Die ukrainische Flagge. (Symbolbild)
Donnerstag, 17.03.2022 08:23 von | Aufrufe: 1400

ROUNDUP 2/Ukraine-Krieg: Tausende verlassen Mariupol - Die Nacht im Überblick

Die ukrainische Flagge. (Symbolbild) ©unsplash.com

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KIEW (dpa-AFX) - Auch an Tag 22 nach dem russischen Angriff meldet die Ukraine weiter Kämpfe und Zerstörung. Im Osten der Hauptstadt Kiew schlugen nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Donnerstag Trümmerteile einer abgefangenen Rakete in einem Hochhaus ein. Drei Bewohner seien verletzt und weitere Menschen gerettet worden, teilte der Rettungsdienst am Morgen mit. In einem Video war Feuer in einer Wohnung zu sehen. Der Bundestag erwartet am Vormittag eine Videoansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Tausende Menschen fliehen in Privatautos

Große Sorge herrscht nach wie vor um die Menschen in der belagerten und teilweise zerstörten Hafenstadt Mariupol. Bürgermeister Wadim Bojchenko sagte in der Nacht bei Telegram, Menschen könnten die Stadt nun mit Privatautos verlassen. Binnen zwei Tagen seien rund 6500 Autos herausgekommen. Doch gebe es keine Feuerpause, die Menschen seien unter Beschuss geflohen.

Am Mittwoch hatte es in Mariupol einen verheerenden Bombenangriff auf ein Theatergebäude gegeben. Bojchenko sagte, dort hätten sich mehr als 1000 Menschen befunden, es sei eine "weitere Tragödie". Die Zivilisten sollen in dem Gebäude Schutz gesucht haben. Für den Angriff geben sich die Ukraine und Russland gegenseitig die Schuld.

Ukraine meldet Flugzeugabschuss

Zum Kriegsgeschehen meldete die ukrainische Armee in der Nacht, es seien zwei weitere russische Kampfflugzeuge vom Typ Suchoi Su-35 und Su-30 über der Region Kiew zerstört worden. An Land konzentrierten sich russische Einheiten demnach vor allem auf die Sicherung ihrer Geländegewinne. Es gebe Bemühungen russischer Truppen, südlich der Stadt Isjum vorzudringen, wohl um eine Offensive in Richtung Slowjansk fortzusetzen. Dabei seien sie aber nicht erfolgreich. Die russische Marine blockiere weiter die Schifffahrt im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres.

Das russische Militär erklärte, die Besatzungen von 70 ausländischen Schiffen säßen wegen von ukrainischer Seite verminter Gewässer dort fest. Die pro-russischen Separatisten der selbst erklärten Volksrepublik Luhansk warfen der ukrainischen Armee sechs Raketenangriffe auf Siedlungen binnen 24 Stunden vor.

Die Angaben beider Seiten können nicht unabhängig geprüft werden.


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Selenskyj will "Ende des Kriegs" - Berater skeptisch

Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen und verzeichnet seither Geländegewinne im Norden, Osten und Süden des Landes. Zugleich verhandeln beide Seiten über Optionen, den Krieg zu beenden. Dazu könnte sich die Ukraine möglicherweise für neutral erklären und im Gegenzug Sicherheitsgarantien erhalten.

Präsident Selenskyjs Berater Alexander Rodnyansky dämpfte jedoch in der ARD-Sendung "maischberger. die woche" die Hoffnung auf eine baldige Friedenslösung. Russland versuche, Zeit zu kaufen, um neue Truppen heranzuziehen und dann wieder eine Offensive starten.

Selenskyj selbst sagte in einer in der Nacht veröffentlichten Videobotschaft, seine Prioritäten in den Verhandlungen mit Russland seien klar: "Ein Ende des Krieges, Sicherheitsgarantien, Souveränität und Wiederherstellung der territorialen Integrität." Vom Westen verlangte Selenskyj erneut mehr Druck: eine Flugverbotszone über der Ukraine sei nötig, dazu die Lieferung von Luftverteidigungssystemen, Flugzeuge, tödlichen Waffen und Munition sowie ein neues Sanktionspaket gegen Russland.

Biden sagt der Ukraine weitere Unterstützung zu

US-Präsident Joe Biden kündigte weitere Waffenlieferungen und Militärhilfen für die Ukraine in Millionenhöhe an. In einem 800 Millionen Dollar (Dollarkurs) (730 Millionen Euro) schweren Hilfspaket seien unter anderem Flugabwehrraketen, Drohnen und Tausende Panzerabwehrwaffen enthalten, sagte Biden in Washington. Auch Deutschland und andere Nato-Staaten haben Waffen geliefert und Sanktionen verhängt. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wandte sich jedoch am Mittwochabend erneut gegen eine Verwicklung der Nato in den Krieg und gegen Eskalationsszenarien.

Morawiecki fordert Scholz zu Kiew-Reise auf

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weitere Staats- und Regierungschefs zu einem Solidaritätsbesuch in Kiew auf - so wie es Morawiecki selbst zuletzt mit seinen Kollegen aus Tschechien und Slowenien getan hatte. "Sie sollen in die Augen der Frauen und Kinder blicken und ihnen helfen, ihre Leben und ihre Eigenständigkeit zu retten", sagte Morawiecki der "Bild" (Donnerstag).

Sorge um Sicherheit der Ukraine-Flüchtlinge

Inzwischen sind nach UN-Angaben mehr als drei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Die Internationale Organisation für Migration zeigte sich in der Nacht besorgt über die Gefahr des Menschenhandels sowie der sexuellen Ausbeutung und des Missbrauchs. Auf Risiken vor allem für geflüchtete Frauen wies auch CDU-Chef Friedrich Merz in den ARD-"Tagesthemen" hin. Deshalb müssten nicht nur die Flüchtlinge registriert werden, sondern auch die Menschen, die sie aufnähmen.

Das wird am Donnerstag wichtig

Nach der für den Vormittag (09.00 Uhr) geplanten Ansprache Selenskyjs an den Bundestag befasst sich das Parlament unter anderem mit der Unterbringung der Ukraine-Flüchtlinge. Darüber berät Bundeskanzler Olaf Scholz am Nachmittag (14.00 Uhr) auch mit den Ministerpräsidenten der Länder. Davor empfängt der SPD-Politiker im Kanzleramt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (11.30 Uhr). In New York spricht der UN-Sicherheitsrat um über mögliche Kriegsverbrechen Russlands. Am Mittwoch nannte US-Präsident Biden den russischen Präsidenten Wladimir Putin erstmals öffentlich einen "Kriegsverbrecher"./vsr/DP/zb

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