Donnerstag, 19.05.2022 10:59 von onemarkets Blog | Aufrufe: 303

Margendruck im US-Einzelhandel

Gerade sah es am Dienstag so aus, als würden die Aktienmärkte Fuß fassen, da wurden die Anleger gestern eines Besseren belehrt. Die europäischen Indizes gaben mehr als 1% ab, die amerikanischen Benchmarks verloren sogar 4-5%. Am Dienstag waren es die (makroökonomischen) Einzelhandelsumsätze, welche den Aktienmärkten die Kursgewinne bescherten, gestern waren es ausgerechnet die (mikroökonomischen) Einzelhandelsumsätze, welche hauptverantwortlich für den Ausverkauf zeichneten. Ein Market Mover könnten heute auch die wöchentlichen Neuanträge auf Arbeitslosengeld werden, sollte sich der leichte Aufwärtstrend der vergangenen vier Wochen fortsetzen.

Hohe Umsätze sind etwas Feines, aber unter dem Strich kommt es darauf an, ob mit großartigen Verkäufen auch ausreichend Geld verdient wird. Meldungen aus dem amerikanischen Einzelhandel über die vergangenen zwei Tage belegen eindrucksvoll, dass in einem hochinflationären Umfeld hohe Umsätze eben nicht gleichzusetzen sind mit hohen Erträgen. Am Dienstag zeigten die Zahlen der Statistikbehörde einen unerwartet starken Anstieg der Umsätze im Einzelhandel. Im März kletterten diese im Vergleich zum Februar um 1,4%, im April noch einmal um 0,9%. Hierbei handelt es sich um nominale Werte, ein Gutteil dieser Zuwächse ist folglich den gestiegenen Preisen geschuldet. Aber auch unter Herausrechnung des Inflationseffekts bescheinigten die Volkswirte den USA eine robuste Entwicklung der Konsumnachfrage. Die Anleger nahmen diese makroökonomischen Daten mit Freude zur Kenntnis. „Der Konsument rettet die Konjunktur“, hieß es in Kommentaren, und der S&P 500 schloss am Dienstag gut 2% höher.

Mikroökonomisch folgte die Ernüchterung auf dem Fuße. Zwei große Einzelhandelsketten in den USA legten in den vergangenen 48 Stunden ihre Zahlen vor. Die gestiegenen Umsätze konnten die Unternehmen bestätigen – allerdings auf Kosten merklich geschrumpfter Margen. Zwei Hauptgründe wurden hierzu angeführt: Zum einen kämpfen die Unternehmen mit hohen Kosten auf der betrieblichen Ebene. Zum anderen litten sie wohl insbesondere in den letzten 2-3 Monaten unter einem sich rasch wandelnden Kaufverhalten der Konsumenten. Diese fragten weniger „diskretionäre“ oder „nicht-essentielle“ Produkte wie Küchenutensilien oder Elektronikartikel nach, dafür mehr solche Produkte, welche die Grundbedürfnisse befriedigen – mit dem Nebeneffekt, dass die Lagerbestände mit „diskretionären“ Produkten anschwollen. Problem ist, dass die „Essentials“ regelmäßig niedrigere Margen abwerfen als die „Non-Essentials“. Die höheren Kosten, vor allem aber die Margen-belastende Verschiebung im Nachfrage-Mix kam für die Unternehmen wie für die Anleger in diesem Ausmaß überraschend. Beide Einzeltitel verbuchten ihre stärksten Tagesverluste seit dem Schwarzen Montag 1987 und zogen nicht nur ihr Segment, sondern die gesamten Aktienmärkte nach unten.

Die Anleger versuchen nun, mögliche Implikationen dieser Entwicklungen auf andere Sektoren abzuleiten. Statt einer „technischen Gegenbewegung“ sehen wir heute früh eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung, wenn auch zunächst in überschaubarem Ausmaß von weniger als einem halben Prozent. Sollten die Anleger nun auch für andere Branchen einen stärkeren Druck auf die Margen sehen, würde dies wohl weitere Kursanpassungen nach unten nach sich ziehen. Druck auf die Gewinnmargen ist aus Notenbanksicht im aktuellen Hochinflationsumfeld positiv zu bewerten. Es wäre aber wohl verfrüht, aus den jüngsten Erkenntnissen bereits eine weniger straffe geldpolitische Gangart der Fed oder der EZB abzuleiten.

Neue Erkenntnisse über den anvisierten Zinsanhebungszyklus der EZB erhoffen sich die Beobachter von dem heute um 13.30 Uhr zur Veröffentlichung anstehenden Kurzprotokoll („Account“) der Ratssitzung von Mitte April. Seinerzeit gewann innerhalb der EZB die Diskussion über die zunehmenden Inflationserwartungen an Bedeutung. Eine Stunde später bekommen wir für die USA die Zahl der wöchentlichen Neuanträge auf Arbeitslosengeld. Von historisch niedrigem Niveau kommend weist diese Zeitreihe über die vergangenen 4-6 Wochen einen leichten Aufwärtstrend auf. Die Fed würde eine Fortsetzung dieses Trends wohl begrüßen – die Anleger hingegen sähen dies wohl eher mit Sorge…

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