Die New Yorker Brooklyn Bridge. New York ist der wichtigste Finanzplatz der Vereinigten Staaten.
Donnerstag, 03.02.2022 15:24 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 976

Durch den Bärenmarkt steuern: Tech-Crash: "10 %-Korrektur möglich" – Was Anleger jetzt tun sollten

Die New Yorker Brooklyn Bridge. New York ist der wichtigste Finanzplatz der Vereinigten Staaten. pixabay.com

Konstantin Oldenburger (Foto), Analyst bei CMC Markets, gibt Antwort auf die Frage, was die beste Strategie für das Aktien-Portfolio sei. Wie kommen Anleger am besten durch Abwärts- und Aufwärtsmärkte? Interview.

In drei teils rhetorischen Kernfragen, kann man die Fragen der Anleger in der jetzigen Marktphase zusammenfassen: Geht es vielleicht noch weiter runter? Wann geht es wieder rauf? Und: Was ist jetzt die beste Strategie für mein Aktien-Portfolio? Konstantin Oldenburger, Analyst bei CMC Markets, antwortet.

wallstreet:online: Geht es vielleicht noch weiter runter?

Konstantin Oldenburger: Während einer Korrektur fühlt man sich als Anleger an den Finanzmärkten in der Regel immer schlecht. Möglicherweise hat man den Ausstiegszeitpunkt verpasst, alternativ ist man in den falschen Werten investiert, die schlechter als der gesamte Markt performen. Das sogenannte "Buy the Dip" (Kaufen in Schwächephasen) ist im Moment der Ruhe am Markt einfach. Mitten in einer Korrektur, wenn einzelne Märkte um fünf, zehn oder mehr Prozent fallen, ist es schwierig, seinen Plan in die Praxis umzusetzen, da man zaudert oder sich nicht traut. Deshalb ist es als Anleger wichtig, seinen Zeithorizont zu kennen. Möchte man für eine kurze Spekulation oder langfristig agieren.

Wenn man sagt, dass man einen Zeithorizont von zehn Jahren hat, schützt das nicht vor dem ganzen Unsinn, der in den nächsten zehn Jahren passiert. Jeder muss die Rezessionen, die Bärenmärkte, die Kernschmelzen, die Überraschungen und die Meme-Aktien zur gleichen Zeit erleben.

Anstatt also davon auszugehen, dass langfristig denkende Menschen nicht mit den kurzfristigen Eskapaden an den Märkten konfrontiert werden, stellt sich die Frage, wie man eine oft nicht enden wollende Parade des Unsinns ertragen kann.

Langfristiges Denken kann an den Märkten aber auch eine trügerische Sicherheit sein, von der die Menschen annehmen, dass sie damit die schmerzhafte und unvorhersehbare Kurzfristigkeit umgehen können. Aber das ist nicht der Fall. Eher das Gegenteil ist der Fall: Je länger der Zeithorizont ist, desto mehr Unglücke und Katastrophen erlebt der einzelne Anleger.

wallstreet:online: Wann geht es wieder rauf?

Konstantin Oldenburger: Korrekturen haben so ihre Tücken und können auch in einer Panik enden. Wie lange die laufende Korrektur andauern wird, lässt sich schlecht abschätzen. Letztendlich könnte sie aber auch schneller zu Ende gehen als man im Moment glaubt, da sich Dinge ändern. Man kann versuchen, eine charttechnische Einschätzung vorzunehmen und Kursziele und Unterstützungen mit Hilfe alter Tiefpunkte oder früheren Ausbruchstellen ausfindig zu machen oder mit Hilfe von Fibonacci-Projektionen grob einzuordnen. Wo jedoch der Abverkauf genau enden könnte, bleibt ungewiss.


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Grundsätzlich lässt sich derzeit sagen, dass die Korrektur in den Indizes nicht erst seit dem Jahreswechsel läuft, sondern bereits mit den November-Hochpunkten begonnen hat. Seit 1970 hat der Nasdaq Composite Index 25 Korrekturen, 12 Bärenmärkte und sieben regelrechte Crashs (30 % und mehr) erlebt.

Dies bedeutet, dass der Nasdaq im Durchschnitt:

alle zwei Jahre eine Korrektur von (10 % +),
alle vier Jahre eine Baisse (20 % +)
und alle sieben Jahre einen Crash (30 % +) erlebt.

Eine solche 10 % + Korrektur könnten wir mit dem derzeitigen Abverkauf gerade erleben und vielleicht auch bald abschließen.

wallstreet:online: Was ist jetzt die beste Strategie für mein Aktien-Portfolio? Was kann ich konkret tun?

Langfristige Anleger sollten sich demnach nicht auf ein exaktes Timing der Märkte besinnen. Dies kann man schaffen, ist aber für die meisten Anleger eher ein Ding der Unmöglichkeit. Im amerikanischen Finanzraum gibt es dafür den Spruch: Time in the market beats timing the market. Frei übersetzt bedeutet dies, dass es keinen Sinn macht, an der Börse auf den richtigen Einstiegszeitpunkt zu warten. Viel entscheidender ist die Gesamtdauer des Investments.

Meist besteht ein Vermögenswert hauptsächlich aus Zahlen, manchmal aus einer Geschichte. Aber es ist immer eine Geschichte über das zukünftige Potenzial einer Sache. Geschichten sind weder der Vernunft noch der Logik unterworfen - sie sind einfach das, was die Menschen glauben wollen.

Sind Anleihen überbewertet? Was ist Bitcoin wert? Wie hoch kann Tesla steigen? Diese Fragen kann man nicht mit einer Formel beantworten. Sie hängen davon ab, was jemand anderes bereit ist, in einem bestimmten Moment dafür zu bezahlen  – wie er sich dabei fühlt, was er glauben will und wie überzeugend die Geschichtenerzähler sind. Und diese Geschichten ändern sich laufend. Sie lassen sich ebenso wenig vorhersagen wie die Stimmung, in der ich mich in drei Jahren befinden werde.

Das ist der Grund, warum die Märkte nicht innerhalb der Grenzen der Vernunft bleiben und warum sie immer eine Überdosis Pessimismus und Optimismus haben. Das müssen sie auch. Der einzige Weg, um zu wissen, dass wir alle potenziellen Chancen der Märkte ausgeschöpft haben und gleichzeitig der einzige Weg, um den Höhepunkt zu erkennen, ist, es bloß nicht über den Punkt hinaus zu treiben, an dem die Zahlen und Geschichten, die die Menschen über diese Zahlen glauben, keinen Sinn mehr machen. Das war schon immer so und wird immer so sein.

Ich bin ein viel größerer Fan davon, ein Portfolio zu erstellen, das Korrekturen und Bärenmärkte berücksichtigt, wenn man einen Investitionsplan erstellt. Dabei sollten Sie sich darum bemühen, einen Spar- und Investitionsprozess zu entwickeln, der robust genug ist, um sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsmärkte zu überstehen.

wallstreet:online: Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Christoph Morisse, wallstreet:online Zentralredaktion

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