In den Rettungsgesprächen um Uniper erwägt der Bund eine Verstaatlichung. Die Aktie des Gasimporteurs rauschte am Mittwochmittag auf ein neues Allzeittief. Droht Anlegern nun der Super-Gau?
Der angeschlagene Energiekonzern Uniper könnte verstaatlicht werden. Deutschlands wichtigster Gasimporteur ist intensiv mit dem Bund und dem Mutterkonzern Fortum im Gespräch, wie aus einer Börsenmitteilung des Unternehmens hervorgeht. Aufgrund der wirtschaftlichen Turbulenzen prüfe Uniper “eine direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde.” Der MDax-Titel wird kommende Woche in den SDax absteigen.
Die Uniper-Aktie crashte am Mittwoch zeitweise unter die 4-Euro-Marke – ein neues Allzeittief. Sie rutschte an der Frankfurter Börse um 9,6 Prozent ins Minus. Der finnische Mutterkonzern Fortum kam mit einem Minus von 0.9 Prozent davon. Erst vergangene Woche hatten sich die Titel um zehn und sieben Prozent erholt.
Ein Insider teilte Bloomberg mit, dass eine vollständige Verstaatlichung ebenfalls im Gespräch sei. Allerdings hätte Fortum ein Mitspracherecht bei dieser Entscheidung. Die Gespräche mit der finnischen Regierung - dem Mehrheitseigentümer von Fortum - laufen noch. Die Bundesregierung hat angekündigt, dass sie nicht die finnischen Anteile an Fortum kaufen wird.
Die Energiekrise und der Ukraine-Krieg haben den Energieimporteur in eine Schieflage gestürzt: Russland pumpt praktisch kein Gas mehr nach Deutschland. Uniper ist allerdings dazu verpflichtet, seine langfristigen Lieferverträge zu erfüllen. Deshalb muss das Unternehmen sein Gas teuer auf dem derzeit hochvolatilen Markt einkaufen. Das russische Gas aus Nordstream 1 war vergleichsweise billig. Infolgedessen machte Uniper allein im ersten Halbjahr zwölf Milliarden Euro Verlust.
Die Bloomberg-Analysten Patricio Alvarez und Joao Martins sehen in der Verstaatlichung Chancen für Aktionäre mit Minderheitsbeteiligung: “Die mögliche Verstaatlichung von Uniper könnte ihnen einen Ausweg aus der zweifelhaften Erholung bieten – denn die Verluste des Unternehmens werden in diesem Jahr noch über 18 Milliarden erreichen, wie unsere Analyse zeigt.”
Erst im Juli hatten sich die Beteiligten auf ein Rettungspaket in Höhe von 20 Milliarden Euro für Uniper geeinigt. Auch hatten sie die 30-prozentige Beteiligung des Bundes festgeschrieben. Fortum besitzt bislang 78 Prozent der Uniper-Anteile. In den Gesprächen suchten Bund, Uniper und Fortum nach einer langfristigen Lösung, welche die derzeit ungewisse Lage berücksichtige, heißt es in der Mitteilung.
Autorin: Sarah Stemper, wallstreet:online Zentralredaktion
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