Deutsche Börse AG - Rohstoffmarkt Gold kehrt zurück

Mittwoch, 18.08.2010 15:45 von Aktiencheck - Aufrufe: 719

Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Gemischte Konjunkturdaten aus aller Welt sorgen für sinkendes Vertrauen beim Anleger in die schnelle Erholung der großen Volkswirtschaften, so die Deutsche Börse AG.

Auch deshalb befinde sich Gold wieder auf der Einkaufsliste der Anleger. Bei Weizen und Kaffee seien die Worst-Case-Szenarien bereits im Preis enthalten. Erste Investoren würden Gewinne mitnehmen.

Die industrielle Nachfrage nach Silber zeige erfreuliche Tendenzen. Neben dem höheren Silberverbrauch in der Elektronikindustrie ziehe auch die Autoproduktion wieder an. "Vor allem die deutschen Autobauer liefern dank steigender Exporte wieder mehr Fahrzeuge aus, in denen das Edelmetall vielfach verarbeitet wird", meine Wolfgang Wrzesnisc-Roßbach von Heraeus.

Am meisten Grund zur Freude bereite den Silberproduzenten jedoch die zunehmende Gewinnung von Sonnenenergie. "Die Photovoltaikindustrie brummt und das sorgt für eine verstärkte Nachfrage nach industriellem Silber", erkläre Wrzesnisc-Roßbach. "Allein in diesem Jahr werden weltweit weit über 1.000 Tonnen Silber auf den Dächern der Welt landen." Denn es seien die hauchdünnen Silberbeschichtungen auf den Solarzellen, die dafür sorgen würden, dass der entstehende Strom von den Zellen abgeleitet werde und am Ende im Stromnetz lande. Könne man deshalb auf steigende Silberkurse setzen? "Die Preisentwicklung von Silber hängt nicht nur von der industriellen Produktion ab, sondern wird im Wesentlichen von den Anlegern bestimmt", wisse der Edelmetallexperte von Heraeus. Und das Verhalten der Investoren sei nicht ganz so einfach vorauszusagen.

ETF Securities, der größte europäische Anbieter von Exchange Traded Funds (ETCs), melde in dieser Woche überwiegend Verkäufe beim Silber-ETC ETFS Silver (WisdomTree Silver). Edelmetalle seien dagegen gefragt. Anleger würden sich beispielsweise mit dem ETC S&P GSCI Precious Metals Total Return (T-ETC auf S&P/GSCI Precious Metals TR [Source Commodity Markets Plc]) eindecken, der in einen Korb von Edelmetallen investiere.

Nach deutlichen Einbußen des Goldpreises gegen Ende Juli hätten gemischte Konjunkturdaten aus aller Welt das Anlegerinteresse an Gold als sichere Anlage wieder entflammt und die Nachfrage spürbar belebt. Der Kurs des Edelmetalls habe sich wieder erholt und notiere aktuell über 1.200 US-Dollar. "Entgegen seiner Gewohnheit zeigt sich der Goldpreis überdurchschnittlich schwankungsanfällig", beobachte Wolfgang Wrzesnisc-Roßbach. "Traditionell kaufen Anleger das Edelmetall, wenn der Preis die charttechnisch wichtige Marke von 1.200 US-Dollar durchbricht." "Rutscht der Preis unter diesen Wert, so verkaufen Anleger in der Regel in Erwartung weiter sinkender Kurse."

Diesem Muster würden die Investoren zurzeit nicht entsprechen. Auch unter 1.200 US-Dollar würden sie sich das Edelmetall ins Depot legen. Aber auch die türkische und indische Schmuckindustrie hätte bei diesem Preis verstärkt zugegriffen. Vor allem indische Goldkäufer würden sich mit ihren Käufen auf die winterliche indische Hochzeitssaison vorbereiten.

Auch ETF Securities berichte von den größten Zuflüssen bei Exchange Traded Commodities mit physisch hinterlegtem Gold seit 13 Wochen. Anleger würden ETFS Physical Gold (WisdomTree Physical Gold), ETFS Gold (WisdomTree Gold) und Gold Bullion Securities (Gold Bullion Securities) kaufen. Xetra-Gold (Xetra-Gold ETC auf Gold [Deutsche Börse Commodities GmbH]) vermute Gewinnmitnahmen der Anleger und melde überwiegend Verkäufe.

Um knapp 40 Prozent habe der Kaffeepreis seit Ende Mai zugelegt. Arabica habe im August einen Zwölf-Jahres-Rekord erreicht, während sich Robusta-Erzeuger über den höchsten Preis seit knapp zwei Jahren freuen könnten. Das fundamentale Umfeld sei aber nur bedingt dafür verantwortlich.

"Die Knappheit an hochwertigen Bohnen und fallende Lagerbestände bei beiden Kaffeesorten haben zwar die Aufwärtsbewegung ausgelöst", berichte Eugen Weinberg von der Commerzbank. "Anleger haben bereits die erwartete schlechtere Kaffeeernte für das nächste Jahr in Brasilien, dem bei Weitem größten Kaffeeproduzenten der Welt, vorweggenommen", urteile Weinberg. "Brasilien wird im kommenden Jahr durch das Off-Jahr zwar geringere Erträge haben, dennoch haben Anleger aus unserer Sicht zu früh reagiert." Andere südamerikanische Länder würden bessere Ernten in Aussicht stellen, weshalb die Commerzbank Korrekturbedarf für den Kaffeepreis sehe. ETF Securities sehe dennoch mehr Käufe als Verkäufe für ETFS Coffee (WisdomTree Coffee), einem ETC, der in Kaffee investiere.

Hitzewellen und Überschwemmungen würden die Weizenernte in diesem Jahr in einigen Ländern beeinträchtigen und den Weizenpreis zwischenzeitlich auf über 8 US-Dollar pro Scheffel heben, doppelt so hoch wie noch Ende Juni 2010. "Im Weizenmarkt tobt der Bär", resümiere Weinberg. "Dennoch ist die Sorge um die Getreideausbeute nicht mehr ganz so hoch." Alle negativen Nachrichten rund um die Weizenproduktion seien bereits im Kurs mit eingerechnet. Kurzfristig sei deshalb die Luft aus Weizen erst einmal raus.

Dennoch bleibe es auch mittelfristig spannend. Denn nicht nur die Ernteerträge würden geringer ausfallen, sondern auch bei der Qualität müssten die Bauern mit Einbußen rechnen. "Die Güte des Weizens wird gelitten haben, weshalb geringere Mengen als Mahlweizen verwendet werden kann", erkläre Weinberg. "Die Erzeuger werden mehr von der Ernte zu Futterweizen verarbeiten müssen." Dadurch gebe es vermutlich wieder Potenzial nach oben. Kurzfristig sei jedoch nicht auszuschließen, dass die Preise erst einmal nachgeben würden.

Anleger seien ebenfalls unentschieden. Bei Werten auf einen Getreidekorb wie S&P GSCI Grains Total Return (T-ETC auf S&P/GSCI Grains TR [Source Commodity Markets Plc]), S&P GSCI Agriculture Total Return (S&P GSCI Agriculture Index Total ReturnTreasury Bill Secured Source ETC (T-ETC)) und ETFS Agriculture (WisdomTree Agriculture) würden sich Käufe und Verkäufe derzeit in etwa die Waage halten. (18.08.2010/zc/a/a)

\nOffenlegung von möglichen Interessenskonflikten:

Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyse einsehen.

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