Der Rubel schmiert ab, ausländische Investoren werden nervös, die Wirtschaft rutscht in die Rezession. Wie lange kann sich das Land noch über Wasser halten?
Noch vor ein paar Monaten hätte Viktor Semenko aus Sankt Petersburg nicht gedacht, dass ihn die Krise erreicht. Nun muss der 23-jährige Verkäufer einer Luxusboutique schon wieder eine Nachtschicht einlegen und alte Preise überschreiben. Wintermäntel für 6000 Euro, Daunenjacken bis zu 3000, Krawatten für mehrere 100 Euro – sobald er Preise von Euro in Rubel umrechnet, kosten Marken wie Brioni oder Armani astronomische Summen. Jeden Tag steigen die Rubelpreise höher.
Auch in Semenkos eigenem Portemonnaie ist die Krise angekommen. Den Jahreswechsel will er mit seiner Frau in Estlands Hauptstadt Tallinn verbringen. „Ich schaue mir jeden morgen den Euro-Kurs an und hoffe, dass er gesunken ist“, erzählt der Russe. Als er die Reise vor ein paar Monaten gebucht hat, lag ein Euro noch unter 50 Rubel, jetzt will die Bank fast 68 Rubel.
So wie Viktor geht es derzeit vielen Russen. Laut einer Umfrage der Stiftung Öffentliche Meinung glaubt jeder Zweite im Land, dass die Rubel-Schwäche das eigene Leben negativ beeinflusst. Seit Anfang 2014 wertete die Landeswährung zum Dollar (Dollarkurs) um rund 60 Prozent ab, zum Euro um mehr als 45 Prozent. Im November belief sich die Inflation bei Lebensmitteln auf 12,6 Prozent zum Vorjahresmonat. Insgesamt stiegen die Preise laut Statistikbehörde Rosstat um 9,1 Prozent.
Seit der Winterolympiade in Sotschi, der Krim-Annexion und der unentschlossenen Reaktion des Westens strotzt Russland nur so vor Selbstbewusstsein. Doch selbst kremlnahe Experten wie Wladimir Mau von der Akademie für Volkswirtschaft und öffentlichen Dienst warnen: Das altbewährte Modell, wonach steigende Öleinnahmen den Konsum immer weiter ankurbeln, habe sich endgültig erschöpft.
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