Deutsche Börse AG - Rohstoffmarkt alles drängt zum Öl

Mittwoch, 02.03.2011 10:56 von Aktiencheck - Aufrufe: 983

Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Nachrichten aus Nordafrika bestimmen weiter die Schlagzeilen und die Märkte - und hier ganz besonders die Rohstoffmärkte, so die Deutsche Börse AG.

"Das große Thema bleibt Libyen und der Nahe Osten", kommentiere Henning Beck von Lupus alpha. "Die sonstigen Fundamentaldaten sind in den Hintergrund geraten." Das werde nach Ansicht des Rohstoffexperten auch noch eine Weile so bleiben, gerade eine mögliche Ausweitung der Krise auf Saudi Arabien bereite ihm Sorgen.

"Es ist ziemlich viel Unsicherheit im Markt, Investoren setzen daher wieder auf Sicherheit", ergänze Bernardus Roelofs von Flow Traders. Im Handel mit Rohstoff-ETCs fänden daher im Moment vor allem Öl-, Gold- und Silber-Produkte Anhänger.

Nachdem die Aktienmärkte in der vergangenen Woche bei steigenden Öl- und Goldpreisen in die Knie gegangen seien, während Öl und Gold haussiert seien, sei es am Freitag und zu Wochenanfang zu einer Erholung an den Börsen gekommen. Heute dominiere allerdings wieder die Unruhe: Die Börsen würden schwächeln, Öl- und Goldpreis würden steigen. Am Mittag koste ein Barrel der Nordseesorte Brent 115 US-Dollar, zu Jahresanfang seien es noch 95 US-Dollar gewesen.

Da sei es kein Wunder, dass derzeit Öl-ETCs absolute Favoriten der Anleger seien. ETF Securities melde etwa für den ETFS Brent die höchsten Wochenzuflüsse seit über vier Jahren. Auch Flow Traders berichte von großem Interesse am ETFS Brent (WisdomTree Brent Crude Oil 1mth) und ETFS CrudeOil (WisdomTree WTI Crude Oil).

Anders als bei den Unruhen in Ägypten gehe es im Fall Libyen um konkrete Lieferausfälle, wie Jochen Stanzl, Chefredakteur von Rohstoff-Report.de, erläutere, er verweise auf die Lieferstopps von Ölkonzernen wie Wintershall und ENI. "Zwar kann Saudi Arabien mehr Öl fördern", meine Stanzl, das schwefelreiche Öl der Saudis sei aber kein Ersatz für das schwefelarme "süße" Öl Libyens. Zudem hege der Rohstoffexperte Zweifel an der Fähigkeit der Saudis, ihre Produktion überhaupt wie erklärt erhöhen zu können. Stanzl zitiere einen Nomura-Ölstrategen, der - sollten Libyen und Algerien die Produktion einstellen - einen Ölpreis von 220 US-Dollar für möglich halte.

Durch die Krise in Nordafrika sei auch Gold, das in den ersten Wochen des Jahres wenig beliebt gewesen sei, wieder hoch im Kurs. Eine Feinunze habe gestern Abend in New York 1.434,93 US-Dollar und damit sowohl wie noch nie zuvor gekostet. Von massiven Käufen von Gold-ETCs (WisdomTree Physical Gold) berichte etwa Marc Schönbrodt von der DekaBank. Laut ETF Securites seien die Zukäufe von Edelmetall-ETCs in der vorletzten Februarwoche so hoch gewesen wie seit zwölf Wochen nicht mehr. "Zwar überwiegen ganz klar die Käufe, ab und zu gibt es aber auch Gewinnmitnahmen", ergänze Bernardus Roelofs.

Rohstoffanalyst Beck sehe den Goldpreis übrigens weiter im Aufwind: "Neue Allzeithochs sind möglich, der Preis kann sogar auf 1.500 US-Dollar steigen", glaube er. Mittelfristig werde es aber wohl wieder abwärts gehen: "Aufgrund der Inflationsgefahren werden die Zentralbanken spätestens im zweiten Halbjahr dem Markt Liquidität entziehen, das wird sich negativ auf den Goldpreis auswirken."

Der starke Anstieg des Silberpreises habe die Zuflüsse in physisches Silber (WisdomTree Physical Silver) auf den höchsten Stand seit 18 Monaten klettern lassen, wie ETF Securities anmerke. Der Silberpreis sei zuletzt bis auf 34,57 US-Dollar gestiegen und damit den höchsten Stand seit 1980. Auch zu Platin- und Palladium-ETCs (WisdomTree Physical Platinum), (WisdomTree Physical Palladium) würden die Anleger gerne greifen, wie Bernardus Roelofs beobachtet habe. Er verweise auf Presseberichte, denen zufolge die Palladium-Exporte Russlands, des weltgrößten Palladium-Produzenten, in die Schweiz auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gesunken seien. Analysten hätten daher einen deutlichen Preisanstieg bei Palladium erwartet.

Dagegen seien die Industriemetalle, die in den ersten Wochen dieses Jahres in der Gunst der Anleger weit oben gestanden hätten, zuletzt nicht mehr so gut angekommen. ETF Securities melde erstmals seit 19 Wochen wieder Abflüsse aus Industriemetall-ETCs. Besonders von Kupfer-ETCs hätten sich Investoren getrennt. Was die Weiterentwicklung der Industriemetallpreise angehe, seien die Anleger offenbar unsicher, jedenfalls werde, wie der Emittent registriert habe, auch wenig auf Short-ETCs gesetzt.

Breite Agrarrohstoff-ETCs wie der ETFS Agriculture DJ-UBSCI (WisdomTree Agriculture) würden zwar gesucht, wie Flow Traders wisse. "Allerdings interessieren diese derzeit weniger", meine Roelofs. Henning Beck zufolge seien die Perspektiven für die Agrarrohstoffe, speziell für Getreide und Ölsaaten, allerdings weiterhin ausgesprochen gut - zumindest für die erste Jahreshälfte. "Die Nachfrage ist ungebrochen." (02.03.2011/zc/a/a)

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