INTERVIEW: Wirtschaft starrt auf Irak - DIHK: Auch 2003 wird schwierig 23.12 2002
BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) auch 2003 schwer zu strampeln haben. "Wir haben die Chance auf eine allmähliche Erholung im Frühjahr, wenn es nicht zu einem anhaltenden Irak-Krieg kommt", sagte der Präsident des Verbandes, Ludwig Georg Braun, am Montag in einem dpa-Gespräch. Er rechne dann mit einer anziehenden Weltwirtschaft. Beim deutschen Wachstum hält der Verband an seiner Prognose von plus 1 Prozent fest nach 0,2 Prozent in 2002. Am Arbeitsmarkt wird trotz positiver Erwartungen an die Hartz-Reform unter dem Strich zunächst noch mit höheren Belastungen gerechnet.
Laut Braun sind die Beschäftigungs- und Investitionsplanungen der Unternehmen auch im kommenden Jahr zumeist weiter nach unten gerichtet. So gehen die Fachleute des DIHK jetzt von einem Abbau von im Schnitt bis zu 300.000 Arbeitsplätzen und einem Anstieg der Zahl der Arbeitslosen bis auf 4,4 oder 4,5 Millionen im Winter aus. Nach gut 4 Millionen im Schnitt dieses Jahres erwarten sie für 2003 einen Anstieg auf durchschnittlich etwa 4,2 bis 4,3 Millionen. 2003 MEHR ALS 40.000 INSOLVENZEN ERWARTET
Zugleich werde die diesjährige Rekordzahl von voraussichtlich 37.000 Insolvenzen - ein Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zu 2001 - im nächsten Jahr mit mehr als 40.000 sicher noch einmal übertroffen. Dann wird auch mit einem Rückgang der realen Investitionen um 1 Prozent und der Bautätigkeit um 4 Prozent gerechnet. Dabei gebe es allerdings zahlreiche Unternehmen in günstigerer Lage.
"Die meisten mittelständischen Unternehmen - insbesondere in den Schwächefeldern Bauwirtschaft und Handel (...) müssen sich auf ein schwieriges Jahr 2003 einstellen", sagte Braun. Etwas besser seien die Aussichten für exportorientierte Unternehmen. "Sollte ein militärischer Konflikt mit dem Irak vermieden werden oder aber rasch abgeschlossen werden können, dürfte sich ab Frühjahr 2003 die weltwirtschaftlich Entwicklung wieder beleben." UMSÄTZE DER EXPORTBRANCHEN AUF 2002-NIVEAU
Dennoch sieht der Spitzenverband der Kammern die Umsätze der wichtigsten deutschen Exportbranchen - Automobilbau, Maschinenbau, Chemische Industrie und Elektrotechnik - im nächsten Jahr auf dem Niveau von 2002. Im Verlauf des kommenden Jahrs dürften sich für diese Unternehmer die Aussichten allerdings aufhellen. Laut Braun liegen die Exportmärkte mit besonderen Chancen 2003 vor allem in Asien (China und Südostasien) sowie in Russland und anderen Ländern Ost- und Mitteleuropas.
Was die Stärkung der Binnenkonjunktur angeht, vertraut Braun auf die "Reformfähigkeit des Landes" und weitere Entlastungen von 2003 an für Unternehmen, was Steuern, Abgaben und Bürokratie angehe. Die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird als "Placebo" angesehen. "Weder Investoren noch Konsumenten dürften sich im aktuellen politischen Umfeld von niedrigeren Zinsen direkt zu mehr wirtschaftlichen Aktivitäten anregen lassen." Die EZB habe aber ihre Hausaufgaben gemacht, die Politik dagegen noch nicht.
Wenn es zu einem Irak-Krieg kommen sollte, ist das Ausmaß der Schäden für die deutsche und weltweite Wirtschaft laut Verband nicht einschätzbar. Dies hänge auch von der Stabilität im gesamten Nahen Osten ab. Sicher werde der Ölpreis in die Höhe schießen. "Auf jeden Fall wäre es ein schwerer Schlag gegen die Weltkonjunktur, von der wir nun mal abhängen."/wb/DP/sh
BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) auch 2003 schwer zu strampeln haben. "Wir haben die Chance auf eine allmähliche Erholung im Frühjahr, wenn es nicht zu einem anhaltenden Irak-Krieg kommt", sagte der Präsident des Verbandes, Ludwig Georg Braun, am Montag in einem dpa-Gespräch. Er rechne dann mit einer anziehenden Weltwirtschaft. Beim deutschen Wachstum hält der Verband an seiner Prognose von plus 1 Prozent fest nach 0,2 Prozent in 2002. Am Arbeitsmarkt wird trotz positiver Erwartungen an die Hartz-Reform unter dem Strich zunächst noch mit höheren Belastungen gerechnet.
Laut Braun sind die Beschäftigungs- und Investitionsplanungen der Unternehmen auch im kommenden Jahr zumeist weiter nach unten gerichtet. So gehen die Fachleute des DIHK jetzt von einem Abbau von im Schnitt bis zu 300.000 Arbeitsplätzen und einem Anstieg der Zahl der Arbeitslosen bis auf 4,4 oder 4,5 Millionen im Winter aus. Nach gut 4 Millionen im Schnitt dieses Jahres erwarten sie für 2003 einen Anstieg auf durchschnittlich etwa 4,2 bis 4,3 Millionen. 2003 MEHR ALS 40.000 INSOLVENZEN ERWARTET
Zugleich werde die diesjährige Rekordzahl von voraussichtlich 37.000 Insolvenzen - ein Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zu 2001 - im nächsten Jahr mit mehr als 40.000 sicher noch einmal übertroffen. Dann wird auch mit einem Rückgang der realen Investitionen um 1 Prozent und der Bautätigkeit um 4 Prozent gerechnet. Dabei gebe es allerdings zahlreiche Unternehmen in günstigerer Lage.
"Die meisten mittelständischen Unternehmen - insbesondere in den Schwächefeldern Bauwirtschaft und Handel (...) müssen sich auf ein schwieriges Jahr 2003 einstellen", sagte Braun. Etwas besser seien die Aussichten für exportorientierte Unternehmen. "Sollte ein militärischer Konflikt mit dem Irak vermieden werden oder aber rasch abgeschlossen werden können, dürfte sich ab Frühjahr 2003 die weltwirtschaftlich Entwicklung wieder beleben." UMSÄTZE DER EXPORTBRANCHEN AUF 2002-NIVEAU
Dennoch sieht der Spitzenverband der Kammern die Umsätze der wichtigsten deutschen Exportbranchen - Automobilbau, Maschinenbau, Chemische Industrie und Elektrotechnik - im nächsten Jahr auf dem Niveau von 2002. Im Verlauf des kommenden Jahrs dürften sich für diese Unternehmer die Aussichten allerdings aufhellen. Laut Braun liegen die Exportmärkte mit besonderen Chancen 2003 vor allem in Asien (China und Südostasien) sowie in Russland und anderen Ländern Ost- und Mitteleuropas.
Was die Stärkung der Binnenkonjunktur angeht, vertraut Braun auf die "Reformfähigkeit des Landes" und weitere Entlastungen von 2003 an für Unternehmen, was Steuern, Abgaben und Bürokratie angehe. Die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird als "Placebo" angesehen. "Weder Investoren noch Konsumenten dürften sich im aktuellen politischen Umfeld von niedrigeren Zinsen direkt zu mehr wirtschaftlichen Aktivitäten anregen lassen." Die EZB habe aber ihre Hausaufgaben gemacht, die Politik dagegen noch nicht.
Wenn es zu einem Irak-Krieg kommen sollte, ist das Ausmaß der Schäden für die deutsche und weltweite Wirtschaft laut Verband nicht einschätzbar. Dies hänge auch von der Stabilität im gesamten Nahen Osten ab. Sicher werde der Ölpreis in die Höhe schießen. "Auf jeden Fall wäre es ein schwerer Schlag gegen die Weltkonjunktur, von der wir nun mal abhängen."/wb/DP/sh