Montag, 18.06.2018 12:36 von Torsten Tiedt | Aufrufe: 1628

Netflix & Co: Gewinne mit akutem Klärungsbedarf

Bilanztechnisch gesehen ist Netflix das genaue Gegenteil von Amazon. Während Amazon die längste Zeit Cash-Flow generierte, aber keine Gewinne auswies, generiert Netflix dauerhaft Gewinne, verbrennt aber in immer schnellerem Maße Geld (negativer Cash-Flow).

Im folgenden Chart ist die Entwicklung von Gewinn und operativem Cash-Flow bei Netflix zu sehen:

Netflix aus Cash-Flow-Perspektive: ein Schwarzes Loch. Quelle: Aktienfinder.Net

Erklären lässt sich der Gewinn in erster Linie durch die Aktivierung des Netflix-Programs in der Bilanz. Produziert Netflix beispielsweise eine Serie selbst, so fallen auszahlungswirksame Kosten an. Cash fließt ab. In der Bilanz jedoch wird die Serie aktiviert. Den tatsächlichen Auszahlungen stehen zunächst keine bilanzierten Kosten gegenüber. Erst nach und nach wird die Serie über deren „Nutzungsdauer“ abgeschrieben.

Ist das nun problematisch? Hier gehen die Meinungen auseinander und sollte sich jeder Investor seine eigene Meinung bilden, bevor er in Netflix investiert. Vor einer Klärung muss jedoch erkannt werden, dass an der Schnittstelle zwischen Gewinn und Cash-Flow überhaupt Klärungsbedarf besteht. Die einfachste Art hierfür ist, den Verlauf von Gewinn und Cash-Flow grafisch miteinander zu vergleichen. So, wie es im Beispiel von Netflix zu sehen ist.

Ein anderes Beispiel für das Auseinanderdriften von Gewinn und Cash-Flow liefert China Everbright.

China Everbrigth: Unbezahlte Forderungen häufen sich an. Quelle: Aktienfinder.Net

Ein rascher Blick in die Kapitalflussrechnung offenbart, dass die Anhäufung offener Forderungen der Hauptgrund für den negativen Cash-Flow ist. Auch hier besteht also Klärungsbedarf, bevor ein Investment eingegangen werden sollte.

Idealtypisch liegt der operative Cash-Flow leicht über dem Gewinn. Insbesondere weil Abschreibungen im Cash-Flow nicht berücksichtigt sind. Der Vergleich beider Größen sieht dann aus wie bei Church & Dwight:

Church & Dwight: Beide Größen im Einklang (Ausrufezeichen stehen für eine Bereinigung des Gewinns). Quelle: Aktienfinder.Net

Ein Verlauf von Gewinn und Cashflow wie bei Church & Dwight ist definitiv ein Plus. Zum einen besteht an dieser Stelle kein Klärungsbedarf und zum anderen fehlt das Risiko, welches sich aus einem negativen Cash-Flow ergibt: akuter Finanzierungsbedarf bei drohender Zahlungsunfähigkeit. Achten Sie also stets auf Anomalien bei der Entwicklung von operativem Cash-Flow und Gewinn.


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Torsten Tiedt ist seit 2006 Softwareexperte in der Investmentindustrie. Unzufrieden mit den bestehenden Aktienscreenern hat er eine Lösung für das Aufspüren von Buy-And-Hold-Investments implementiert, die sich vor der großen Konkurrenz aus den USA nicht verstecken muss. Mehr dazu auf Aktienfinder.Net.
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