FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer unerwartet deutlichen Erhöhung der Leitzinsen in der Eurozone hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstagnachmittag seine Verluste wettgemacht. Davor hatte eine neuerliche Regierungskrise in Italien belastet. Positive Impulse lieferte hingegen die Nachricht, dass wieder russisches Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt.
Der Dax
Die Rekordinflation zwang die Europäische Zentralbank (EZB) zu einem höheren Tempo bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren. Die Zinsen steigen um jeweils 0,50 Prozentpunkte, der Leitzins, zu dem sich Kreditinstitute bei der EZB Geld leihen können, klettert damit von null Prozent auf 0,50 Prozent. Für die nächsten Sitzungen kündigte die EZB weitere Zinserhöhungen an.
"Die Zinserhöhung der EZB um 50 Basispunkte ist angesichts der Inflation von über 8 Prozent und der Schwäche des Euro sehr angemessen", kommentierte Volkswirt Michael Heise von HQ Trust. Eine einigermaßen neutrale Geldpolitik dürfte allerdings erst bei einem Zinsniveau um die 2 Prozent erreicht sein, glaubt er.
Mit dem deutlichen Zinsschritt mache die EZB klar, dass die Bekämpfung der zu hohen Inflationsrate oberste Priorität habe und dass sie ihrer Rolle als Hüterin der Preisstabilität gerecht werden wolle, bemerkte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Dagegen droht Italien im politischen Chaos zu versinken, nachdem Staatschef Sergio Mattarella den Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi angenommen hat. Die Regierung bleibe für die Abwicklung der laufenden Geschäfte aber noch im Amt, hieß es. Nun muss Mattarella entscheiden, ob er die Parlamentskammern auflöst und damit den Weg für eine vorgezogene Wahl ebnet oder ob er jemand sucht, um eine neue Regierungsmehrheit aus dem bestehenden Parlament zu formen. Das hoch verschuldete Land könnte damit zu einer Gefahr für die Europäische Union und den Euro werden.
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--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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