Sanktionen sorgen für Preissausschläge an den Industriemetallmärkten

Dienstag, 16.04.2024 13:37 von Société Générale - Aufrufe: 214

Die Regierungen der USA und Großbritanniens haben am 12. April eine gemeinsame Verschärfung ihrer Sanktionen gegen den russischen Metallsektor beschlossen. So wird ab sofort kein neues, in Russland produziertes Aluminium, Kupfer und Nickel mehr an der London Metal Exchange (LME) und der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt. Die Preise der betroffenen Metalle schossen als Reaktion auf die Maßnahme in die Höhe, wobei die Reaktion durchaus unterschiedlich ausfiel. Während der an der LME gehandelte Aluminium- und Nickelpreis um jeweils rund 10%25 in der Spitze zulegen konnten, waren es bei Kupfer nur knapp 3%25. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Russland eine weit größere Rolle als Aluminium- und insbesondere Nickelproduzent einnimmt, als es bei Kupfer der Fall ist (siehe Abb. 1).

Um größere Auswirkungen auf den Handel zu vermeiden, dürfen die sich bereits in den LME-Lagerhäusern befindenden Metallbestände (unter Einschränkungen für britische Unternehmen) weiter gehandelt werden. Allerdings ist zu befürchten, dass viele Unternehmen aufgrund von Reputationsrisiken oder aber auch aus Angst weiterer Sanktionen davor zurückschrecken werden. Dies war bereits nach der Verschärfung der britischen Sanktionen Ende letzten Jahres zu beobachten. So erhöhten sich die Bestände an russischem Primäraluminium an der LME zu Ende Dezember um mehr als 50%25 gegenüber dem Vormonat, wonach sie einen Anteil an den Gesamtbeständen von rund 90%25 ausmachten. Dieser starke Sprung dürfte wohl kaum allein darauf zurückzuführen gewesen sein, dass es britischen Bürgern untersagt wurde, das Metall zu handeln, sondern viele nicht-britische-Unternehmen dürften ebenfalls vom Handel mit russischem Aluminium abgesehen haben.

Seit Beginn der Datenreihe im Januar 2023 hat sich der Anteil der russischen Primäraluminiumbestände an der LME zwar am stärksten ausgeweitet, aber auch bei Nickel ist der Anstieg von rund 16%25 auf mittlerweile 36%25 durchaus bemerkenswert. Bei Kupfer hat sich der Anteil der russischen Bestände derweil verringert, was in erster Linie auf eine proportional stärkere Erhöhung der nicht-russischen Bestände zurückzuführen ist. Insofern scheint die Angebotssituation bei Kupfer, wenn man den russischen Anteil rausrechnet, entspannter als es bei Aluminium und Nickel der Fall ist, was ebenfalls erklärt, weshalb die Reaktion des Kupferpreises moderater ausfällt.

Grundsätzlich dürften die Sanktionen aber das globale Angebot der betroffenen Metalle kaum beeinträchtigen und somit zumindest langfristig nicht zur einer Angebotsverknappung führen. So wie es beispielsweise an den Energiemärkten zu beobachten war, dürfte Russland andere Abnehmer – und hier wohl allen voran China – finden. Seit Anfang 2022 liegt der Anteil der monatlichen (raffinierten) Aluminiumimporte Chinas aus Russland Daten des Statistikamtes zufolge bereits bei durchschnittlich 75%25. Zwischen Anfang 2019 und Ende 2021 lag dieser noch bei rund 27%25. Der größte russische Aluminiumproduzent bestätigte bereits, dass er keine Einschränkungen in seiner Fähigkeit, Aluminium auszuliefern, durch die neuen Sanktionen sieht. Daher erscheint die schnelle Korrektur bei den Metallpreisen – Nickel handelt bereits wieder auf den Niveaus von Ende letzter Woche – durchaus gerechtfertigt.

Allerdings hängt der langfristige Angebotseffekt vor allem für westliche Abnehmer auch davon ab, inwieweit nicht-russische Alternativen zur Verfügung stehen. So liegt es nahe, dass etwa China als weltweit wichtigster Produzent auch als Lieferant, insbesondere bei Aluminium, einspringt. Allerdings könnte dies die EU und die USA, die beide versuchen ihre heimischen Industrien zu schützen, dazu veranlassen, Anti-Dumping-Zölle auf etwa Aluminium aus China zu erhöhen, um eine Importschwemme zu verhindern. Dies wiederum könnte zu einem Anstieg der physischen Prämien in diesen Regionen führen.

Kurzfristig könnte es derweil Beeinträchtigungen beim Angebot geben, da einige Abnehmer Klauseln in ihren Handelsverträgen haben dürften, die die Akzeptanz durch die LME als Kondition vorsehen. Die Käufer von russischem Metall könnten daraufhin einen stärkeren Preisabschlag verlangen, um diese Einschränkung zu kompensieren. Damit würden die Sanktionen auch ihren gewünschten Effekt ausüben, und zwar die Einnahmen Russlands aus den Metallexporten verringern.

Ein weiteres kurzfristiges Aufwärtsrisiko bei den Metallpreisen stellt eine mögliche Verschärfung der EU-Sanktionen gegen russische Metalle dar. Bislang bestehen hier Importverbote für vereinzelte Produkte, der Großteil des Metallhandels ist jedoch unbeeinträchtigt. Dies dürfte daran liegen, dass die EU, im Gegensatz zu den USA und auch Großbritannien, noch eine größere Abhängigkeit von russischen Metalleinfuhren aufweist. So hat sich der Anteil russischen Nickels an den EU-Importen laut Eurostat-Daten zwischen Q4 2021 und Q4 2023 in etwa halbiert, ist mit fast 25%25 aber immernoch beträchtlich. Die verschärften Sanktionen seitens der USA und Großbritannien dürften aber den Druck auf die EU erhöhen, nachzuziehen. Bei weitreichenderen EU-Sanktionen wäre ebenso mit einem kurzfristigen Anstieg der LME-Preise, insbesondere aber wohl mit einem Anstieg der physischen Prämien in Europa zu rechnen.

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