Erster Euro-Raub in Spanien
Madrid, 01. Jan (Reuters) - Beim ersten spanischen Euro-Raub haben zwei bewaffnete Männer in Zamora am Montag möglicherweise rund 90.000 Euro gestohlen. Der private Radiosender Cadena Ser nannte die Summe, während ein Regierungssprecher am Dienstag die Summe nicht bestätigen wollte. "Es wurden wahrscheinlich beide Währungen (Euro und Peseten) mitgenommen", sagte der Sprecher. Auch die Polizei konnte keine Details nennen. In Italien wurden während der vergangenen drei Monate bereits mindestens sechs Mal Euro geraubt, aber auch in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden wurden Raubüberfälle verzeichnet.
In Zamora bedrohten die zwei Bewaffneten am Montag morgen vor Geschäftsöffnung einen Mitarbeiter der Bank Caja Rural. Sie warteten bis zur Öffnung des Tresors und flohen mit dem Geld, wie der Sprecher sagte. Die eingeleitete Suche blieb auch am Dienstag bislang ohne Ergebnis.
Handelskonzerne startbereit für den Euro
Düsseldorf, 01. Jan (Reuters) - Die Handelskonzerne Metro, KarstadtQuelle und Rewe sehen sich für den ersten Verkaufstag mit dem Euro am 2. Januar nach intensiven Vorbereitungen bestens gerüstet. Die Kassen seien programmiert, das Verkaufspersonal trainiert, genug Euro-Geld zum Wechseln da und auch die Sicherheitsmaßnahmen geplant, bekräftigten die Sprecher der Handelskonzerne gegenüber Reuters. Insgesamt haben allein diese drei Konzerne nach eigenen Angaben rund 2000 Tonnen Euro-Münzgeld bestellt. Alle drei Handelshäuser erwarten zudem, dass mit der Umstellung auf den Euro auch in Deutschland immer mehr Kunden mit Kredit- oder EC-Karten bezahlen werden.
"Wir werden am 2. Januar keinerlei Probleme haben", versicherte Wolfgang Blasch, Euro-Projektleiter von Metro. Die Vorbereitungen seien so gut, dass es keine bösen Überraschungen geben werde. Auch Karstadt und Rewe arbeiten seit Jahren auf den Währungswechsel hin. "Die letzten Schulungen der Mitarbeiter sind unmittelbar vor dem Jahreswechsel", sagte Karstadt-Sprecher Elmar Kratz. Die 45.000 Mitarbeiter der 187 Warenhäuser seien mit dem Euro und seinen Sicherheitsmerkmalen vertraut, aber auch auf die Beratung unsicherer Kunden vorbereitet. Auch die Rewe-Gruppe mit ihren 100.000 Beschäftigten ist Sprecher Wolfram Schmuck zufolge gut gerüstet. 2000 Euro-Trainer hätten in den vergangenen Wochen die Mitarbeiter geschult.
Kopfzerbrechen bereitete dem Einzelhandel der Bedarf an Wechselgeld in den ersten Tagen und Wochen mit dem Euro. Denn die "Wechselstube der Nation" wird den Großteil der insgesamt 17 Milliarden für Deutschland produzierten Euro-Münzen in Umlauf bringen sowie tausende Tonnen DM-Kleingeld entgegennehmen. Nach Schätzungen des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels müssen die Geschäfte nun vier bis zwölf Mal so viel Wechselgeld wie üblich vorhalten, je nach dem Anteil der Bargeldzahlungen.
Rewe ermittelte einen Bedarf von 800 bis 1000 Tonnen Münzen. Mit 700 Tonnen Kleingeld sind die Metro-Töchter Kaufhof, Real, Extra, Media-Saturn und die Großhandelsmärkte nach Angaben von Blasch "auf der sicheren Seite". Sollte das Geld dennoch knapp werden, gebe es noch weitere Lagerbestände und im Notfall Nachschub von der Landeszentralbank. Banken und Unternehmen konnten sich das neue Geld seit September besorgen.
Zur Geschäftsöffnung morgens um sechs Uhr beginnt am Mittwoch in den Metro-Großmärkten das Euro-Zeitalter. Blasch erwartet, dass viele Kunden bargeldlos zahlen werden. Schon jetzt würde die Hälfte der Umsätze über Karten verrechnet. Ähnlich hoch sei diese Quote auch bei den Elektronikmärkten Media-Saturn. In den Warenhäusern wurde bisher jede dritte Mark bargeldlos bezahlt. Im Vergleich zu etwa 80 Prozent bei der französischen Kette Galeries Lafayette ist das wenig. Die Handelshäuser erwarten, dass in den ersten Januartagen die Zahl der Kartenzahlungen in Deutschland deutlich steigen wird. "Bislang ist das im Lebensmittelhandel selten, aber es wird mit dem Euro mehr werden", sagte Rewe-Sprecher Schmuck.
Insgesamt habe KarstadtQuelle die Umstellung auf den Euro 33 Millionen Euro gekostet, sagte Kratz. Hilfreich sei gewesen, dass die Lieferanten die Preise von der D-Mark in Euro schon umgerechnet angegeben hätten. Hätten die eigenen Mitarbeiter alle Preisschilder in den Regalen auf Euro selbst umstecken müssen, wären die 45.000 Beschäftigten zwei Wochen lang Tag und Nacht beschäftigt gewesen. Für Metro bezifferte Blasch die Kosten auf einen "mehrstelligen Euro-Millionenbetrag". Der Handel schätzt die Gesamtkosten für die Branche auf fünf bis zehn Milliarden DM oder 0,5 bis 1,0 Prozent des Jahresumsatzes.
Die Handelsunternehmen erwarten, dass der Euro sehr schnell als Zahlungsmittel akzeptiert und die D-Mark bald im Bewusstsein verdrängen werde. "Das Wertgefühl für den Euro wird sehr schnell kommen", sagte Karstadt-Sprecher Kratz. Die Erfahrung aus dem Urlaub sei hilfreich, wo man nach wenigen Tagen wisse, ob ein Produkt teuer oder billig sei.
Erster Neujahrsspaziergang zum Euro-Abholen
Frankfurt, 01. Jan (Reuters) - Viele Menschen haben den ersten Tag des Euro-Zeitalters mit einem Spaziergang zum Bankautomaten begonnen, um sich mit dem neuen Bargeld einzudecken. Auch Banken, die am Neujahrstag extra geöffnet hatten, waren gut besucht. Bei den Sparkassen habe es in einigen Schalterhallen in Großstädten längere Schlangen gegeben, während die Resonanz in ländlichen Gebieten verhaltener sei, hieß es beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Auch die 600 Filialen der Postbank und die Landeszentralbankstellen meldeten reges Interesse. "Es ist alles so, wie wir es uns vorgestellt haben", zog Peter Walter von der Deutschen Bundesbank eine erste positive Bilanz. Er wies zugleich darauf hin, dass D-Mark-Bares nicht umgetauscht werden müsse, sondern am besten bis Ende Februar ausgegeben oder aufs Bankkonto eingezahlt werde.
"Die Leute sind jetzt neugierig auf den Euro und wollen ihn haben", sagte Reinhold Rickes vom Sparkassenverband. Vor allem in Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt hätten sich viele Menschen auf den Weg zur Sparkasse gemacht. Einige tausend Filialen von rund 300 Sparkassen hatten bundesweit am späten Vormittag für die Privatkundschaft geöffnet. "Wir haben den Bedarf ganz gut eingeschätzt." Nach einer Umfrage wollten sich etwa 30 Prozent der Deutschen schon am ersten Tag die neuen Geldscheine besorgen. Als einzige Privatbank hatte die Dresdner Bank einige Filialen in Großstädten geöffnet. "Wir rechnen bis Geschäftsschluss mit bis zu 700 Transaktionen", sagte Martin Göbel, Filialleiter der Dresdner in Frankfurt am Opernplatz. Das sei doppelt so viel wie an normalen Tagen.
Die Kunden tauschen Göbel zufolge vor allem D-Mark in Euro-Bargeld, nur wenige heben das neue Geld vom Konto ab. Bundesbank-Hauptkassenleiter Walter appellierte indes wie der Sparkassenverband, das alte Bargeld lieber auszugeben oder in den kommenden Tagen auf Konten einzuzahlen. "Niemand muss sich jetzt zum Umtauschen in die Kälte stellen", sagte er. Außerdem waren die Geldautomaten nach Angaben der Verbände bis zum Mittag am Dienstag schon bis auf wenige Ausnahmen auf Euro umgestellt.
Einige Kunden ließen sich am Bankschalter von jeder Euro-Note eine auszahlen, also zusammen 885 Euro, um sie am nächsten Tag wieder einzuzahlen. "Ich hole mir von jedem Schein einen zum Anschauen und bringe sie morgen wieder zurück", sagte die 44-jährige Marion Bader in Frankfurt. Ein alter Herr hob sein Haushaltsgeld für einen Monat von 1000 Euro ab. "Ich hab die D-Mark-Reste eingezahlt und bezahle nur noch in Euro. Wenn das alle tun würden, wäre die Umstellung viel leichter", sagte er. Armin Ritter, Abteilungsleiter von der Postbank, berichtete, einzelne Kunden hätten 4000 bis 5000 Mark Bargeld eingezahlt.
Die Bundesbank hat Walter zufolge in den vergangenen Tagen einen enormen Rücklauf an D-Mark-Bargeld verzeichnet: am ersten Geschäftstag nach Weihnachten allein sechs Milliarden Euro, während sonst einige hundert Millionen üblich seien. "Der Übergang zum Euro wird schnell gehen", sagte Walter. Die Bundesbank schätzt, dass die D-Mark spätestens nach zwei Wochen aus Geldbeuteln und Ladenkassen verschwunden sein wird.
ende Politiker begrüßten Euro-Einführung
Berlin, 01. Jan (Reuters) - Führende Politiker haben die Einführung des Euro als Schlüssel für eine friedliche Zukunft in Europa begrüßt. "Heute Nacht überschreiten 300 Millionen Menschen symbolisch eine Brücke zu mehr Offenheit und Kooperation in den zwölf Ländern der Euro-Zone", sagte EZB-Präsident Wim Duisenberg zum Jahreswechsel in Frankfurt bei einer Feier zum Euro. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte in seiner Neujahrsansprache "noch bessere Zeiten" als mit der D-Mark voraus. Nach Worten von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi ist die gemeinsame Währung die Zukunft, "ein Stück Europa in unseren Händen".
In der ganzen Euro-Zone unterstrichen Politiker die Bedeutung der Bargeldausgabe am Neujahrstag, mit der die seit 1999 bestehende Europäische Wirtschafts- und Währungsunion vollendet wird. Der EZB-Präsident bezeichnete den Euro als einen Jahrzehnte alten "Traum der Europäer" und verwies auf die Kriegserfahrungen und die desolate Wirtschaftssituation während seiner eigenen Kindheit. Daraus sei das Ziel der Europäer erwachsen, zusammenzuarbeiten und Unterschiede zu respektieren. Der Euro nütze Wirtschaft und Verbrauchern, indem Preise besser vergleichbar würden und Kosten etwa für Währungsgeschäfte wegfielen, sagte Duisenberg. Der Euro werde auch zur Erholung der zurzeit schwachen Konjunktur im kommenden Jahr beitragen, fügte er hinzu.
Auch Schröder sagte, mit dem Euro würden Kriege zwischen europäischen Staaten unwahrscheinlicher: "Auseinandersetzungen finden höchstens noch zwischen Bürokratien statt, aber nicht mehr zwischen Bürgern in unserer Europäischen Union." Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) sagte bei einem feierlichem Akt in der ersten Stunde des neuen Jahres, der Euro sei die Antwort Europas auf die Globalisierung. "Das ist das währungspolitische Ende der Kleinstaaterei."
Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac sagte in seiner Neujahrsansprache, der Euro bedeute einen Sieg für Europa, doch müssten wirtschaftliche und soziale Reformen die Einführung der neuen Währung begleiten. Nach einem Jahrhundert der Zerrissenheit und Kriege bekräftige der Kontinent Europa jetzt seine Identität und Kraft zu Frieden, Einheit und Stabilität, sagte Chirac. Der italienische Präsident Carlo Azeglio Ciampi sagte in Rom, die gemeinsame Währung, die die italienische Lira nach 140 Jahren ablöst, sei ein "Symbol des Friedens" und Zeichen dafür, dass die Europäer näher zusammen rückten. Auch der spanische Ministerpräsident Jose Maria Aznar erblickte im Euro einen Schritt zu einer besseren Zukunft.
In Großbritannien, das sich zunächst der Währungsunion nicht anschließen will, warnte Europaminister Peter Hain, sein Land könne nicht eine entscheidende Rolle in Europa spielen, wenn es abseits des Währungsverbundes stehe.
Lob und Ermunterung für Europa kam auch von UNO-Generalsekretär Kofi Annan, der die Einführung des Euro "beispielhaft für die ganze Welt" nannte.
Verkaufsartikel um Euro und Mark gefragt
Berlin, 01. Jan (Reuters) - Rund um die Umstellung von Mark auf Euro lässt sich im Einzelhandel das ein oder andere Geschäft machen. So hat die Lederwarenbranche schon vor zwei Jahren festgestellt, dass mancher Geldbeutel für die seit Dienstag geltenden Euro-Banknoten zu klein ist. "Jetzt werden nur noch eurofähige Portemonnaies produziert", sagt Hans Dieter Klooss vom Bundesverband Lederwaren und Kunststofferzeugnisse in Offenbach. Aber auch die gute alte Mark sorgt bei ihrem Abschied für volle Kassen: Bücher über die Geschichte der scheidenden Währung sind ein Verkaufsschlager im Buchhandel.
Manch einer wird sich wohl von seinem gewohnten Geldbeutel in der Tasche trennen müssen, wenn er auch den Euro gut verwahrt mit sich herumtragen möchte. So sei der 100-Euro-Schein fünf Millimeter breiter als der etwa gleichwertige 200-Mark-Schein, stellt Klooss fest. Der Einzelhandel habe bereits rund 20 verschiedene Modelle der Geldbörse für das Euro-Zeitalter im Angebot. Für die Lederwarenbranche bedeutet das ein gutes Geschäft, denn die Kleinlederwaren sind mit mehr als 30 Prozent stärkster Umsatzträger.
Die Euro-Umstellung hat für die Lederwaren-Industrie noch einen weiteren Vorteil: Bislang waren für den Export in die Euro-Länder wegen der unterschiedlichen Geldscheine und Münzen etwa zehn bis 15 verschiedene Modelle nötig. Jetzt zählten nur noch die Euro-Maße, sagt Klooss. Das sei eine große Arbeitserleichterung, zumal ein Drittel der deutschen Lederwarenexporte Kleinlederwaren seien.
Weniger Anklang als die eurotauglichen Portemonnaies scheinen dagegen Gesellschaftsspiele rund um die neue Währung zu finden. Der Verkauf über den Großhandel seiner durch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Europäische Kommission genehmigten Spiele sei verhalten angelaufen, sagt Manfred Timmermeister, der die Euro-Geldscheine als Spielvorlage nutzte (www.euro-spiele-agentur.de). Am besten habe sich bisher noch das Kartenspiel "Neue Kohle" verkauft. Der Spieleautor rechnet demnächst aber mit mehr Resonanz. Schließlich setzten sich die Menschen mit dem Euro-Bargeld-Start an Neujahr nun zwangsläufig stärker mit dem neuen Geld auseinander. Monopoly-Spiele mit Euro-Scheinen waren unterdessen als Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr sehr beliebt.
Besser läuft auch das Geschäft mit der Nostalgie zur D-Mark. Seit dem Erscheinen im Oktober sei "Das D-Mark Gedenkbuch" von Frank Littek schon einige zehntausend Mal über die Ladentheke gegangen, sagt eine Sprecherin des Falken-Verlags in Niedernhausen. Das wegen der starken Nachfrage kurze Zeit nicht lieferbare Buch nimmt beim Online-Buchhändler Amazon einen oberen Platz in der Verkaufsrangliste ein.
Den Währungswechsel nutzen manche Geschäfte schließlich als Werbeargument. So lädt die Elektronikhandelskette Saturn seit Wochen zum "D-Mark Räumungsverkauf" ein und fordert die Kundschaft auf: "Raus mit dem Schwarzgeld". Dies sei allerdings nur ein Scherz, versichert ein Sprecher. Mit Sonderangeboten zum "Euro Super Start" lockt auch das Warenhaus Kaufhof - darunter Ein-Pfennig-Stücke am Goldkettchen, gekrönt mit einem Diamanten.
Bürger erwarten Nachteile vom Euro
Berlin, 01. Jan (Reuters) - Eine Mehrheit der Bundesbürger erwartet nach Umfragen Nachteile von der Einführung des Euro. Nach einer am Dienstag vorab veröffentlichten Erhebung des Forsa-Instituts im Auftrag der "Bild-Woche" befürchten 83 Prozent der Deutschen, dass mit der Einführung der Gemeinschaftswährung die Preise steigen. Knapp die Hälfte der rund 1000 Befragten glaubt, dass der Euro nicht so stabil wie die Mark wird.
Nach einer Umfrage des dimap-Instituts für den Mitteldeutschen Rundfunk befürchten 46 Prozent der 1100 Befragten Nachteile von der neuen Währung. Nur 28 Prozent erhoffen sich Vorteile. Für die Wirtschaft ist der Euro nach Ansicht der Mehrheit der Bürger gut, so das Ergebnis der dimap-Umfrage. Langfristig sei der Euro für die Wirtschaft vorteilhaft, meinen 59 Prozent.
"Es sieht ein bisschen wie Spielgeld aus"
Frankfurt, 01. Jan (Reuters) - Vor den Geschäftsräumen der Commerzbank im Frankfurter Bankenviertel krachen die Böller, bunte Raketen zischen in den Himmel, und aus Lautsprechern dröhnt "Freude, schöner Götterfunken". Das neue Jahr ist schon mehr als 15 Minuten alt, das große Fest zur Einführung des Euro-Bargeldes läuft, doch die beiden Geldautomaten direkt gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) lässt das kalt. Rund dreißig Menschen stehen vor den Apparaten und wollen - beobachtet von mehreren Kamerateams - die ersten Euro-Scheine ziehen: endlich das neue Bargeld ansehen, befühlen, in Besitz nehmen. Doch die Geräte verweigern den Dienst.
"Dieser Automat ist zurzeit nicht in Betrieb", steht beharrlich auf den Displays. Nichts zu machen. Erst gegen halb eins, als draußen Passanten längst schon Euro-Scheine hochhalten, die sie an anderen Automaten geholt haben, überlegen es sich auch die beiden Geräte im Rampenlicht anders und geben unter Applaus die neuen Scheine frei.
"Es sieht ein bisschen wie Spielgeld aus", sagt fast jeder Wartende, nachdem er den Euro in dieser Nacht zum ersten Mal in der Hand hält. "Unwirklich" sei das neue Geld, kaum zu glauben, dass man dafür wirklich etwas kaufen könne. "Wie ein Fleurop-Gutschein", ist die größte Beleidigung. Auf den zweiten Blick dann aber viel Lob, für die Währungsunion und die Euro-Einführung ohnehin, aber auch für die neuen Scheine. "Modern" sei das Design und: "Wenn man sie erst einmal in der Hand hält, sind sie gar nicht so schlecht."
Einigen fehlen jedoch die von den D-Mark-Scheinen gewohnten Gesichter auf den von Fensterbögen und Brücken gezierten Euro-Scheinen. Diese hätten die Währung persönlicher gemacht. Und ein Passant meint, der Zwang, es allen Teilnehmerstaaten optisch recht machen zu müssen, sei den Scheinen doch anzusehen: "Ein bisschen nichts sagend" seien sie jetzt eben.
Haben wollen den Euro aber trotzdem alle: Nach und nach sprechen sich unter den Grüppchen Tricks herum, wie eine möglichst große Auswahl zu ergattern ist: "Wenn man 185 Euro abhebt, bekommt man die meisten verschiedenen Scheine", sagt einer und hält seinen bunten Fächer aus Banknoten hoch. Zwei Interessenten bekommen allerdings überhaupt nichts - ihr Konto ist überzogen, und daran ändert auch der Euro nichts.
Wer wirklich alle Scheine zum Ansehen haben möchte, der geht ohnehin nicht zum Automaten, sondern am 1. Januar in eine der geöffneten Bank- oder Sparkassenfilialen. Auch dort ist der Andrang am Morgen vielfach groß. In einer Postbank-Filiale lässt sich eine Frau den gesamten Satz Euro-Noten auszahlen. Ausgeben will sie die 885 Euro aber nicht, sondern nur anschauen und sich mit dem neuen Geld vertraut machen. "Morgen zahle ich die wieder ein", sagt sie.
Aus Neugier sind die meisten auch in der Silvesternacht an die Automaten gekommen. Mal sehen, wie es so ausschaut, das neue Geld. Viele haben noch Restbestände von D-Mark und gehen davon aus, dass sie auch weiterhin angenommen werden. Wirklich brauchen kann die neue Währung zunächst offenbar noch niemand so recht. Auf die Frage, wofür sie die ersten Euro ausgeben wollen, verfallen etliche zunächst ins Grübeln. Angesichts der sternklaren, eiskalten Nacht fällt vielen dann jedoch ein: "Etwas Heißes zu trinken kaufen!"
Zumindest bei einer Crepe- und Glühweinbude in der Frankfurter Innenstadt haben die Besitzer der neuen Währung aber kein Glück mit den neuen Scheinen. "Wir nehmen weiter nur D-Mark", sagt einer der Verkäufer lange nach Mitternacht. "Wir haben auch überhaupt keine Euros zum Wechseln."
Auch in anderen deutschen Städten wollen sich einzelne Händler noch nicht ganz auf die Währungsumstellung einlassen. "Haben Sie Euro? Dann bekommen Sie von mir auch Euro", sagt beispielsweise ein Mitarbeiter eines Imbissstandes in der Stuttgarter Innenstadt, als er Wechselgeld herausgeben will. Und da der Kunde in D-Mark bezahlt, steckt er die Euro-Münzen schnell wieder in seine Kasse und legt vier Mark-Stücke als Wechselgeld auf den Tisch.
Kundenansturm auf Sparkasse
Frankfurt, 01. Jan (Reuters) - Mit einem solchen Ansturm der Kunden auf die Euro-Banknoten in ihrer Hauptstelle hatte die Frankfurter Sparkasse 1822 am ersten Ausgabetag nicht gerechnet. "Um 12.00 Uhr haben wir geöffnet, aber schon um 11.30 Uhr haben die Menschen vor der Tür gestanden", sagte Vorstandsvorsitzender Klaus Wächter am Dienstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Den Andrang in der Filiale haben wir so nicht erwartet." Zeitweise hätten mehr als 150 Menschen in der Schalterhalle gestanden, um Bankgeschäfte abzuwickeln. Auch viele Geschäftskunden seien gekommen. Doch den Umgang mit großen Menschenmengen hatten die Sparkassen-Mitarbeiter schon vor zwei Wochen erprobt, als sie in der Nacht als eines der ersten Institute in Deutschland die Euro-Münzen ausgaben und fast überrannt wurden.
"Es gibt viele Sonderwünsche, die Zeit brauchen, deshalb sind die Wartezeiten vielleicht manchmal etwas länger." So würden von den Kunden unter anderem bestimmte Euro-Stückelungen gewünscht, die die Geldautomaten so nicht ausgeben könnten. "Da wollen manche zum Beispiel nur Einhundert-Euro-Scheine", sagte der Sparkassen-Chef. Ein Firmenkunde sei sogar mit 60.000 D-Mark Tageseinnahmen vom Vortag erschienen und hätte sie in Euro tauschen wollen. "So etwas war nicht geplant", sagte Wächter. Er sei aber zuversichtlich, dass die Sparkasse alle Kundenwünsche bis erfüllen könne. "Bis jetzt ist noch nichts schief gegangen", sagte Wächter. Auch die Umstellung der Geldautomaten in der Silvesternacht sei reibungslos über die Bühne gegangen. "Das ist bis jetzt alles ganz wunderschön gelaufen."
Neben der Frankfurter hatten auch andere Sparkassen, Volksbanken, die Postbank und die Dresdner Bank am 1. Januar Filialen für Privat- und Firmenkunden geöffnet.
Kleine Läden erleben erste Schwierigkeiten
Brüssel, 01. Jan (Reuters) - Da am Dienstag fast alle größeren Geschäfte in Europa geschlossen waren, haben die Besitzer kleiner Läden, Straßenhändler und Kneipenwirte den Umgang mit der ersten Bargeld-Welle nach der Euro Einführung erlebt. Die Zeichen wiesen zwar auf einen sanften Übergang hin, aber erste Knappheiten beim Wechselgeld lassen mehr Probleme für den ersten vollen Geschäftstag am Mittwoch erahnen.
Der Handel lag überwiegend in Feiertagsruhe, aber Cafes und Zeitungskioske berichteten erste Probleme. "Es ist ok, aber die Leute haben nicht viel Kleingeld", sagte Ahmed Ejaz, ein 54-jähriger Zeitungshändler in der Pariser Innenstadt. "Ich habe mit für 300 Francs Wechselgeld geholt, und es wird ziemlich schnell weniger - Ich hatte nur zwei Kunden, die auf zehn Euro Wechselgeld wollten", sagte Ejaz. "Aber die Leute nehmen es freundlich auf. Wenn es zehn Cent zu wenig Kleingeld sind, sagen sie, es geht in Ordnung." Der Mangel an Kleingeld war auch eine Sorge für die Angestellten einer Bäckerei. "Ich weiß nicht, ob wir genug Wechselgeld haben für den Rest des Tages", sagte eine. "Alle Geldautomaten scheinen nur 20-Euro-Noten auszugeben."
Nicht so in Brüssel - der Geldautomat einer Bank gab zwei druckfrische 50-Euro-Noten aus. Das Geld auszugeben schien anfangs nicht einfach, aber es gab doch etwas für den Euro zu kaufen. Bäcker Renard am Place F. Cocq war glücklich, seinen ersten Verkauf in Euro zu machen: zwei Schoko-Croissants für 1,32 Euro. Das Wechseln der 50 Euro dauerte zwar etwas, war aber korrekt. "Ich bin froh, dass ich dass geschafft habe", seufzte Monsieur Renard und schloss seine zweite Kassenschublade.
In Athen zahlten die Griechen am Syndagma-Platz ihr Spinat-Gebäck in einem Schnellrestaurant weiter mit Drachmen. Es seien nur drei oder vier Leute mit Euro gekommen. "Wir haben noch kein Wechselgeld. Es ist sehr schwierig - es ist der erste Tag mit Euro", sagte ein Mitarbeiter mit scheuem Blick auf 1,03 Euro, die ein Gast für einen Kaffee liegen gelassen hatte.
Der ältere Losverkäufer Christos Kotsias sagte, es habe noch niemand mit Euro zahlen wollen: "Wenn es jemand versucht, werde ich sie nicht nehmen. Ich weiß nichts über sie, ich kenne ihre Benutzung nicht, ich nehme nur Drachmen."
In Wien nahmen einige Bars und Clubs gerne Euro, aber einige hatten es auch aufgegeben. "Bitte keine Euro", hieß es auf einem Schild an einer Würstchenbude des Vergnügungsparks "Prater" am frühen Dienstag. "Es ist im Moment zu kompliziert, Euro zu nehmen", sagte der Besitzer. "Die Schlange ist einfach zu lang."
In Italien schienen viele Menschen die Einzelhändler zum Wechseln zu nutzen. Daniele Rizzo von der Schnellrestaurantkette Autogrill sagte, die Euro-Geldbestände der Filialen schrumpften schnell. "Die Banken waren scheinbar langsamer als wir, da viele Geldautomaten abgeschaltet sind oder immer noch Lire ausgeben. Die Leute wollen Euro und so kommen sie zu Autogrill, um einen Kaffee zu trinken. Den bezahlen sie mit einem großen Schein, denn sie wissen, dass wir so lange wie möglich Euro zurückgeben", sagte er. "Wenn die Banken nicht helfen, haben wir vielleicht bald keine (Euro) mehr."
In den Niederlanden ließen einige Bürger ihre neuen Euro bereits wieder in Rauch aufgehen. Der Bulldogg "Coffee Shop" inmitten von Amsterdam war voll mit Touristen, die an Neujahr ihre Euro in ein Pfeifchen Marihuana umsetzten. Alle hatten mit Euro bezahlt, denn der "Coffee Shop" hatte am Eingang eine Umtausch-Theke aufgebaut. "Es ist so einfacher für uns. So müssen wir nur mit Euro umgehen", sagte die Frau hinter der Theke. Nicht alle Europäer können diese Option der Stressbewältigung nutzen. Aber wenn sie als Schlimmstes nur etwas längere Schlangen oder kurzfristige Verwirrung in Kauf nehmen müssen, dann kann die größte Währungsumstellung der Geschichte als großer Erfolg gefeiert werden.
Frankreichs Banken erwarten kaum Streik-Auswirkung
Paris, 01. Jan (Reuters) - Die französischen Handelsbanken und die Bundespost erwarten trotz angekündigter Streiks am Mittwoch nach eigenen Angaben keine Störungen am ersten Geschäftstag mit dem Euro-Bargeld. Nach letzten Überprüfungen habe er das Gefühl, dass die Mehrheit der Filialen geöffnet sein würden, sagte der Chef der französischen Banken-Föderation, Gilles Guitton, der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Sprecher der Post zeigte sich ebenfalls optimistisch, da sich auch beim letzten Streik am 14. Dezember nur wenige beteiligt hätten. Gewerkschaften hatten für den 2. Januar wegen Sicherheitsbedenken und Lohnforderungen Streiks angekündigt.
Nach Angaben der Gewerkschaften ist die Sicherheit in den Banken wie auch in den Postfilialen beim Start der Euro-Münzen und Scheine nicht ausreichend gewährleistet. Zudem forderten die Gewerkschaften Lohnerhöhungen. Die Verwaltung habe den Druck erhöht, so viele Filialen wie möglich offen zu halten, indem jüngere Angestellte oder Notbesetzung von außerhalb eingesetzt würden, sagte der Chef der SNB-Gewerkschaft, Gerard Labrune, der Zeitung "Le Monde" in der Mittwochausgabe. Labrune kündigte an, die Gewerkschaft erwäge weitere Aktionen, wenn 30 Prozent oder mehr Angestellte an den landesweiten Streiks teilnehmen. Damit wird allerdings nicht gerechnet, da zum Streik aufgerufen worden war, als viele bereits in den Weihnachtsurlaub gefahren waren. Zudem hatten Angestellte sich bereit erklärt, die Einführung des Euro-Bargeldes nicht ernsthaft zu stören.
Finanzminister Laurent Fabius hat die Gewerkschaften wiederholt aufgerufen, den Euro nicht als Geisel zu nehmen.
Seit drei Jahren ist der Euro offizielle Währung der Euro-Zone, war aber bis zum 1. Januar 2002 nicht als Bargeld vorhanden. Mit der Bargeldeinführung wird die dritte Stufe der Währungsunion abgeschlossen.