Flagge der Bundesrepublik Deutschland.
Montag, 08.06.2020 11:11 von | Aufrufe: 1266

ROUNDUP: Deutsche Industrieproduktion bricht weiter drastisch ein

Flagge der Bundesrepublik Deutschland. ©unsplash.com

WIESBADEN (dpa-AFX) - In der deutschen Industrie hat sich der Einbruch der Produktion wegen der Corona-Krise deutlich verstärkt. Im April sei die Fertigung im Produzierenden Gewerbe im Monatsvergleich um 17,9 Prozent gefallen, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mit. Der Rückgang fiel stärker aus als befürchtet. Analysten hatten im Schnitt einen Einbruch um 16,5 Prozent erwartet. Für den Vormonat März meldete das Bundesamt einen Rückgang der Produktion im Monatsvergleich um revidiert 8,9 Prozent, nachdem zuvor noch ein etwas stärkerer Einbruch um 9,2 Prozent gemeldet worden war.

Nach Einschätzung von Ökonomen und nach Ansicht der Bundesregierung haben die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für die deutsche Industrie im April jedoch ihren Höhepunkt erreicht, wobei in kommenden Monaten nur mit einer langsamen Erholung gerechnet wird. Nachdem die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im März eingeführt wurden, hatten die Industriebetriebe im April mit drastischen Einschränkungen zu kämpfen. Im Jahresvergleich sei die Gesamtfertigung im April um 25,3 Prozent gefallen.

Innerhalb der Industrie fiel die Produktion von Vorleistungsgütern um 13,8 Prozent im Monatsvergleich und die Fertigung von Konsumgütern um 8,7 Prozent. Bei den Investitionsgütern meldete das Bundesamt einen Rückgang um 35,3 Prozent. "Einen besonders starken Rückgang verzeichnete die Automobilindustrie mit 74,6 Prozent", hieß es in der Mitteilung. Die Bauproduktion fiel dagegen nur um 4,1 Prozent.

Im April habe sich Einschränkungen der gesellschaftlichen und der wirtschaftlichen Aktivität "vollumfänglich in der Produktion bemerkbar gemacht", hieß es in einer Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums. Nach Einschätzung der Bundesregierung stellen die April-Daten den "konjunkturellen Tiefpunkt" dar. Mit der schrittweisen Lockerung der Schutzmaßnahmen und der Wiederaufnahme der Produktion in der Autoindustrie im Mai habe eine wirtschaftliche Erholung eingesetzt. Darüber hinaus hatten sich die Spitzen der großen Koalition Anfang Juni auf ein unerwartet großes Konjunkturpaket zur Ankurbelung der deutschen Wirtschaft geeinigt.

Eine im Mai durchgeführte Umfrage des Ifo-Instituts in 2200 Industriebetrieben zeigte eine Besserung der Erwartungen, allerdings von extrem niedrigen Niveau aus. Der für Mai ermittelte Ifo-Index zu den Produktionserwartungen sei auf minus 20,4 Punkte gestiegen nach minus 51,0 Punkten im April, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Studie des Münchener Forschungsinstituts. Dieser Anstieg sei der stärkste Index-Zuwachs zum Vormonat seit der Wiedervereinigung gewesen. Allerdings bleibt der Ifo-Index für die Produktionserwartungen im negativen Bereich. Dies zeige nur, "dass der Sturzflug nun flacher wird", sagte der Leiter der Ifo-Befragungen, Klaus Wohlrabe.

Immerhin ist der vom Ifo-Institut ermittelte Indexwert für die Produktionserwartungen in der deutschen Autoindustrie im Mai in den positiven Bereich gestiegen, was auf eine wieder steigende Fertigung in der deutschen Schlüsselbranche hinweist. "Das ist keine Überraschung, nachdem die Produktion vielerorts nahezu komplett eingestellt worden war", erklärte Wohlrabe.

Nach Einschätzung von Nils Jannsen, Experte für die deutsche Konjunktur am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, hat die Industrieproduktion mit dem Absturz im April das niedrigste Niveau sei mehr als zwei Jahrzehnten erreicht. Er geht ebenfalls davon aus, dass die Produktion im April den Tiefpunkt durchschritten habe. Jannsen verwies aber auf den schwachen Auftragseingang, der im April um rund 35 Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus gelegen habe.

IfW-Experte Jannsen geht davon aus, dass das Investitionsklima weltweit wohl "noch auf absehbare Zeit rau bleiben wird". Er verwies auf die starke Unsicherheit innerhalb der Unternehmen über die zukünftigen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und die deutlich geschwächte Eigenkapitalbasis durch jüngste Absatzeinbrüche. "Dies wird der auf die Herstellung von Investitionsgütern spezialisierten deutschen Wirtschaft wohl noch für geraume Zeit zu schaffen machen", sagte Jannsen./jkr/bgf/jha/


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