Mario Draghis warnende Worte werden deutlicher. Er lässt jedoch offen, ob er den geldpolitischen Kurs der Zentralbank verändern wird.
Mario Draghi musste seine Worte diesmal besonders sorgsam abwägen. Herausgekommen ist eine etwas gedrechselte Formulierung: „Risiken und Chancen können im Großen und Ganzen immer noch als ausgewogen eingeschätzt werden. Zugleich neigt sich die Balance aber nach unten.“
Als Begründung für das zunehmende Ungleichgewicht zählte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) nach der jüngsten Ratssitzung am Donnerstag geopolitische Risiken, Protektionismus, Probleme in den Schwellenländern und Stress an den Finanzmärkten auf. Draghi machte damit deutlich, dass er und seine Kollegen die Lage durchaus kritischer einschätzen.
Zugleich versuchte er wohl zu verhindern, dass daraus direkte Schlüsse gezogen werden, etwa auf eine Verschiebung der bislang für Ende 2019 avisierten ersten Zinserhöhung. Hätte er explizit gesagt, dass die Risiken die Chancen überwiegen, wäre dies an den Kapitalmärkten wohl als Änderung des geldpolitischen Kurses interpretiert worden.
Draghis Balanceakt kommt nicht von ungefähr. In den letzten Monaten hat sich das wirtschaftliche Klima im Euro-Raum spürbar eingetrübt – was die geplante geldpolitische Kehrtwende zu gefährden droht. Draghi selbst sprach von „schwächer als erwarteten Daten“. Immer mehr Ökonomen, etwa Jörg Krämer von der Commerzbank (Commerzbank Aktie), rechnen mit der ersten Zinserhöhung daher erst im Jahr 2020. Draghi hat hierzu nur die immer gleiche Formulierung wiederholt, die Zinsen sollten bis mindestens nach dem kommenden Sommer unverändert bleiben. Damit hat er sich, wie bisher schon, die Tür zu einer Verschiebung offengehalten.Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.