Die Verhandlungen EU - USA über ein Freihandelsabkommen werden in der Schweiz und im Rest der Welt mit gewissen Hoffnungen und erheblichen Sorgen beäugt, wie ein neues Buch zeigt.
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.....Die grosse Bandbreite der Gefühle zeigt ein dieser Tage publiziertes E-Buch , in dem unter der Ägide des Ökonomennetzwerks VoxEU.org rund 20 Wissenschafter und Handelsexperten aus aller Welt ihre Einschätzungen darlegen. Die Bandbreite reicht von grossen Sorgen wegen möglicher Diskriminierung über Hoffnungen auf einen Reformschub als Folge eines Abkommens EU - USA bis zur Gelassenheit auf Basis der Annahme, dass die beiden Grossmächte keinen Durchbruch schaffen werden.
Laut einer deutschen Modellrechnung unter der Annahme, dass ein neues Abkommen EU - USA eine ähnliche Senkung der bilateralen Handelsbarrieren bringt wie der Durchschnitt der bisherigen Freihandelsabkommen, würde die Wirtschaftsleistung der beiden beteiligten Mächte innert zehn Jahren einen Impuls von 5 Prozentpunkten (EU) bzw. 4 Prozentpunkten (USA) erhalten, während Drittländer im Mittel gegen einen Prozentpunkt einbüssen könnten. Besonders starke Einbussen hätten demnach Länder mit engen Handelsbeziehungen zu einer der beiden Grossmächte zu befürchten wie etwa die Schweiz (minus 2%) oder Mexiko. Eine helvetische Studie ist für die Schweiz allerdings deutlich weniger skeptisch und schätzt je nach Szenario den möglichen längerfristigen Effekt auf das Niveau der hiesigen Wirtschaftsleistung von minus 0,5% bis zu einem Plus von fast 3%.
Der Effekt für Drittländer hängt vor allem davon ab, wie tief und breit ein Abkommen EU - USA gehen würde (wobei der Abbau nichttarifärer Handelsbarrieren viel wichtiger ist als jener der meist schon tiefen Zölle) und wie Drittländer dabei behandelt würden. Das Schweizer Wunschszenario enthielte ein weitgehendes Abkommen EU - USA, das auch die gegenseitige Anerkennung von Standards und von Zertifizierungen enthält – und bei dem Drittländer, die ihrerseits mit einem der grossen Blöcke eine gegenseitige Anerkennung ausgehandelt haben, «mitfliegen» könnten. Doch ein solches Szenario erscheint äusserst optimistisch. Ähnliches gilt auch für die Hoffnung, dass ein Abkommen EU - USA in der WTO einen Schub für den Abbau von Handelshemmnissen auf globaler Ebene auslösen könnte.
Begrenzte Optionen
Kommt es zu einer weitgehenden Einigung EU - USA mit erheblicher Diskriminierung für Drittstaaten, sind deren Optionen begrenzt. Diese reichen vom Versuch zum Ausbau des eigenen Netzes von bilateralen Abkommen über einseitige Marktöffnungen im Inland bis zu Vorstössen in der WTO. Auch für die Schweiz entspräche dies etwa der Menukarte (über den EU-Beitritt muss man derzeit nicht reden).
M. Sait Akman et al (Hrsg.): Catalyst? – TTIP's Impact on the Rest. CEPR Press. 140 Seiten. April 2015. Gratis herunterzuladen unter www.voxeu.org.