Das Euro-Zeichen vor dem Gebäude der EZB.
Donnerstag, 08.09.2022 15:10 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1563

Zum Handeln gezwungen: 75 Basispunkte: EZB holt den Zinshammer raus – "Inflation deutlich zu hoch"

Das Euro-Zeichen vor dem Gebäude der EZB. © arturbo / E+ / Getty Images

Wie erwartet macht die EZB beim Leitzins Ernst: Die Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte soll die Inflation weiter in Schach halten. Aber auch für die kommenden Jahre rechnen die Notenbanker mit deutlich steigenden Preisen.

75 Basispunkte - die höchste Zinserhöhung der EZB-Geschichte ist beschlossene Sache. Mit ihrer historischen Entscheidung stemmt sich die Zentralbank gegen die Rekordinflation im Euroraum. Damit steigt der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf 1,25 Prozent. Die EZB stellte zugleich weitere Zinserhöhungen in den nächsten Monaten in Aussicht.

Der deutsche Leitindex DAX drehte am Donnerstagnachmittag mehr als ein Prozent ins Minus und stand gegen 16 Uhr bei rund 12.770 Punkten.

"Natürlich sind noch nicht alle Zentralbanken in der Phase des "dovish pivot", und die EZB hat gerade erst begonnen", schreibt Marktanalyst Craig Erlam vom Finanzdienstleister Oanda. "Die heutige Zinserhöhung ist erst die zweite in diesem Zyklus und wird den Einlagensatz zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt über Null bringen. Es ist noch ein weiter Weg, um die Inflation in den Griff zu bekommen, was eine Anhebung um 75 Basispunkte umso vernünftiger macht."

Allerdings habe die EZB erst sehr spät die Zügel angezogen und das Problem damit so verschlimmert. "Die EZB ist gezwungen, schnell aufzuholen, und die Wirtschaft könnte unter den Folgen leiden. Dem Euroraum droht eine Rezession, und die Zentralbank wird diesen Prozess nicht erleichtern", meint Craig Erlam.

"Nicht einmal mehr die EZB selbst erwartet auf mittlere Sicht das Erreichen ihres Inflationsziels von zwei Prozent. Die außergewöhnlich hohe Leitzinsanhebung begrüßen wir. Sie kommt aber zu spät, denn die Wirtschaft des Euroraums befindet sich bereits auf dem Weg in die Rezession", schreibt Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ BANK, in einer Reaktion auf die Entscheidung. "Nun müssen die Notenbanker eine mögliche Verschärfung des konjunkturellen Abschwungs riskieren, um den Inflationsauftrieb abzubremsen. Für die Notenbank ist das ein Dilemma – doch ein längeres Warten wäre noch teurer als ein beherztes Gegensteuern in wirtschaftlich unsicheren Zeiten."

Lange Zeit hatten die Währungshüter eine Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte angekündigt. Doch nachdem die Inflation im August auf 9,1 Prozent geklettert war, sah man sich offenbar zu einem noch drastischeren Schritt gezwungen. 

Im Juli hatte das Gremium um EZB-Präsidentin Christine Lagarde erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Die US-amerikanische Notenbank Fed hatte angesichts der Inflationskrise schon beherzter zugepackt und bereits zwei Zinsschritte um 0,75 Prozentpunkte beschlossen.

Steigende Energie- und Lebensmittelpreise befeuern die Inflation seit Monaten, Russlands Krieg gegen die Ukraine heizte die Teuerung zusätzlich an. Die Inflation sei "nach wie vor deutlich zu hoch" und werde "voraussichtlich für längere Zeit über dem Zielwert bleiben", teilte die EZB mit.


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Kurse

EUR/USD (Euro / US-Dollar) Chart
2,20 %
-24,1%
Inflation Chart

Für das kommende Jahr rechnet die Notenbank im Jahresschnitt nun mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von 5,5 Prozent (Juni-Prognose: 3,5 Prozent). Für 2024 sagt die EZB eine Inflationsrate von 2,3 (2,1) Prozent voraus.

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion/ mit dpa-AfX

Chartanalyse leicht gemacht! Laden Sie sich jetzt den neuen FAST BREAK-Report von Stefan Klotter kostenlos herunter. Hier klicken!

Werbung

Mehr Nachrichten zum Kurs EUR/USD (Euro / US-Dollar) kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.


Andere Nutzer interessierten sich auch für folgende News