Optimisten in der Überzahl: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche überwiegend deutlich zugelegt. Die Impulse dafür kamen einerseits von einer sich entspannenden Lage im Bankensektor. In den USA hatte die Regierung über weitere Stützungsmaßnahmen nachgedacht, zudem überwogen die zuversichtlicheren Kommentare zur
Deutschen Bank, bei der einige über mögliche Probleme spekuliert hatten. Auf der anderen Seite setzten zunehmend mehr Marktteilnehmer auf einen weniger straffen geldpolitischen Kurs der Notenbanken. Hierzu trugen auch niedriger als erwartet ausgefallene Inflationsdaten aus der Eurozone und den USA bei. Allerdings warnten Beobachter, dass die Zuversicht in Hinblick auf die Zinsen verfrüht sein könnte, und verwiesen beispielhaft auf die anhaltend hohe Teuerung hierzulande.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Deutliche Kursgewinne im 1. Quartal
Der
Deutsche Aktienindex (Dax) stieg im Wochenvergleich um 4,5 Prozent auf 15.628,84 Punkte. Für das erste Quartal stand damit ein Plus von über 12 Prozent zu Buche. Der
MDax legte im Wochenvergleich um 4,6 Prozent zu auf 27.662,94 Zähler. Der
TecDax gewann 3,2 Prozent auf 3.325,26 Punkte. Der
m:access All-Share reduzierte sich dagegen um 0,4 Prozent auf 1.660,41 Zähler.
Zu den großen Gewinnern im Dax zählten die Verlierer der Vorwoche. So kletterte der Kurs der
Deutschen Bank auf Wochensicht um 7,8 Prozent, der der
Commerzbank sogar um 8,6 Prozent. Die Titel von
Vonovia legten um 4,9 Prozent zu. Gefragt waren in der vergangenen Woche auch Konsumgüter-Titel, der Kurs von
Adidas gewann 12,9 Prozent und stand damit an der Spitze der Wochengewinner im Dax. Nicht von der Erholungswelle erfasst wurden die Titel von MDax-Wert
Aroundtown, beim Gewerbeimmobilienunternehmen ging es in der vergangenen Woche um 11,3 Prozent abwärts. Auffällig war hier zudem ein stark überdurchschnittliches Handelsvolumen am vergangenen Freitag.
Es läuft wieder bei adidas, der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach zählte zu den Gewinnern der vergangenen Woche.
Anleihen: Höhere Risikofreude belastet Bundespapiere
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche merklich zurückgegangenen. Die sinkenden Befürchtungen, die Probleme einiger Banken könnten zu einer neuen Finanzkrise führen, ließen die Investoren wieder risikofreudiger werden, was wiederum die Notierungen der als sicher geltenden Bundespapiere belastete. Zudem gingen viele Akteure an den Anleihemärkten von weiteren Zinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank aus, was ebenfalls für Druck auf die Staatsanleihen sorgte. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 2,12 auf 2,29 Prozent an. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 2,02 auf 2,39 Prozent.
USA: In Kauflaune
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erneut deutlich fester geschlossen. Die nachlassenden Bedenken in Bezug auf den Bankensektor und die besser als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten sorgten für anhaltende Kauflaune bei den Anlegern. Der
Dow-Jones-Index stieg im Wochenvergleich um 3,2 Prozent auf 33.274,15 Punkte. Der breiter gefasste
S&P-500-Index legte um 3,5 Prozent auf 4.109,31 Zähler zu. Der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index verbesserte sich um 3,2 Prozent auf 13.181,35 Punkte, seinen höchsten Stand seit August vergangenen Jahres.
Ausblick: Jahreshoch oder doch Osterurlaub?
Für die aktuelle, feiertagsbedingt verkürzte Handelswoche geben sich viele Beobachter optimistisch für die Entwicklung an den deutschen Aktienbörsen. Einige Analysten können sich hier sogar ein neues Jahreshoch beim Dax vorstellen. Allerdings gibt es auch weniger euphorische Stimmen. So seien zuletzt zwar die Sorgen in Bezug auf den Bankensektor gesunken, allerdings könnten die Probleme durchaus wieder in den Vordergrund rücken, heißt es. Zudem könnten ganz praktische Gründe für eine verhaltenere Börsenwoche sorgen: Etliche Anleger dürften die Ostertage für einen Urlaub nutzen und zuvor ihre Risiken reduzieren.
Zudem wird mit dem US-Arbeitsmarktbericht die voraussichtlich wichtigste Konjunkturnachricht der Woche am Karfreitag veröffentlicht, an dem die Aktienbörsen geschlossen sind und keine direkte Reaktion möglich ist. Der Bericht dürfte vor allem in Hinblick auf seinen vermuteten Einfluss auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed hin betrachtet werden. Sollten die Arbeitsmarktdaten stark ausfallen, so könnte dies die Hoffnungen auf eine nachlassende Straffung der US-Geldpolitik reduzieren. Die Hoffnung auf einen weniger rigiden Kurs der Fed hatte zuletzt zu den Kursgewinnen an den Aktienbörsen beigetragen. Wichtige Hinweise, wie es um den US-Arbeitsmarkt steht, liefert bereits am Mittwoch der Bericht des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP.
Stimmungsdaten und Geldpolitik
In Hinblick auf den möglichen Einfluss auf die Geldpolitik dürften auch Stimmungsdaten wie Einkaufsmanagerindizes analysiert werden. Hier steht vor allem der ISM-Dienstleistungsindex aus den USA im Fokus, der zuletzt auf einem Niveau lag, das Wachstum signalisiert. Daneben dürften Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und der Eurozone, die Erzeugerpreise in der Eurozone und die Werkaufträge interessieren.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 03.04.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA; Gesamte Fahrzeugverkäufe in den USA; Tankan-Herstellungsindex (Japan)
Dienstag, 04.04.: Handelsbilanz Deutschlands; Erzeugerpreise in der Eurozone; Werkaufträge in den USA
Mittwoch, 05.04.: Werkaufträge in Deutschland; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA); ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA
Donnerstag, 06.4.: Industrieproduktion in Deutschland
Freitag, 07.04. (Karfreitag): US-Arbeitsmarktbericht