ACG arbeitet als Händler und Wiederverkäufer im Chipkarten-Markt. Der Fokus liegt auf sogenannten Smart Cards, also Chip-Karten mit Speicher, kontaktlosen Karten und Mikro-Chips. Das Unternehmen versteht sich als Vermittler zwischen den Produzenten der einzelnen Komponenten und kleinen bis mittleren Chip-Karten-Herstellern. Derzeit ist die Gesellschaft international an 19 Standorten vertreten. 1999 lag der Umsatz bei 103 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) betrug 2,2 Millionen Euro.
Instock befragte Vorstand Olaf Jacobi zu geplanten Kooperationen und Omnikey, dem Joint-venture mit Utimaco.
Instock:
Ihre Rohertragsmarge, also das Verhältnis der direkten Produktionskosten zum Umsatz, ist im ersten Quartal 2000 gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 17,2 auf 12,6 Prozent gesunken. Wie kommt das?
Jacobi:
Das war geplant. Grund ist das starke Wachstum der ACG. Wir expandieren auch in Märkten, wo eine geringe Rohertragsmarge, aber ein weitaus größeres Wachstum zu erzielen ist.
Instock:
Dieses Jahr wollen Sie die Rohertragsmarge wieder auf 15 Prozent bringen. Wie soll das gehen?
Jacobi:
Wir werden 15 bis 16 Prozent erreichen. Die Steigerung kommt insbesondere aus dem Bereich Smart-Card und der kontaktlosen Technologie. Letztere gibt es in Form von Karten, aber auch Schlüsselanhängern, Uhren oder Glastranspondern für Tieridentifikationen. Das ist ein sehr junger und stark wachsender Markt, in dem wir umsatzmäßig Marktführer weltweit sind. Dort wird in unserem Geschäft auch die größte Rohertragsmarge generiert.
Instock:
Im März haben Sie eine Kapitalerhöhung gemacht, bei der Altaktionäre relativ große Aktienpakete abgegeben haben. Warum? Haben sie nicht mehr an ACG geglaubt?
Jacobi:
Das waren die beteiligten Venture-Capital-Gesellschaften. Ein völlig normaler Vorgang. Das ist ja der Geschäftszweck einer Venture-Capital-Gesellschaft: Sie steckt Kapital in ein Unternehmen, macht es fit, bringt es vielleicht an die Börse - und will für seine Investitionen natürlich auch einen Rückfluss haben. Es ist völlig normal, dass sie aussteigt, wenn sie sieht: Dieses Unternehmen funktioniert. Dann investiert sie ihr Geld in ein neues Unternehmen.
Instock:
Die Frage ist, wo die Venture-Capital-Gesellschaft die höhere Rendite erwirtschaftet. Unter Umständen kann sie dies, gerade wenn sie im Unternehmen bleibt - sofern es gesund ist.
Jacobi:
Natürlich würde es einem Unternehmen nicht gut zu Gesicht stehen, wenn ein Venture- Capitalist ungeplant aussteigt. Bei uns war dieser Ausstieg aber schon lange vorher geplant, als der Kurs noch nicht so hoch war wie jetzt. Das haben wir immer ganz offen gesagt. Ich sehe das auch absolut positiv. Es zeigt, wir haben eine guten Job gemacht. Wir sind ja ein Outperformer des Neuen Marktes.
Instock:
Haben sich weitere Altaktionäre von Anteilen getrennt?
Jacobi:
Noch ein privater Venture-Capitalist, also kein eigentlicher Privataktionär. Vom Management ist niemand rausgegangen. Wir sind an eine Lockup-Frist gebunden, die über fünf Jahre geht.
Instock:
Außer Ihrer regen Akquisitionstätigkeit denken Sie auch an Kooperationen. Was ist geplant?
Jacobi:
Wir haben vor kurzem eine Vertriebs-Kooperation mit Infineon geschlossen. Wir sind der erste weltweite Vertriebspartner von denen und beliefern alle kleinen und mittleren Chip-Karten-Hersteller mit ihren Produkten. Infineon selbst wird nur noch die großen Hersteller beliefern. Das zeigt, dass unsere Vertriebsplattform, unser Händler-Netzwerk auch für große Unternehmen interessant ist.
Instock:
Sind weitere Kooperationen angedacht?
Jacobi:
Ja, in verschiedensten Bereichen. Das können Vertriebs-Kooperationen sein, das können aber auch Kooperationen sein, womit verschiedene Technologien zusammengebracht werden. Wir gehen keiner Zusammenarbeit aus dem Weg. Welche neuen geplant sind, kann ich jetzt aber nicht sagen. Das wird sich ergeben.
Instock:
Eventuell eine Zusammenarbeit mit Erich Lejeunes CE Consumer? Es gab entsprechende Gerüchte.
Jacobi:
Wo immer das auch herkommt: definitiv nein.
Instock:
Mit Utimaco haben Sie ein Joint-venture namens Omnikey gegründet. Was steckt dahinter?
Jacobi:
Wir halten 60 Prozent an Omnikey. Das ist ein Entwicklungs- und Herstellungsunternehmen für Lesegeräte in den Bereichen Smart-Card und kontaktlose Karten. Es gibt hier eine Fragmentierung im Markt: Sehr viele Systemintegratoren stellen diese Geräte immer noch selber her. Unser Ziel ist, mit Omnikey einen Hersteller zu haben, der die Technologie beherrscht und diese Systemintegratoren beliefern kann - auch unter fremdem Markennamen.
Instock:
Wie werden Umsatz und EBIT bei Omnikey ausfallen?
Jacobi:
Dieses Jahr wird es eine schwarze Null geben und einen Umsatz von zirka 18 Millionen Mark. Im nächsten Jahr ist als Minimum eine Verdopplung geplant.
Instock:
Eine schwarze Null verdoppelt - das macht immer noch null.
Jacobi:
Das EBIT wird positiv werden.
Instock:
In Meldungen hieß es, Sie wollen Omnikey an die Börse bringen. Stimmt das?
Jacobi:
Das war eine Interpretation von Journalisten, die allerdings nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Omnikey hat eine Zukunftstechnologie, ist relativ schnell reif für den Kapitalmarkt und wird dort sicherlich seinen Platz finden.
Instock:
Wann also kommt der Börsengang?
Jacobi:
Das kann man noch nicht sagen. Über einen gewissen Zeitraum. Auf keinen Fall in diesem Jahr.
Instock:
Werden Sie sich im Zuge des IPO von Anteilen trennen?
Jacobi:
Das müssen wir ja, wenn wir Omnikey an die Börse bringen wollen. Von wieviel wir uns trennen, das kommt darauf an, wieviele Unternehmen noch dazukommen. Wir planen ja auch externes Wachstum für Omnikey.
Instock:
Laufen bei Omnikey denn schon Akquisitionsgespräche?
Jacobi:
Noch nicht. Aber es gibt Überlegungen.
Instock:
Wollen Sie weitere Ihrer Unternehmen an der Börse platzieren - zum Beispiel Bluefish, eine Ihrer jüngsten Akquisitionen?
Jacobi:
Bei Bluefish ist nichts angedacht. Aber prinzipiell lassen wir uns natürlich die Möglichkeit zu weiteren Börsengängen offen.
Instock:
Herr Jacobi, vielen Dank für das Gespräch.