Straßenschild der New Yorker Wall Street.
Donnerstag, 23.09.2021 16:17 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 784

Wall Street Expertin Navidi: „Schlimmstenfalls treffen bei Evergrande Merkmale von Lehman und Enron zusammen"

Straßenschild der New Yorker Wall Street. pexels.com

Der Evergrande-Brand schwelt immer noch: Wie hoch ist die Gefahr einer weltweiten Finanzkrise mit Auslöser in China? Wall Street Expertin und Autorin Sandra Navidi schätzt für uns die Lage ein.

Die Ängste vor Zahlungsausfällen halten weiterhin an, trotzdem konnte Evergrande am Donnerstag die Kursgewinne vom Vortag zunächst ausbauen und legte an der Hongkonger Börse zu Handelsbeginn über 30 Prozent zu. Nach einem Bericht des Wall Street Journals drehte das Papier allerdings ins Minus: Die chinesische Regierung habe ihren lokalen Behörden geraten, sich auf einen potenziellen Kollaps von Evergrande vorzubereiten.

'Allgemeiner Wohlstand'

Wall Street Finanzexpertin Sandra Navidi, die in der Vergangenheit schon häufiger große Immobilienprojekte in China besichtigen konnte, setzt bei ihrer Einschätzung bei den von Präsident Xi angeordneten Initiativen zum allgemeinen Wohlstand an, mit denen Peking die Unternehmensverschuldung herunterfahren und die Risiken in der Wirtschaft minimieren will: "Während das Land im Rekordtempo neue Milliardäre hervorgebracht hat, leben über eine Milliarde Menschen immer noch in Armut. Die soziale Ungleichheit steigt und das zuvorderste Ziel ist die Wahrung des sozialen Friedens", erklärt Navidi.

Immobilien als Wertanlage

Dabei sei der Immobiliensektor lange der schuldenfinanzierte Wachstumsmotor der chinesischen Wirtschaft gewesen, sagt Navidi: "Aufgrund des schwach ausgeprägten sozialen Sicherheitsnetzes müssen die Chinesen selbst aktiv für ihre Not- und Altersrücklagen vorsorgen. Da die Kapitalmärkte wenig ausgeprägt sind, haben sie allerdings im Hinblick auf Anlagemöglichkeiten keine allzu große Auswahl und haben mit Vorliebe in Immobilien investiert, was auch gesellschaftlich sehr angesehen ist."

Der daraus resultierende Vermögenseffekt habe entscheidend zum Wirtschaftswachstum beigetragen, meint die Expertin. Wenn Immobilienwerte jetzt plötzlich drastisch fallen, werde sich das negativ auf die Verbraucherausgaben auswirken, sagt die Expertin voraus.

Merkmale von Lehman und Enron


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Kurse

Ein systemisches Risiko sieht Navidi als möglich an, weil Evergrande unter den chinesischen Immobilienkonzernen die Regel und nicht die Ausnahme sei: "Schlimmstenfalls treffen bei Evergrande die Merkmale von Lehman und Enron zusammen, denn schon seit längerem gab es Hinweise von Insidern auf nicht ordnungsgemäße Buchführungstechniken. Wenn die chinesische Zentralbank Immobilienkonzerne als systemisches Risiko betrachtet, wie ein vor kurzem öffentlich gewordener Brief nahelegt, dann sollten auch wir dieses Risiko nicht unterschätzen", betont Sandra Navidi.

Abwärtsspriale

Finanzaufsichtsbehörden hätten im letzten Jahr großen Banken vorgeschrieben, ihre Immobilienkredite auf 40 Prozent des von ihnen gewährten, gesamten Kreditvolumens herunterzufahren, was nahelege, dass das tatsächliche Exposure deutlich größer gewesen sei: "Hinzu kommen die Risiken aus dem Schattenbankensystem, die selbst für die Regierung schwer einzuschätzen sind. All dies kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen", warnt Navidi.

Autorin: Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion

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