Honjo ist Medizinprofessor an der Kyoto-Universität. Seine Forschung lieferte Grundlagen für mögliche Immuntherapien gegen Krebs. Er wurde für die Entdeckung des Enzyms Aktivierungs-induzierte-Deaminase ausgezeichnet.
Handelsblatt: Professor Honjo, Ihre Entdeckung von AID gilt als Durchbruch im Verständnis des Immunsystems. Kommen wir damit auch neuen Krebstherapien näher?
Tasuku Honjo: In diesem Punkt ist eine andere Entdeckung von uns, das Protein PD-1 (kurz für programmierter Zelltod), noch wichtiger. Es könnte zu einem neuen Ansatz der Krebsbehandlung führen: die Immuntherapie.
Wie soll diese wirken?
Das Immunsystem funktioniert wie ein Auto. Es braucht ein Gaspedal und eine Bremse. Der PD-1-Rezeptor sitzt auf vielen Lymphozyten und ist für die Verlangsamung der Immunreaktion verantwortlich. Wenn wir ihn blockieren, reagiert das Immunsystem sehr heftig und attackiert Krebszellen.
Wie wirksam ist diese Methode, und wann wird sie auf den Markt kommen?
Ich glaube, dass die Immuntherapie in der nahen Zukunft sehr vielversprechend ist. Der US-Pharmakonzern Bristol-Myers (Bristol-Myers Aktie) Squibb und Ono Pharmaceutical in Japan führen bereits klinische Studien durch.
Gegen welche Krebsarten ist es wirksam?
Zuerst wird es gegen Hautkrebs und großzelligen Lungenkrebs eingesetzt. Aber in der Zukunft werden wahrscheinlich auch viele andere Krebsarten damit behandelt.
In der Vergangenheit haben neue Entdeckungen schon oft die Hoffnung vieler Krebspatienten geschürt. Trotzdem kamen nur wenige bahnbrechende Medikamente wie etwa das Leukämiemittel Glivec auf den Markt.
Ein großes Problem dieser Mittel ist, dass die sehr kleinen Moleküle überkreuz reagieren (cross reactivity). Und diese Reaktionen können die Zellvermehrung blockieren und dadurch schwere Nebenwirkungen auslösen. Dies erschwert es uns, die richtigen Moleküle mit ausreichend spezifischer Wirkung zu finden. Immuntherapie greift den Krebs hingegen aus einer anderen Richtung an. Die könnte bessere Resultate versprechen.
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