Die Dollar-Stärke der letzten Tage hatten Einige im Thread schon länger prognostiziert. Als EUR/USD um 1,50 stand, hatte ich mehrere Charts mit Kursziel 1,30 gepostet.
Weiterhin wurde vermutet, dass die Dollar-Stärke zur Rückabwicklung der Carrytrades führt, was man bei Öl (schon minus 10 Dollar ab dem Top bei 80) und Gold (aktuell etwa minus 8 % ab Top) ja auch deutlich sehen konnte. Aktien allerdings haben sich dem bislang widersetzt - was der These zu widersprechen scheint, dass Amis mit dem Dollar-CT den DAX hochkaufen.
Zur DAX-Stärke heute morgen hatte ich bereits im Posting @Maxgreen einige Gründe genannt - im Wesentlichen forcierte Anstiege vor dem großen Verfall am Freitag. Hinzu kommen vermutlich die "Mark-ups" zum Jahresende (Window-Dressing der Großen Fonds), Short-Covering (bei Gurken wie Commerzbank) sowie Long-Trittbrettfahrer (Dip-Buyer).
Die große Frage bleibt, warum der Dollar stärker wurde. Dies geschah offenbar nicht wegen gestiegener Risikoaversion (unsere These), sondern aus vermeintlich positiven Gründen - u. a. die "guten" Einzelhandelsumsätze am Freitag. Das an denen etwas faul ist, habe ich in einigen Postings am WE aufgezählt. Auch Doug Kass hat dazu gestern was geschrieben:
http://www.ariva.de/...A_Baeren_Thread_t283343?page=2178#jumppos54470Der Dollar stieg daher aus anderen Gründen als vermutet - nämlich aus "positiven" (was mich nicht hinderte, einige Dollar-Longs glattzustellen). Wegen der Stärke vereinzelter US-Indikatoren (mag es auch Fake sein), stiegen auch die Aktien, statt wegen des CT-Auflösung zu fallen (es fand womöglich beides statt, aber die Zahl der Käufer überwog).
Außerdem stiegen wegen der Erholungs-Erwartung die Zins-Futures. Das brachte die Zinsen der US-Langläufer rauf:
http://www.ariva.de/...A_Baeren_Thread_t283343?page=2181#jumppos54527Letzteres hat allerdings auch eine bärische Komponente: Die Zeit der billigen Hypo-Zinsen (Grund für die jüngste Stärke im US-Housingmarkt, den auch 8000-Dollar-Staatszuschüsse für Käufer anschoben), könnte sich ihrem Ende nähern. Wie empfindlich der Housing-Markt reagiert, sahen wir gestern (19:00 h MEZ) am Rückgang des NAHB-Hausmarkt-Index auf 16 Punkte (erwartet 18), das ist nur 1 Punkt über dem Tief von 15 im Juni. Weiterhin steigen mit den Langläufern die Kreditkosten für US-Firmen, egal was die Fed am kurzen Ende macht.
Last not least machen die höheren Langfristzinsen das QE der Fed teurer. Zusätzliche Staatsverschuldung durch Staatsanleihen-Auktionen werden daher kostspieliger. Gleichzeitig wird die Effektivität der staatlichen Förder-Programme immer geringer - d.h. ein Dollar Wachstum erfordert immer mehr Dollars an Neuverschuldung, bei der die Reps eh den Riegel vorschieben (siehe ihre Gegenstimmen zur neuen Obergrenze von jetzt 13,1 Billionen).
Wir sollten auch nicht übersehen, dass "der Markt" die überwiegend schlechten Wirtschaftsdaten von gestern, die zunächst zu einer Korrektur in USA führten (inszenierter Short-Squeeze?), heute morgen schon wieder ignoriert. Da gab es etwa den von 23,51auf 2,55 gefallenen New York Empire State Index (erwartet: 21 bis 24) und den o. g. Rückgang im NAHB-Hausmarktindex.
Tendenziell positiv war die gestiegene Kapazitätsauslastung ("Capacity Utilization") für November 2009:
Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung liegt im November bei 71,3 %. Im Monat zuvor hatte sie noch bei 70,6 % gelegen. Damit wurde der zuletzt veröffentlichte Wert von 70,7 % nach unten revidiert.Normal sind freilich Werte über 80, und das Tief im Juni lag bei 68. Der Anstieg erfolgt daher schleppend auf niedrigem Niveau. Hinzu kommt, dass schuldenfinanzierte Staatsausgaben (u. a. zahlreiche Militär-Jet-Bestellungen) und die Spätfolgen der US-Abwrackprämie (Lagerwiederaufstockung) die Zahlen künstlich hievten.
Die gleichen "Wertmutstropfen" gelten für den Anstieg US-amerikanischen Industrieproduktion ("Industrial Production") für November 2009
Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im November um 0,8 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,5 bis 0,7 %. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten unverändert geblieben. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert von +0,1 % leicht nach unten revidiert.Ohne Abwärtsrevision der vorherigen Zahlen hätte der Anstieg bei 0,7 % gelegen - und damit im Rahmen der Erwartungen.
Der Anstieg der Erzeugerpreise im November um 1,8 % wiederum ist bärisch (spricht für Zinserhöhungen bei möglicher Stagflation, siehe GE-Ausblick in # 54525); erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,6 bis 0,8 %.
Alles in allem dürften die heutigen Anstiege daher auf Vor-Fed-Euphorie, Window-Dressing und Hochjodeln vor dem großen Verfall zurückzuführen sein. Fundamental gibt es wenig Gründe. Die heute um 1 mickrigen Punkt gegenüber Oktober gestiegenen EU-Einkaufsmanager-Indizes (Gewerbe und Dienstleistungen) sind Stimmungsindikatoren. Das hohe Volumen könnte auf Kaufpanik der großen Fonds (inkl. Pensionsfonds) zurückzuführen sein - die sich meist nicht klüger verhalten als "Hausfrauen". Deshalb erreichen sie auch in den seltensten Fällen ihr Ziel, "den Index zu schlagen".