Hermann: Kritik – soweit sachlich, ist doch etwas Gutes, egal ob nun „positive Kritik“ oder „negative Kritik“. Von daher: alles im Lot!
ZGraham: Du hast natürlich Recht mit dem Einwand „Aktie = Unternehmensbeteiligung“. Aber der (Markt-)Preis weicht ja in der Regel deutlich von meinem „Substanzanspruch“ (pro Aktie ein Anteil am Grundkapital) nach oben ab, so dass ich beim Kauf z. B. für 1 EUR Substanzanspruch vielleicht 10 EUR bezahlen muss! Und wenn ich mir (irgendwann) für eine Aktie Brötchen kaufen möchte, so muss ich erst jemanden finden, der statt Brötchen lieber Aktien isst und dem ich meine Aktien dann andrehen kann – in Krisenzeiten ist nicht sicher, ob dann überhaupt ein „Tausch“ zustande kommen kann!
Zambo: Vertrauen ist gut, doch mein Vertrauen in einen – zumindest halbwegs – funktionierenden Staat (was auch immer man unter „Staat“ verstehen mag) ist (leider) ziemlich auf Null gesunken. Das liegt natürlich an meinen persönlichen Erfahrungen mit „ihm“: Ich bin seit vielen Jahren Mathematiklehrer ohne Anstellung. Ich hatte die Aussage des Staats (bzw. des Landes NRW) zum strukturellen Lehrermangel als indirektes Einstellungsversprechen „fehlinterpretiert“, musste dann aber feststellen, dass „interpretationsfähige“ Aussagen von Politikern selten zum Wohle des Volkes oder so, wie sich „der kleine Bürger“ das vorstellt, umgesetzt werden.
Anderes Beispiel: Bei uns in Köln „versucht“ seit über 10 Jahren eine unfähige Stadtverwaltung (egal, von welcher Partei mehrheitlich „verantwortet“), die U-Bahn zu erweitern – leider erfolglos. Im Zentrum müssen wir seitdem großräumig mit Baustellen und purem Verkehrschaos leben, ohne dass sich erkennbar etwas verbessert.
Alle:
Ja, was ist der „richtige“ Wert einer Aktie?
Mit dem Messen von Werten (inbesondere von finanziellen) ist das ja prinzipiell nicht so einfach. Vielfach gehen wir von der – vereinfachten, aber völlig falschen – Annahme aus, dass der (aktuelle) Preis eines Gutes (z. B. einer Aktie, eines Autos oder auch eines Brotes) auch dem (aktuellen) Wert entspricht. Aber wie misst man den überhaupt? Tatsächlich ist der Preis einer Ware nur die Geldmenge, für die diese den Besitzer wechselt. Verkäufer und Käufer sind bereit, zu diesem „Zahlenwert“ Güter auszutauschen (bzw. ein Gut gegen eine Geldmenge, für die es dann woanders ein anderes Gut gibt). Dies gilt natürlich nur für den Anteil der „Täusche“, die auf dem „freien“ Markt stattfinden.
So entstehen ja auch Preise von Wertpapieren, z. B. Aktienkurse.
Mein erster „Kontakt“ mit Aktien fand im Oktober 1987 in der Schule im Rahmen eines Börsenspiels im Fach Sozialwissenschaften statt. Damals konnte ich nicht begreifen, dass jemand z. B. 143 DEM für eine Aktie bezahlt, wenn deren Nennwert nur 5 DEM beträgt. „Ist das nicht Quatsch?“, habe ich mich damals gefragt. Als 15jähriger hat man aber auch noch keinen Durchblick bei solchen Sachen, aber ich fand das total unlogisch. Rein zufälligerweise fiel in diese Zeit auch der erste „schwarze Montag“, der zeigte, dass der (Markt-)Wert einer Ware äußerst schwankend sein kann.
Strenggenommen hat aber doch jeder Mensch seine eigene „Währungseinheit“, nämlich den Stundenlohn. Ein Brot kostet den Manager mit einem „Stundenlohn“ von 100 EUR 2 Minuten, den „kleinen Mann“ mit einem Stundenlohn von 10 EUR dagegen 20 Minuten! Trotzdem zahlen beide nominell 3,33 EUR. Der Aktien-Millionär mit Buy-and-Hold-Strategie und „All-In“ mit 16.000 MBZ-Aktien muss (theoretisch) gar nichts tun als im April/Mai auf seine Dividendenzahlung in Höhe von über 50.000 EUR warten. Ihn kostet das o. g. Brot dann quasi „nichts“!
Wegen der o. g. Idee der „Messbarkeit“ bin ich ja auch ein „Fan“ von KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) und Dividendenrendite. Beide haben zwar auch Grenzen, aber der „Wert“ drückt sich in einem einfachen Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag (KGV) bzw. zwischen der „konsumierbaren“ Auszahlung und meinem eingezahlten Einsatz (DR) aus. Wo „bekomme“ ich über 5% Rendite? Z. B. bei MBZ und VOW.