Die EU-Flagge.
Donnerstag, 20.05.2021 18:50 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 188

EU-Banken wollen angreifen: Ein Paypal für Europa? „Man müsste etwas wirklich Neues aufbauen – Copy-Paste reicht da allein nicht aus“

Die EU-Flagge. pixabay.com

Der europäische Markt für Zahlungsdienstleistungen ist stark fragmentiert. Mit einem gemeinsamen Kraftakt wollen die größten Banken des Kontinents die Vorherrschaft der US-amerikanischen Konkurrenz brechen.

Online oder im Geschäft zahlen, am Automaten abheben oder direkte Transfers per App – auf dem Markt der Zahlungsdienstleister tummeln sich viele praktische Lösungen und Angebote. Die großen Anbieter auf diesem Wachstumsmarkt heißen Paypal, Visa, Mastercard sowie die Tech-Riesen Apple und Google. Ein vergleichbares europäisches Angebot gibt es bislang nicht.

Ein Bündnis von europäischen Großbanken und Zahlungsabwicklern will das bald ändern. Die „European Payment Initiative“ (EPI) wird von der EU-Kommission und zahlreichen nationalen Zentralbanken unterstützt. Das Vorhaben hat eine politische Dimension, meinen Experten. Denn Daten aus dem Zahlungsverkehr sind wertvoll. „Als Zahlungsdienstleister kann man die Daten aus der Payment-Abwicklung nutzen, um dem Händler beispielsweise Kredite oder andere Produkte anbieten zu können“, sagt Marcus Mosen, Payment-Experte, Ex-Chef des Zahlungsdienstleisters Concardis und Mitglied im Aufsichtsrat von N26, im Gespräch mit wallstreet:online.

Die Liste der EPI-Gründungsmitglieder deckt sich ziemlich genau mit der Liste der größten Banken Europas. Deutsche Bank, Commerzbank und Sparkassen sind dabei, ebenso wie die BNP Paribas und Societe Generale aus Frankreich, Santander und Caixa aus Spanien und auch die niederländische ING. Gemeinsam wollen sie die verschiedenen europäischen Payment-Lösungen unter einen Hut bringen, mit einem Produkt, das sich skalieren lässt. „Unternehmen wie Paypal, Apple oder Google haben den Plattformgedanken perfektioniert. Sie werden somit für User immer attraktiver“, erklärt Marcus Mosen. „Die klassischen Banken haben Angst, von diesen Anbietern verdrängt zu werden.“

Eurocommerce, ein EU-weiter Handelsverband, schätzt, dass derzeit vier von fünf Karten-Transaktionen in Europa von den Platzhirschen Mastercard und Visa abgewickelt werden. EPI will sich als Alternative in Stellung bringen und zählt dabei auch auf das Thema Datenschutz. Kunden sollten die Wahl haben, zwischen einem europäischen und einem US-Angebot zu wählen, erklärte Joachim Schmalzl, Aufsichtsrat der EPI, im Rahmen einer Bundesbank-Konferenz im vergangenen Herbst. „Eine unabhängige Lösung, angeboten und reguliert von europäischen Playern und basierend auf europäischen Standards, wird die europäische Souveränität schützen. Die Bedeutung davon kann nicht überschätzt werden.“

Doch den Versuch, ein europäisches Paypal aufzubauen, sieht Payment-Experte Mosen kritisch. „Die EPI greift zu kurz mit ihrem Anspruch, einfach bloß ein europäisches Paypal zu sein. Stattdessen müsste man versuchen, etwas wirklich Neues aufzubauen. Copy-Paste reicht da allein nicht aus.“

Ein lLänderübergreifender Payment-Riese „Made in Europe“? Fintech-Stars aus Großbritannien, Schweden oder Deutschland zeigen, dass das möglich ist. „Es gibt genügend europäische Fintechs, die nicht in den nationalen Strukturen feststecken – beispielsweise Klarna, N26 oder Revolut. Wer skalieren kann und auch international tätig ist, ist ein viel interessanterer Kooperationspartner für zum Beispiel große eCommerce-Händler.“


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Entscheidend sei es, ob die europäischen Großbanken es schaffen, sich von ihren nationalen Strukturen zu verabschieden – wie die Girocard in Deutschland, die Carte Bancaire in Frankreich oder die CartaSi in Italien. Branchenexperte Mosen glaubt, dass das noch ein weiter Weg sein könnte. „EPI ist kein Selbstläufer, aktuell steckt man noch in einer Konzeptionsphase, die Entscheidungswege sind häufig komplex und die Strukturen sehr national geprägt. Wenn man es ernst meint, wird man nicht darum herumkommen, sich von nationalen Strukturen zu trennen und mit einigen US-Unternehmen zu kooperieren, um internationalisieren zu können.“

Bisher haben die Institute rund 30 Millionen Euro in das Projekt investiert. Im September soll ein konkreter Fahrplan für EPI fertig sein.

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion

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