Ein Richterhammer (Symbolbild).
Mittwoch, 05.04.2023 12:33 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1481

Neues Gerichtsurteil: Bleibt Bayer einer der Top-Performer im DAX?

Ein Richterhammer (Symbolbild). pexels.com

Bayer gehört zu derzeit zu den Top-Titeln im DAX. Jetzt konnte Bayer vor einem US-Gericht einen Durchbruch erzielen. Allerdings nicht im Fall Glyphosat. Bleibt der Bayer trotzdem ein Top-Performer, der ins Depot gehört?

Nicht nur Schadensersatzansprüche aus der Monsanto-Übernahme beschäftigen Bayer vor den US-Gerichten, auch die 2014 getätigte Übernahme des Konsumgütergeschäfts des US-Konzerns Merck hat ein juristisches Nachspiel für die Leverkusener.

In Gegensatz zu den Monsanto-Klagen konnte der DAX-Konzern in der Streitigkeit mit Merck & Co jetzt einen Durchbruch erzielen. Merck vertrat die Auffassung, dass seine Haftung für ehemalige Produkte laut damaligen Kaufvertrag von 1.10.2021 sieben Jahre nach der Übernahme geendet sei und verklagte Bayer darauf, ab diesem Zeitpunkt die Haftung für die Produkte zu übernehmen. Bayer lehnte dies jedoch ab.

Merck drohen Schadensersatzklagen in Milliardenhöhe, da Verbraucher dem Konzern vorwerfen, dass Produkte auf Talkbasis Asbest enthielten und diese Produkte Krebserkrankungen hervorgerufen hätten. Diese Klagen wollten die Amerikaner an Bayer weiterleiten.

Ein Gericht in Delaware hat die Klage von Merck jedoch abgewiesen. Der zuständige Richter bezeichnete Bayers Auslegung des damaligen Vertrages als "einzig vernünftige", da sonst Merck ein Interesse haben könnte, Klagen "aufzuschieben oder zu verzögern", um die Haftung auf Bayer "abzuwälzen".

Da Merck angekündigt hat, in Berufung zu gehen, ist das Thema zwar nicht ganz aus der Welt, aber Bayer hat einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Auf den Kurs hat das Urteil heute allerdings keine großen Auswirkungen. Das Bayer-Papier liegt Richtung Handelsende etwas mehr als ein halbes Prozent im Minus.

Die Anleger beschäftigen bei Bayer ganz andere Dinge. Die Glyphosat-Klagen, ein neuer Vorstandsvorsitzender und eine mögliche Aufspaltung des DAX-Konzerns.

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Im letzten Abschnitt des vergangenen Jahres hat sich Bayer nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Der Pharmariese konnte seine Umsatzprognose nicht erfüllen und verzeichnete im Schlussquartal des abgelaufenen Jahres einen Umsatzrückgang. Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied und Chef der Pharmasparte erklärte den unverhofften Rückgang mit "einigen außergewöhnlichen Effekten". Zum einen sei "eine anhaltende Schwäche" im Geschäftsbereich Women’s Health Care in den USA zu beobachten und zum anderen sei die Nachfrage in China "extrem schwach" gewesen. Dabei machte Oelrich auch keinen Hehl daraus, dass die extrem schwache Nachfrage aus dem Reich der Mitte auch im Januar da war.

Die beiden außergewöhnlichen Effekte dürften auch dazu geführt haben, dass der Ausblick auf das laufende Jahr von den Anlegern nicht gefeiert wurde. Nach den Zahlen büßte die Bayer-Aktie über zwei Prozent ein. Experten hatten besonders beim bereinigten operativen Ergebnis etwas mehr erwartet. Ein Blick auf den Kurs zeigt allerdings, dass Bayer der etwas schwache Ausblick schon wieder verziehen wurde.

Das leidige Thema Glyphosat

Obwohl es viele Anleger nicht mehr hören können oder verdrängt haben, die Rechtsstreitigkeiten in den USA rund um den Unkrautvernichter Glyphosat laufen weiter. Vorstandschef Werner Baumann hat während seiner langjährigen Amtszeit zwar die Monsanto-Übernahme eingefädelt und durchgeführt. Die damit verbundenen Probleme wird er wohl nicht aus der Welt schaffen. Dieses Problem lässt er wohl seinem Nachfolger in der Vorstandsschublade liegen. Bill Anderson, der zuletzt CEO der Pharma-Sparte von Roche war, darf dann wohl für die Lösung des aktuell größten Problems von Bayer sorgen. Anderson wird den Vorstandsvorsitz von Baumann am 1. Juni 2023 übernehmen und bereits ab April eng mit dem scheidenden Chef zusammenarbeiten.

Was bringt die Zukunft

2023 läuft bei Bayer kein Patentschutz für ein Blockbuster-Medikament aus. Hier geht es erst im nächsten Jahr los. Dann läuft schrittweise der Patentschutz des Blutverdünners Xeralto aus und im folgenden Jahr geht es bei dem Augenheilmittel Eylea los. Beide Medikamente standen 2022 für einen Jahresumsatz von fast acht Milliarden Euro. Die Leverkusener sind daher gut beraten, schnellstmöglich neue Blockbuster-Medikamente an den Markt zu bringen.

Bei dem Medikament Xeralto konzentriert sich Bayer auf neue Produkte rund um den Wirkstoffkandidaten Asundexian. Hier läuft die Phase III Studie, die zeigen soll, dass der neue Blutverdünner von Bayer deutlich Vorteile gegenüber Xeralto hat. Stefan Oelrich, Chef der Pharmasparte, traut Asundexian ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als fünf Milliarden Euro zu - mehr als jedem anderen seiner Medikamente.

Das Medikament Nubeqa, das gegen Prostatakrebs eingesetzt wird, sieht Oelrich als weiteren Blockbuster im Hause Bayer. Die Erlöse sollen hier jährlich die Marke von drei Milliarden Euro knacken und somit den auslaufenden Patentschutz von Eylea abfedern.

Der Wirkstoff Elinzanetant - zur Behandlung von Hitzewallungen während der Wechseljahre - befindet sich derzeit auch in einer Phase III Studie und sollte er zur Zulassung gelangen, dann rechnet der Pharma-Chef von Bayer mit Erlösen von mehr als einer Milliarde Euro. Neue Daten zur Studie könnte es ab Mitte des Jahres geben.

Zudem hat Bayer noch einige weitere Kandidaten in der Pipeline, so dass sich Anleger im Bereich Pharma nicht die allergrößten Sorgen machen müssen. Da ist die Baustelle Glyphosat schon deutlich größer.

Fazit:

Trotz eines Kurssprungs von über 20 Prozent seit Jahressanfang ist die Aktie von Bayer mit einem geschätzten KGV für das laufende Jahr von acht nicht teuer bewertet und bietet noch genügend Luft für weitere Kurssteigerungen. Allerdings ist das leidige Thema Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten noch nicht abgehakt und dementsprechend dürften Urteil zu dem Fall die Aktie weiterhin beeinflussen.

Aber genau hier könnte die Chance für die Bayer-Aktie liegen. Es kann gut sein, dass der neue Vorstandsvorsitzende Bill Anderson einen Schlussstrich unter das Thema zieht, die Bilanz einmalig damit belastet und dann freie Fahrt für die Zukunft hat. Da das Glyphosat-Problem immer dem aktuellen Chef Baumann angelastet wird, kann man Anderson nur raten, dass Thema zu beenden – koste es, was es wolle. Es wäre ein Befreiungsschlag für ihn und für die Aktie.

Danach könnte Anderson dann über eine Aufspaltung nachdenken. Ola Källenius hat es bei Daimler, jetzt Mercedes Benz Group, vorgemacht. Erst hat er den Konzern wieder auf Vordermann gebracht und dann hat er die LKW-Sparte abgetrennt. Ähnlich könnte auch Anderson vorgehen. Er legt den Glyphosat-Streit zu den Akten und trennt die Agrar-Sparte ab. Die Experten sind sich einig, dass Bayer so eine deutlich höhere Bewertung erzielen könnte.

Ein solch möglicher Verlauf würde allerdings auch Rückschläge im Kurs beinhalten. Daher sollten sich bereits investierte Anleger darauf einstellen, dass der Leidensweg bei Bayer noch nicht ganz vorbei ist. Anleger, die allerdings bereit sind, den Weg mitzugehen,die dürften sich in spätestens zwei Jahren darüber freuen.

Für Anleger, die noch keine Bayer-Papiere im Depot haben, sind zwei Termine in den nächsten Wochen wichtig:

Dividendenjäger müssen die Bayer-Papiere vor dem 28. April im Depot haben da findet die Hauptversammlung von Bayer statt. Die Prognose liegt bei 2,40 Euro, was beim aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von rund vier Prozent entspricht.

Nicht ganz eine Woche später, am 4. Mai, veröffentlicht Bayer dann sein Ergebnis für das erste Quartal des laufenden Jahres. Sollte dies eine schlechte Überraschung enthalten und die Aktie etwas nach unten drücken, dann wäre es für langfristige Anleger, die darauf setzen, dass der neue Chef Anderson Bayer auf Vordermann bringt, eine gute Einstiegschance.

Text: Markus Weingran, Zentralredaktion wallsteet:online

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