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Donnerstag, 06.04.2023 10:09 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 4547

Hidden Champions : Drei Outperformer aus der zweiten Reihe mit echten Alphachancen

Zeitungsständer (Symbolbild). © AdrianHancu / iStock Editorial / Getty Images Plus / Getty Images

Nebenwerte kriegen häufig weniger Beachtung als Blue Chips. Dennoch bieten viele Titel die Chance auf satte Kursgewinne. Darum lohnt sich ein Blick auf Werte aus der zweiten Reihe.

Ob Amazon, Apple, Volkswagen, Allianz oder Tesla – es sind meist große Konzerne, die weltweit die Markt- und Börsenberichte dominieren. Kein Wunder, stehen Unternehmen der ersten Riege doch im Fokus der Anleger. Die Aktien großer Konzerne, sogenannte Blue Chips, sorgen für Stabilität im Portfolio, so die herrschende Meinung. Dabei lohnt der Blick in die zweite Reihe: Hier wimmelt es von Unternehmen, die zwar einen kleineren oder mittelgroßen Börsenwert aufweisen, und dennoch oder gerade deshalb Anlegern große Chancen auf Kursgewinne eröffnen. Nicht zu vergessen: Auch Blue Chips haben mal klein angefangen.

Aktuell haben Nebenwerte gute Aussichten: Im Vergleich zu Blue Chips sind kleine oder mittelgroße börsennotierte Unternehmen so günstig wie seit Jahrzehnten nicht. "Langfristig gesehen haben Nebenwerte höher kapitalisierte Aktien deutlich hinter sich gelassen", beobachtet etwa Nicholas J. Paul, CFA Institutional Portfolio Manager bei MFS Investment Management, und prognostiziert: "Kurzfristig liegen zwar immer mal wieder andere Titel vorn, doch haben Nebenwerte nun gute Aussichten, wieder die Spitze zu übernehmen." Paul geht zudem davon aus, dass Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren und Branchen – darunter auch Small und Mid Caps – von der künftigen Investitionsstruktur profitieren könnten. Denn die alten Zeiten, als ein großer Teil der Investitionen nur wenigen hochkapitalisierten Technologieunternehmen (Mega Caps) zugutekam, seien vorbei. Was Unternehmen aus der zweiten oder dritten Reihe außerdem Rückenwind verleihen dürfte: "Weltweit legen Regierungen und Unternehmen Wert darauf, Vorprodukte aus dem eigenen Land zu beziehen, um die Lieferketten zu stabilisieren", sagt Paul. Da viele kleinere und mittlere Unternehmen vor allem lokal tätig sind, sei das für sie ein Plus. Der Portfolio Manager ist davon überzeugt: Nebenwerte bieten Anlegern echte Alphachancen. Die Kunst des Stock Picking sei wieder gefragt.

Reliance Steel & Aluminium

Ein spannender US-Titel, der neben den Großen eher ein Schattendasein fristet, ist Reliance Steel & Aluminum. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Scottsdale, Arizona, ist der größte Metall-Service-Center-Anbieter in Nordamerika und zählt zu den führenden globalen Händlern diversifizierter Metalllösungen. Seine Produkte vertreibt Reliance Steel & Aluminum über ein Netzwerk von rund 315 Standorten in 40 Bundesstaaten und zwölf Ländern außerhalb der Vereinigten Staaten. Im Jahr 2022 betrug der durchschnittliche Auftragswert nach eigenen Angaben 3.670 US-Dollar, etwa 50 Prozent der Aufträge beinhalteten eine Mehrwertverarbeitung und etwa 40 Prozent der Aufträge wurden innerhalb von 24 Stunden geliefert. Das Unternehmen habe im vergangenen Jahr trotz anhaltender Volatilität der Metallpreise und allgemeiner Unsicherheit in fast allen Bereichen überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt, kommentiert Karla Lewis, Geschäftsführerin von Reliance, das vergangene Geschäftsjahr. "Unser Nettoumsatz im Jahr 2022 belief sich auf einen Rekordwert von 17,03 Milliarden US-Dollar, was auf eine solide Nachfrage in den meisten unserer Endmärkte sowie auf anhaltend höhere Metallpreise zurückzuführen ist."

Ein Blick auf die Geschäftszahlen beflügelt Kursfantasien. In den vergangenen zwei Jahren steigerte das Unternehmen seine Umsätze um fast 100 Prozent: 2020 setzte das Unternehmen noch 8,8 Milliarden US-Dollar um, 2022 waren es schon 17 Milliarden US-Dollar. Auch der Aktienkurs legte im selben Zeitraum ordentlich zu. Stand der Kurs am 31.12.2019 noch bei rund 119 US-Dollar, kletterte die Aktie bis zum 27.12.2022 auf rund 201 US-Dollar. Mittlerweile notiert der Titel bei rund 256 US-Dollar (236 Euro). Doch das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das aktuell bei 8,31 liegt, verspricht Anlegern immer noch einen günstigen Einstiegszeitpunkt. Laut der Plattform Marketscreener dürfte das Papier mittel- bis langfristig weiter ansteigen. Die durchschnittliche Analystenempfehlung lautet daher: Aufstocken. Wohin die Reise des Aktienkurses geht? Analysten aus dem Hause KeyBanc Capital Markets sehen den Zielpreis bei 265 US-Dollar (242 Euro). Goldman Sachs geht etwas weiter und hebt das Kursziel auf 270 US-Dollar (247 Euro) an.

Dividendenregen bei Fabrinet

Auch das Tech-Unternehmen Fabrinet zählt zu den Hidden Champions. Es verkauft optische Gehäuse und Fertigungsdienstleistungen für elektromechanische und elektronische Geräte für Erstausrüster (OEMs) beispielsweise aus der Automotive-, Medizin-, Luft- und Raumfahrtbranche. Das 1999 gegründete Unternehmen mit Sitz auf den Kaimaninseln entwickelt sich gut: Im Geschäftsjahr 2022, das bereits im Juni endete, stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr (1,88 Milliarden US-Dollar) um 20 Prozent auf rund 2,26 Milliarden US-Dollar. Das Nettoergebnis kletterte in der gleichen Zeit sogar um 35 Prozent auf 200,4 Millionen US-Dollar. Auch die ersten beiden Quartale des Geschäftsjahrs 2023 (Juli 2022 bis Dezember 2022) liefen gut und das Unternehmen konnte Umsatz und Gewinn im Vergleich zu den Vorjahresquartalen ausbauen.

Dennoch hat der Titel seit Jahresbeginn an Wert verloren. Aktuell notiert Fabrinet mit 115,6 US-Dollar rund elf Prozent unter dem Kurs vom Jahresanfang 2023. Ein günstiger Einstiegszeitpunkt also? Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (Gewinn 2022) liegt bei 22. Analysten sehen dennoch Luft nach oben: Needham & Co. sieht die Aktie als "Buy" mit einem Kursziel von 150 US-Dollar, Northland Securities setzt sie sogar auf 155 US-Dollar. B. Riley sieht den Titel derweil neutral bei 115 US-Dollar – also ziemlich genau zum aktuellen Kurs.


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Kurse

164,55
+2,52%
Fabrinet Chart
25,40
+2,75%
Jenoptik AG Chart
263,30
-3,06%
Reliance Inc Chart

Kurspotenzial beim Aufsteiger Jenoptik

Auch in Deutschland gibt es vielversprechende Titel aus der zweiten Reihe. Einer davon ist der Thüringer Technologiekonzern Jenoptik, ein Spezialist für Photonik. Das 1991 gegründete Unternehmen stellt unter anderem elektromechanische Systeme, Module zur Verkehrsüberwachung, Messtechnik, Laseranlagen und Industriekameras her, die es an Industriekunden beispielsweise aus der Automobil- und Halbleiterbranche liefert.

Jenoptik hat ein starkes Geschäftsjahr hinter sich: Der Umsatz stieg 2022 um rund 30 Prozent auf 980,7 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr (750,7 Millionen Euro). Das EBITDA lag mit 184,1 Millionen Euro etwa 18 Prozent höher (2021:155,7 Millionen Euro). Konzernchef Stefan Traeger zufolge hatte besonders die Chipindustrie den Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr getrieben, weshalb das Unternehmen 2023 in weitere Produktionskapazitäten investieren werde. "Wir rechnen für das laufende Geschäftsjahr mit einer spürbaren Umsatz- und Ergebnissteigerung", sagte der Geschäftsführer.

In Folge plant das Unternehmen, die jährliche Dividendenzahlung um fünf Cent auf 30 Cent pro Aktie zu erhöhen. Im Vergleich zum Kurs ist das allerdings relativ wenig, aktuell notiert der Titel bei 30,45 Euro, womit sich eine Dividendenrendite von etwa einem Prozent ergibt. Im März stieg das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 1,7 Milliarden Euro in den MDAX auf, den deutschen Index für Mid Caps. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis des Gewinns 2022 ist mit 32 allerdings dementsprechend relativ hoch.

Analysten sehen die Aktie dennoch mehrheitlich positiv. Ende März hob die Frankfurter DZ Bank den fairen Wert auf 38 Euro je Aktie mit der Einstufung auf "Kaufen". Höhere mittelfristige Ziele und die erwartete Trennung des Technologiekonzerns von Randaktivitäten könnten der Aktie Rückenwind verleihen, schrieb Analyst Dirk Schlamp in einer Studie. Die Münchener Investmentbank Baader bekräftigte derweil ihre Einstufung als "Add" bei einem Kursziel von 35 Euro.

Small- und Mid-Caps holen auf

Neben Einzeltiteln können aber auch ETFs zu Small- und Mid-Caps eine interessante Investmentalternative bieten. So landete beispielsweise der MSCI World Small Cap Index im Renditevergleich auf 10-Jahresbasis nur knapp hinter dem MSCI World Index.

Nur wenige Strategien sind darauf spezialisiert, zukünftige Outperformer aus der zweiten und dritten Reihe zu finden. Der Aufwand ist enorm. Der Börsendienst smallCAP Champions stellt sich dieser Herausforderung mittels einer Kombination von Fundamental- und Chartanalyse. Hier jetzt mehr erfahren!

(ner und sesch) für die wallstreet:online Zentralredaktion

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