein westlicher Diplomat in Tokio nach den nächtlichen Hausdurchsuchungen.

Sollten sich die Vorwürfe gegen Horie bestätigen, steht neben seinen Weltraumreisen wohl ein weiteres Projekt vor dem Aus. So wollte der Millionär demnächst eine CD mit selbst gesungenen Liedern über seine Karriere auf den Markt bringen. Auf dem Tonträger wollte er unter anderem den Song "Hero" zum Besten geben. Glaubt man der japanischen Presse, ist die CD-Veröffentlichung angesichts der laufenden Ermittlungen in Gefahr.

Jörn Sucher

Happy End:

Selbstmord nach Börsencrash

 
19.01.06 13:11
Der Skandal um die japanische Internet-Firma Livedoor hat offenbar zu einem Suizid geführt.

Der Vize-Präsident einer Firma, die an den Akquisitionsgeschäften von Livedoor beteiligt war, sei tot aufgefunden worden, berichteten japanische Medien unter Berufung auf die Polizei. Der 38-Jährige habe Selbstmord begangen, hieß es.

Gegen Livedoor wird derweil weiter wegen des Verdachts der Kursmanipulation im Zuge der Übernahme eines Unternehmens sowie wegen angeblicher Bilanzfälschung ermittelt. Livedoor erklärte am Donnerstag, bei einer internen Untersuchung sei kein Fehlverhalten in Zusammenhang mit der Unternehmensübernahme festgestellt worden.

Börse legte wieder zu

Die Börse in Tokio dreht wieder nach oben und konnte um 355,10 oder 2,31 Prozent auf 15 696 Punkte zulegen. Gefragt waren unter anderem Technologie-Aktien, die zuletzt deutlich unter Druck geraten waren. In Tokio legten auch die Titel großer Unternehmen wie Toyota zu. Der Dollar stabilisierte sich zum Yen und zum Euro.

Größter Tagesverlust seit April 2005

Am Vortag hatte der Nikkei-Index seinen größten Tagesverlust seit April verzeichnet. Auch die Börsen in Hongkong, Seoul und Singapur legten zu.

„Während der Markt einige plötzliche Schocks erlitten hat, hat sich an der wirtschaftlichen Basis Japans nichts geändert (...) deswegen bewegen sich die Investoren jetzt zurück und kaufen wieder Aktien", sagte Katsuhiko Kodama von Toyo Securities. Allerdings würden ausländische Investoren wegen der Probleme mit dem Handelssystem sich voraussichtlich noch zurückhalten.

Tech-Werte besonders gefragt

Von den jüngsten Verkäufen erholten sich etwa die Titel von Advantest, die 1,1 Prozent auf 12 060 Yen zulegten. Am Mittwoch hatten Zahlen von Intel die Kurse belastet. Die Aktien des Internet-Unternehmens Softbank legten knapp 15 Prozent auf 3840 Yen zu und machten damit in etwa die Verluste vom Vortag wett. Die Titel von Tokyo Electron stiegen um 2,2 Prozent auf 8030 Yen, die von Toshiba um 4,8 Prozent auf 762 Yen.

Auch außerhalb des Technologiesektors hellte sich die Stimmung auf. Die Toyota-Papiere gewannen 2,3 Prozent auf 5910 Yen. Die Anteilsscheine der Mizuho Financial Group legten 2,9 Prozent auf 876 000 Yen zu.

Livedoor vom Handel ausgesetzt

Die Aktien von Livedoor wurden nicht gehandelt. Den zweiten Tag in Folge lag für die Papiere eine regelrechte Flut von Verkaufsorders vor.

Quelle: focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/newsausgabe.htm?id=23792  
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