Die Frankfurter Innenstadt, im Hintergrund die Skyline (Symbolbild).
Freitag, 11.03.2022 16:16 von | Aufrufe: 2741

WOCHENAUSBLICK: Achterbahnfahrt des Dax dürfte in Krisenzeiten weitergehen

Die Frankfurter Innenstadt, im Hintergrund die Skyline (Symbolbild). © querbeet / iStock / Getty Images Plus / Getty Images

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die im Zuge des Krieges in der Ukraine zuletzt aufgetretenen starken Schwankungen am deutschen Aktienmarkt dürften sich in der neuen Woche aufgrund der ungewissen geopolitischen Situation fortsetzen. Wie sich die Krise auf die Konjunktur und damit auf die Unternehmensgewinne auswirkt, ist noch ungeklärt. Immer mehr Experten fürchten aber das Risiko einer Stagflation - einer lahmenden Wirtschaft bei gleichzeitig steigender Inflation.

Die hohe Nervosität der Anleger angesichts der russischen Angriffe auf das Nachbarland belegten die Kurskapriolen das Dax in der Vorwoche: Am Montag, sackte das wichtigste deutsche Börsenbarometer zunächst um fünf Prozent ab, drehte nachmittags ins Plus und schloss doch wieder deutlich im Minus. Am Mittwoch schnellte der Dax dagegen um acht Prozent nach oben. Es war prozentual der fünftstärkste Anstieg in seiner Geschichte. Am Donnerstag ging es wieder um rund drei Prozent abwärts und am Freitag sieht es nach einem Kursgewinn von rund zwei Prozent aus.

"Kurzfristig liegt das Aktienmarktrisiko in der Nachrichtenlage, daher sollte die Volatilität weiterhin hoch bleiben", glaubt Analyst Sven Streibel von der DZ Bank. Die möglichen Auswirkungen auf die Konjunktur, insbesondere in Europa und Deutschland, seien schwer zu prognostizieren. Die jüngsten Sprünge nach oben zeigten aber auch, dass der Anleger-Optimismus nicht verloren gegangen sei. "Investoren sind derzeit schlicht überfordert mit der Lage und fordern daher nachweislich erhöhte Risikoprämien für Aktieninvestments", so Streibel.

Mittelfristig sieht der DZ-Bank-Experte allerdings ein stattliches Aufwärtspotenzial für den Dax, da derzeit von keinem realwirtschaftlich nachhaltigen Konjunktureinbruch oder Gewinnrückgang der Unternehmen ausgegangen werde. Von einer Beilegung der Ukraine-Krise würde der deutsche Aktienmarkt aufgrund seiner global-zyklischen Ausrichtung noch mehr profitieren als der US-Markt, prognostiziert Streibel.

Langfristig sieht Streibel jedoch Belastungen von der angekündigten Zinswende in den USA und der in Aussicht gestellten für die Eurozone. "Der Krieg treibt die Rohstoffpreise, insbesondere Öl (Rohöl), und sorgt zusätzlich für weitere Verwerfungen bei den internationalen Lieferketten. Die ohnehin schon hohe (US-) Inflationsdynamik dürfte hierdurch weiter gefestigt werden und somit die Notenbanken, allen voran die Fed, zu einer restriktiveren Geldpolitik veranlassen", betonte der DZ-Bank-Analyst.

Er empfiehlt den Anlegern in der jetzigen Situation, Ruhe zu bewahren und , ihre Investments breit zu streuen: "Ein über Regionen und Sektoren breit diversifiziertes Portfolio ist und bleibt der beste Schutz vor krisenbedingten Schwankungen, ohne auf Renditechancen verzichten zu müssen."

Auch Jens Herdack von der Weberbank beschäftigte sich mit der Frage, ob Investoren im aktuellen Umfeld investiert bleiben oder zunächst einmal an den Rand zurücktreten und Kasse machen sollen. Um die Risiken zu reduzieren, präferiert er Investitionen in den US-Aktienmarkt, da die Auswirkungen der Russland-Sanktionen dort weniger deutlich spürbar sein sollten und der US-Dollar als typische Krisenwährung stark bleiben dürfte.

"In diesem unsicheren Umfeld versucht die Europäische Zentralbank EZB, die von ihr avisierte Normalisierung ihrer Geldpolitik trotz Gegenwind vorsichtig fortzusetzen", verwies der Weberbank-Analyst auf jüngste Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Diese habe zwar ein schnelleres Ende der Anleihekaufprogramme angekündigt, dies aber als eine Normalisierung der Geldpolitik interpretiert.

Spannend werde, wie die EZB auf einen möglichen weiteren Anstieg der Inflation in Europa reagiere, so Herdack. "Mit der angestrebten Normalisierung der Geldpolitik sollten Anleger weiterhin vorsichtig agieren und ihre Depots nicht mit zu lang laufenden Anleihen versehen", empfahl er und verwies auf das Risiko weiterhin steigender Renditen einhergehend mit entsprechenden Kursverlusten.


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Werbung

Weiter aufwärts?

Kurzfristig positionieren in DAX
VD0L19
Ask: 10,50
Hebel: 20,21
mit starkem Hebel
Zum Produkt
VV9CVP
Ask: 36,48
Hebel: 5,38
mit moderatem Hebel
Zum Produkt
Smartbroker
Vontobel
Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie hier: VD0L19,VV9CVP,. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung. Der Emittent ist berechtigt, Wertpapiere mit open end-Laufzeit zu kündigen.

Kurse

18.179,29
+1,41%
DAX Realtime-Chart

Aus Konjunktursicht könnten am Dienstag die ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland, die EU-Industrieproduktion sowie die US-Erzeugerpreise interessant werden. Am Mittwoch dürften die Anleger auf die US-Einzelhandelsumsätze, vor allem aber auf Neuigkeiten von der Sitzung der US-Notenbank achten. Am Donnerstag stehen unter anderem die Zinsentscheidung der Bank of England, die EU-Verbraucherpreise, der Philadelphia-Fed-Index und die US-Industrieproduktion auf der Agenda.

Unternehmensseitig dürfte es in der neuen Woche deutlich ruhiger werden, nachdem die Quartalsberichtssaison nahezu vorbei ist. Einige wenige Unternehmen wie Hypoport (Hypoport Aktie), Deutz (Deutz Aktie) und Talanx werden noch über ihre Geschäftsentwicklung im Vorjahr berichten./edh/jsl/he

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

Werbung

Mehr Nachrichten zum DAX kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.


Andere Nutzer interessierten sich auch für folgende News