Ein Bündel Euroscheine. (Symbolbild)
Freitag, 08.10.2021 15:02 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 2155

Inflationsgewinner: Keine Angst vor der Inflation — Wie sich Anleger absichern können

Ein Bündel Euroscheine. (Symbolbild) © Detailfoto / iStock / Getty Images Plus / Getty Images http://www.gettyimages.de

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Die aktuell explodierenden Energiepreise schüren Inflationsängste. Mit 4,1 Prozent ist die Inflation so hoch wie seit 1993 nicht mehr. Wie können sich Anleger dagegen wappnen? Wir haben bei Analysten nachgehakt.

"Die Inflationsrate hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht —fünf Prozent im November sind möglich", meint Chefanalyst Jörg Krämer von der Commerzbank. Es gibt aber auch Sektoren, die als inflationsresistent gelten oder gar Gewinne durch höhere Inflationsraten einfahren können. Wir schauen mit Analysten auf Aktien, die dem Portfolio jetzt als Absicherung beigemischt werden können.

Infrastruktur-Aktien

Dominik Runkel von der Bantleon AG empfiehlt Anlegern, die in den nächsten Jahren mit steigender Inflation rechnen, ihr Portfolio mit Infrastruktur-Aktien vor der schleichenden Geldentwertung zu schützen: "Im langfristigen Vergleich erzielte börsennotierte Infrastruktur eine Rendite, die deutlich über der Inflationsrate lag. In den vergangenen 20 Jahren beispielsweise kamen globale Infrastruktur-Aktien gemessen am GLIO Index auf annualisierte Renditen von über zehn Prozent und schlugen damit sogar den MSCI World um über zwei Prozent-Punkte p.a." Besonders stark sei der Kurszuwachs von Infrastruktur-Aktien bei Inflationsraten über drei Prozent gewesen, so der Asset Manager.

Value Titel

Christoph Niesel, Fondsmanager bei Union Investment, glaubt grundsätzlich, dass die hohen Inflationsraten ein vorübergehender Effekt seien: "Dafür gibt es drei Gründe: Basiseffekte als Folge der Wiederöffnung der Wirtschaft, die aktuell immer noch anhaltenden Lieferengpässe und die Tatsache, dass die Unternehmen ihre gestiegenen Kosten während der "Wiedereröffnungsphase" der Wirtschaft an die Kunden weitergeben können. Diese Faktoren werden im Laufe der nächsten Monate jedoch an Bedeutung verlieren."

Bis Ende 2022 dürfte laut Niesel die Inflationsrate wieder nahe dem Unter-Zwei-Prozent-Ziel der EZB liegen. Dennoch werde die Inflation künftig etwas höher sein als vor der Corona-Pandemie.

Titel aus dem Value-Bereich, also Aktien, deren Bewertung mit Blick auf Kriterien wie Dividendenrenditen oder KGV das künftige Potenzial des Unternehmens widerspiegelt, profitieren laut Niesel in der Regel von höheren Zinsen: "Dazu gehören unter anderem Substanzwerte aus Bereichen wie Finanzen, Energie, Basiskonsum, Telekommunikation, Medizintechnik oder auch Health Care."


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Kurse

A P Moller-Maersk B ADR Chart
48,03
+0,46%
Covestro AG Realtime-Chart
38,90
+1,97%
Deutsche Post AG Realtime-Chart
2,20 %
-24,1%
Inflation Chart
5,946
+2,52%
Norsk Hydro Realtime-Chart
Polymetal International plc Chart
34,22
+0,25%
Shell Plc. Realtime-Chart

Neben Aktien aus diesen Bereichen seien in einer Phase steigender Zinsen auch Unternehmen mit starkem Marktanteil und entsprechend hoher Preissetzungsmacht interessant, um Stabilität ins Depot zu bringen: "Sie können gestiegene Preise besser an Kunden weitergeben", schließt Niesel.

Inflation und Konjunkturerwartung

Das Analysehaus LeanVal sieht durch eine steigende Inflation in der Regel eine erhöhte Unsicherheit über den weiteren Konjunkturverlauf. Professor Laurenz Czempiel, Geschäftsführer von LeanVal, sagt, dass die Maßnahmen der Zentralbanken zur Inflationsbekämpfung meist zu einer erhöhten Schwankung des Wirtschaftswachstums führten: "Diese Interdependenzen wurden in zahlreichen Studien für unterschiedliche Länder belegt. Einzelne Sektoren werden davon unterschiedlich tangiert, abhängig von der Nachfrageelastizität der Konsumenten als auch von dem verfügbaren Produktangebot. Verursachen höhere Inflationserwartungen ansteigende Zinssätze, impliziert dies ebenfalls unterschiedliche wirtschaftliche Konsequenzen für die Sektoren. Momentan reagieren die Preise sowohl auf den Nachfragesog der wirtschaftlichen Wiederbelebung als auch auf das durch die COVID-19-bedingten Störungen verringerte Angebot." LeanVal hat Sektoren definiert, die von den aktuellen Nachfrage- und Angebotstrends profitieren könnten:

Rohstoffsektor

Bergbauunternehmen und Chemie- und Bauproduktehersteller aus dem Rohstoffsektor, die im aktuellen Zyklus gut aufgestellt seien, um solche Preissteigerungen auf ihre Kunden umlegen zu können, eignen sich laut Czempiel: "Allerdings müssen diese Preissteigerungen die Kostensteigerungen durch Arbeits- und Rohstoffkosten mehr als kompensieren."

Energiesektor

Der Energiesektor, zu dem Öl- und Gasunternehmen gehören, sei ebenfalls ein Inflationsgewinner. Die Umsätze von Energieunternehmen seien naturgemäß an die Energiepreise gebunden, die maßgeblich die Inflation bestimmen, so der Experte.

Industriesektor

Auch Zykliker, wie Unternehmen der Luftfahrt, der Verteidigung und des Transports, der Logistik und des Maschinenbaus seien zu beachten, da deren Gewinne besonders auf eine wirtschaftliche Erholung reagieren: "Staatliche Konjunkturpakete, die die Auftragslage erheblich verbessern, eine insgesamt erhöhte Nachfrage nach Industrieprodukten sowie Produktivitätsverbesserungen auf Seiten der Fertigungsprozesse stärken diesen Sektor bei inflationären Tendenzen. Andererseits können bei produzierenden Unternehmen höhere Inputkosten (Rohstoffe, Vorprodukte, Energie, etc.) auch die Margen unter Druck setzen."

Versorgungsunternehmen

"Aktien von Versorgungsunternehmen haben als natürliche Monopole die Macht, die erhöhten Kosten an die Endverbraucher durchzureichen. Ihre Gewinnmarge wird daher im Prinzip nicht durch inflationsbasierte Kostensteigerungen tangiert. Staatliche Regulierungen verhindern jedoch zum großen Teil, die Preissteigerungen an die Verbraucher weiterzugeben", so der Experte. Da die Aktien von Versorgungsunternehmen aufgrund ihrer hohen und stabilen Dividendenzahlungen von Investoren in der jetzigen Niedrigzinsphase als Substitut für Anleihen gesehen würden, fallen die Bewertungen dieses Sektors jedoch bei Zinssteigerungen.

Informationstechnik

Bei IT-Aktien beeinflusse eine höher erwartete Inflation ebenfalls das künftige Gewinnwachstum. "Der Großteil ihrer Cashflows wird in ferner Zukunft erwartet, was in heutigem Geld weit weniger wert sein wird, wenn die Inflation steigt. Ein möglicher Anstieg des Diskontierungszinses infolge der Inflation führt auch automatisch zu einer niedrigeren Bewertung", schließt der Experte.

Das Analysehaus hat folgende Aktien gelistet, die von einem Anstieg der Inflation profitieren könnten:

Rohstoffe:

  • Norsk Hydro ASA
  • Polymetal International plc
  • Covestro AG
     

Energie:

  • TotalEnergies SE
  • Royal Dutch Shell plc
  • OMV AG

 

Industrie:

  • Deutsche Post AG
  • A.P. Moller-Maersk A/S
  • DSV Panalpina A/S

 

Autorin: Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion

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