Unklare Signale: Die deutschen Aktienbörsen haben sich in der vergangenen Woche ohne einheitlichen Trend präsentiert, überwiegend aber zugelegt. Der Mangel an Klarheit war in erster Linie auf US-Wirtschaftsdaten zurückzuführen. Die Anleger hatten hier Mühe, zu einer klaren Beurteilung zu kommen. So waren die US-Inflationsraten zwar zurückgegangen, allerdings weniger als von Analysten prognostiziert. Auch andere Konjunkturdaten waren uneinheitlich ausgefallen. Letztlich setzte sich mehrheitlich die Einschätzung durch, dass die Zahlen kein Signal an die US-Notenbank Fed seien, ihren geldpolitischen Straffungskurs zurückzufahren. Positiv wurde vermerkt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession abgenommen habe. Allerdings gab es auch warnende Stimmen, denen zufolge sich die Auswirkungen der Zinserhöhungen auf die Unternehmen erst noch zeigen würden. Auf Ebene der Einzelunternehmen hatte der Fortgang der Berichtssaison merklichen Einfluss auf die Kurse.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Leichte Zugewinne in der Dax-Familie
Der
Deutsche Aktienindex (Dax) legte im Wochenvergleich um 1,1 Prozent auf 15.482,00 Punkte zu. Der
MDax zog um 1,6 Prozent auf 28.857,81 Zähler an. Der
TecDax rückte um 0,7 Prozent vor auf 3.268,12 Punkte. Der
m:access All-Share gab dagegen 1,3 Prozent auf 1.763,49 Zähler ab.
Den größten Kurssprung im Dax wiesen mit einem Wochenplus von 11,1 Prozent die Titel von
Airbus auf. Der Flugzeugbauer hatte mit seinen Jahreszahlen die Erwartungen übertroffen, zudem beflügelten Berichte über einen Großauftrag von Air India. Bei
Mercedes Benz ging es um 3,9 Prozent nach oben, auch hier honorierten die Anleger die Jahreszahlen. Dabei kamen neben den Ergebnissen der Ausblick sowie die Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms gut an. Die Titel von
Vonovia büßten dagegen 5,2 Prozent ein. Hier belastetet unter anderem die Aussicht auf weiter steigende Zinsen, die Immobilienwerte besonders betreffen.
Übertraf die Erwartungen und legte einen Kurssprung hin: Airbus.
Anleihen: Abwärtsbewegung geht weiter
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche ihre Abwärtsbewegung fortgesetzt. Weniger stark als erwartet zurückgegangene Teuerungsraten in den USA bei gleichzeitig robusten Konjunkturdaten ließen die Aussicht auf weitere Zinsanhebungen steigen. Zu Ende der Handelswoche blieb zwar der Anstieg der Importpreise in den USA unterhalb der Prognosen, die Wochenbilanz für die deutschen Bundespapiere fiel dennoch deutlich negativ aus. In der Folge erhöhte sich die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe im Wochenvergleich von 2,37 auf 2,45 Prozent. Die Umlaufrendite stieg von 2,34 auf 2,54 Prozent.
US-Börsen: uneinheitlich
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche Schwankungen aufgewiesen und am Freitag uneinheitlich geschlossen. Bestimmend waren auch hier die Erwartungen hinsichtlich der weiteren Geldpolitik. Der
Dow-Jones-Index ging im Wochenvergleich um 0,1 Prozent zurück auf 33.826,69 Punkte. Der breiter gefasste
S&P-500-Index sank um 0,3 Prozent auf 4.079,09 Zähler. Der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index rückte um 0,4 Prozent vor auf 12.358,18 Punkte.
Ausblick: Spekulieren über die Geldpolitik
Neue Woche, bekannte Themen. Die Geldpolitik beziehungsweise die Erwartungen in dieser Hinsicht dürften auch in den kommenden Tagen das Geschehen an den deutschen Aktienbörsen maßgeblich bestimmen. Dabei steht eine Reihe von Veröffentlichungen an, die die Spekulationen über das weitere Vorgehen von Europäischer Zentralbank (EZB) und US-Notenbank Fed beeinflussen könnten. Zum einen gibt es Inflationszahlen für Deutschland und die Eurozone, zum anderen das Protokoll der jüngsten Ratssitzung der Fed. Einfluss könnten daneben die Einkaufsmanagerindizes von dies- wie jenseits des Atlantiks haben. Hierzulande werden zudem die ZEW-Konjunkturerwartungen sowie der Ifo-Geschäftsklimaindex vorgelegt. Auch zum Verbrauchervertrauen kommen neue Daten aus Deutschland und den USA. Sofern die Wirtschaftsdaten solide ausfallen und die Teuerungsraten nicht erheblich deutlicher zurückgegangenen sind als prognostiziert, könnte diese wie bereits Ende vergangener Woche zu wieder zunehmenden Zinssorgen führen.
Die Berichtssaison geht weiter
Daneben dürfte die laufende Berichtssaison für Bewegung an den Aktienbörsen sorgen. Aus dem Dax legen dabei unter anderem
BASF,
Deutsche Telekom,
Fresenius,
HeidelbergCement und
Münchener Rück ihre Zahlen und Ausblicke vor. Zudem öffnen etliche Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe ihre Bücher.
Mehr in den Fokus rücken könnte der Kurs der Commerzbank, nachdem diese Ende des Monats wie erwartet wieder in den Dax aufsteigen wird. Dort ersetzt sie Linde, der Industriegase-Konzern zieht sich von der Frankfurter Börse zurück. Im MDax folgt der Windenergieanlagenbauer Nordex auf die Commerzbank. Auf Impulse aus den USA müssen die Anleger hierzulande am Montag verzichten, dort bleiben die Börsen wegen des Feiertags President’s Day geschlossen.
Montag, 20.02.: Verbrauchervertrauen in der Eurozone; US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen; Zinssatzentscheidung der chinesischen Notenbank
Dienstag, 21.02.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; S&P Global PMI Gesamtindex (USA); Verkäufe bestehender Häuser in den USA
Mittwoch, 22.02.: Verbraucherpreise in Deutschland; Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Protokoll der vergangenen Ratssitzung der US-Notenbank
Donnerstag, 23.02.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Bruttoinlandsprodukt der USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Chicago Fed nationaler Aktivitätsindex (USA)
Freitag, 24.02.: Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Verkäufe neuer Häuser in den USA