Brokat - Insolvenzverwalter (in spe) schon da?

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Brokat
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Expropriateur:

Brokat - Insolvenzverwalter (in spe) schon da?

 
06.08.01 20:53
Software-Unternehmen, die überleben wollen, müssen innovativ sein. Die Stuttgarter Brokat AG, seit etlichen Quartalen kriselnde Spezialistin für Banken- und Zahlungsverkehrs- Programme, beweist, dass sie es ist:
Sie hat Dirk Pfeil in den Aufsichtsrat berufen, und er soll auch dessen Vorsitzender werden.

Pfeil?

Wer jetzt in seinem Gedächtnis kramt, dem sei rasch auf die Sprünge geholfen: Dirk Pfeil ist ein alter Hase der Insolvenzverwaltung, und sein letzter prominenter Fall war die Internet-Bude Gigabell, davor finden sich in seiner beruflichen Vita der Kamerahersteller Minox oder der Maschinenbauer Heyligenstaedt.

Der feine Unterschied: Brokat ist nicht pleite, wenn auch der letzte Halbjahresbericht kundtut, dass die Software-Schmiede auf jeden Umsatzeuro operativ gut 1,40 Euro draufgelegt hat. Und so stellt sich dann doch die Frage, ob die Stuttgarter nur Pfeils bekannte Sanierungskünste anzapfen oder ob sie ihm – man muss schließlich an alle Eventualitäten denken – genügend Zeit geben wollen, sich in den denkbaren Ernstfall einzuarbeiten.  wb

HANDELSBLATT, Montag, 06. August 2001


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zockerBRAIN:

was ist eigentlich aus Gigabell geworden?

 
06.08.01 21:10
ich komme nicht einmal mehr auf die Internetseit. Aus, weg und tot?
Gruenspan:

Werfen da etwa

 
06.08.01 21:10
große Ereignisse ihre Schatten voraus?
Elend:

Bei den Zahlen ...

 
07.08.01 09:51
Erstmal moin moin.

Meldung laut FO (heute 9:21):
"Das Netto-Ergebnis des zweiten Quartals 2001 beträgt dadurch minus 824,4 Millionen Euro (minus 22,31 Millionen Euro pro Aktie) gegenüber mi-nus 20,7 Millionen Euro (minus 0,76 Millionen Euro pro Aktie) in der vergleichbaren Vorjahresperiode."

Wow, eine AG mit 25 bis 40 Aktien ... Marktkapitalisierung also ca. 106 Euro ... ? Da braucht es keinen Insolvenzverwalter mehr :-)

Anbei: bin neu hier, also bitte nicht gleich hauen (vielleicht habt Ihr später noch genug Möglichkeit dazu)
1Mio.€:

..

 
07.08.01 10:17

Brokat enthält sich weiter jeder Geschäftsprognose

Stuttgart (vwd) - Das in erhebliche Finanznöte geratene Softwarehaus
Brokat AG, Stuttgart, hat auch bei der Vorlage seiner endgültigen Zahlen für
das zweite Quartal und das erste Halbjahr 2001 am Dienstag keine Prognose
für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2001 abgegeben. Im zweiten
Quartal 2001 sei, wie angekündigt, ein umfangreiches Restrukturierungs- und
Kostensenkungsprogramm aufgelegt worden, in dessen Rahmen bis zum Jahresende
auch etwa 300 Arbeitsplätze bei Brokat abgebaut würden, heißt es in einer
Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens.

Die Vertriebsstandorte in den Niederlanden, Belgien und Israel seien
bereits geschlossen und der Standort in Hongkong in ein Vertriebsbüro
umgewandelt worden. Die Standorte Italien und Österreich würden noch
geschlossen werden. Diese liquiditätsschonenden Maßnahmen sollen den
Cash-Verbrauch des Unternehmens verringern, wie es in der Mitteilung heißt.
(mehr/vwd/vo/sei)
Expropriateur:

Brokat droht Zerschlagung

 
07.08.01 22:23
Und grad noch aus dem Nemax50 geflogen...


Brokat droht Zerschlagung

Die Lage beim Softwarehaus Brokat ist dramatisch. Finden die Spezialisten für elektronisches Bezahlen keinen Investor, droht ihnen das baldige Aus. Experten halten nur die Mobiltechnologie für interessant.

BRIGITTE BERTRAM, THOMAS NONNAST
HANDELSBLATT, 7.8.2001

STUTTGART/FRANKFURT. Verzweifelt sucht das Management des Spezialsoftwareherstellers Brokat AG nach Investoren. Ziel sei es, „neue Liquidität zu bekommen“, beschreibt ein Brokatsprecher die Lage. Findet der Softwarehersteller für Online-Banking und Lösungen für das Bezahlen im Internet keinen Kapitalgeber, droht dem am Neuen Markt notierten Unternehmen möglicherweise bereits im Herbst der Gang zum Insolvenzverwalter. „Vorsorglich“, so spotteten Marktteilnehmer, wurde der mit Insolvenzen erfahrene Manager Dirk Pfeil als Sanierer in den Aufsichtsrat berufen.

Dabei galten die Produkte der 1994 gegründeten Softwareschmiede lange Zeit als erste Wahl. Doch die zunehmende Sättigung des Marktes im Bereich Online-Banking und Wertpapierhandel sowie finanzstarke Konkurrenten wie Heyde machen Brokat zu schaffen. Die Flaute im für Softwarefirmen wichtigen Lizenzgeschäft mit neuen Programmpaketen schlägt auf das Ergebnis. Trotz weltweit über 2000 Kunden aus der Banken- und Finanzwirtschaft hat Brokat im ersten Halbjahr mit 70 Mill. Euro weit weniger umgesetzt als erwartet. Zudem hat Brokat auf dem Höhepunkt des Internetbooms im vergangen Jahr die US-Unternehmen Blaze Software und GemStone Systems übernommen. Auf Grund von jetzt fälligen Abschreibungen auf die Zukäufe steht ein Verlust von 900 Mill. Euro in den Büchern.

Die Aussicht auf den Erhalt von Brokat als einheitlichem Unternehmen werden geringer. Denn ein Teil der Produkte haben nach Einschätzung von Experten wenig Chancen im Markt noch erfolgreich zu sein. „Der Bereich Finanzanwendungen, der Programme für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren umfasst, ist in Deutschland fast vollständig zum Erliegen gekommen“, sagt Helmut Bartsch von der BW-Bank. Auch Thomas Friedrich von der Hypovereinsbank erwartet in dieser Sparte keine großen Umsatzvolumen mehr: „Die großen Banken sind ausgerüstet. Bedarf haben nur noch Nachzügler oder Banken, die modernisieren müssen“, urteilt Friedrich. Noch größte Probleme macht den Stuttgartern ihr ursprüngliches Kernprodukt, die Software-Plattform „Twister“, das als eine Art „Betriebssystem“ für E-Business-Anwendungen. Diese Plattform ist zwar in den vergangen Monaten zu einem sogenannten „Application Server“ aufgemöbelt und in „Brokat Server Technologies“ umbenannt worden. Doch halten E-Business-Experten das Produkt für „überladen“. „Brokat hat versucht, den Twister für mehr Geschäftsprozesse als nur Bezahlvorgänge auszubauen“, sagt ein Projektleiter eines E-Commerce-Anbieters. Doch gebe es in diesem Bereich bereits ausreichend Produkte von Konkurrenten wie zum Beispiel Broadvision. Auch in anderen Bereichen hat Brokat mächtige neue Konkurrenz bekommen. „Allein IBM und Bea Systems, decken mehr als 60 % des Marktes ab“, sagt Bartsch. Oracle und auch Microsoft drängen ebenfalls in diesen Markt.

Derzeit hat Brokat nur zwei attraktive Produkte. Der Brokat Advisor sowie das mobile Zahlungssystem, dem Analysten Weltniveau einräumen.

So ist es hauptsächlich diese Technologie auf diese potenzielle Investoren abgesehen haben. Neben dem Mobilfunkbetreiber Vodafone ist Marktgerüchten zufolge auch der französische Hersteller von Smartcards Gemplus an Brokat interessiert. Analyst Friedrich jedoch sieht in Brokat derzeit keinen „attraktiven Übernahmekandidaten“. Brokat gilt mit einem Börsenwert von 100 Mill. Euro als teuer. Nicht zuletzt wegen Unternehmensanleihe von 125 Mill. Euro, die bei einer Übernahme fällig würde. Allerdings stehen in den Brokat-Büchern aufgelaufene Verlustvorträge von knapp 1,1 Mrd. Euro. Ein Käufer könnte sie sofort nutzen und damit viele hundert Mill. Euro Steuern sparen. Bei einer Zerschlagung allerdings würden sie verloren gehen.
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