Willy-Brandt-Platz in Frankfurt (Main) mit der EZB im Hintergrund
Mittwoch, 29.09.2021 09:15 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1121

Crash-Prognosen: Welche Börsencrashs kommen jetzt auf uns zu? Big Crashs, Mini-Manien oder was…?

Willy-Brandt-Platz in Frankfurt (Main) mit der EZB im Hintergrund ©pixabay.com

Foto: Tsung-Lin Wu - 123rf.com

Wetten?! Rücksetzer, vulgo Crashs wird es auch in Zukunft geben. Fragt sich nur, wann und wie groß. Kapitalmarkt-Experten über eine Crash-Theorie von Ben Carlson, Ritholtz Wealth Management.

Ben Carlson, Direktor des Institutional Asset Management bei Ritholtz Wealth Management, ist bestimmt kein klassischer Clickbait-Crashprophet. Trotzdem wagt sich der international anerkannte Analyst an eine Crash-Prognose, über die man reden sollte: In seinem Blog-Eintrag "Why Financial Manias Persist" vom 12.09.2021 stellt er die These auf, dass tatsächliche Aktienmarkt-Blasen relativ selten seien. Im Rückblick befänden wir uns im "Jahr 12 der Blasenvorhersagen", schreibt Carlson darin.

Asset Manager Carlson geht davon aus, dass die menschliche Natur zu einer Art Hysterie ("Mania") neige. Aber das Ausmaß der Blasen/Crashs durch hysterische Reaktionen der Marktteilnehmer halte sich im Vergleich zu früheren Abwärtsbewegungen nicht zuletzt durch bessere Informationsmöglichkeiten in Grenzen. Er habe das Gefühl, dass es eher zu "Mini-Manien" kommen werde.

Pictet

Dazu meint Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management: "Mini-Crashs hat es immer gegeben und große Crashs auch, und es wird sie auch in Zukunft geben ... der einzige Unterschied ist, dass die Zentralbanken jetzt mehr darauf bedacht sind, große Crashs zu vermeiden, da mehr Menschen in Aktien investiert sind und ein großer Verlust dort einen massiven deflationären Schock für die gesamte Wirtschaft auslösen kann", so Paolini im Gespräch mit wallstreet:online.

Lyxor

Thomas Meyer zu Drewer, Head of Public Distribution bei Lyxor International Asset Management S.A.S. Deutschland, lenkt das Scheinwerferlicht auf die schwarzen Schwäne – die nach Nassim Nicholas Taleb für ein "höchst unwahrscheinliches Ereignis" stehen: "Börsen schwanken. Was in der Natur der Sache liegt und ein wichtiger Aspekt beim langfristen Vermögensaufbau ist. Dabei hängen die Schwankungen nicht nur von einzelnen Unternehmen und deren Bewertungen ab oder von Faktoren wie der Zins- und Gewinnentwicklung, sondern auch von geopolitischen Risiken, deren zukünftiges Auftreten und Eintreten sowie deren Auswirkungen heute noch nicht vorherseh- und vorstellbar sind. Denn an den Kapitalmärkten ist nur die Vergangenheit gesicherte Erkenntnis", führt Meyer zu Drewer aus.



Sind denn - wie Carlson behauptet - "Mini-Crashs" in Teilbereichen der Börsenwelt wahrscheinlicher? Antwort von Meyer zu Drewer: "Lassen sich vergangene Muster auf die Zukunft übertragen, so können womöglich durch weitere Fortschritte in der Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen Schwankungen und damit 'Crashs' abgemildert werden. Das Unvorhergesehene, das Unthinkable, kann aber durchaus nach wie vor zu starken Schwankungen führen", sagt der Lyxor-Experte.

Was ist also an der für manch einen lukrativen Angstmacherei durch Crashpropheten dran? Sind Warnungen vor großen Crashs Unfug, so dass "Crashpropheten" ausgedient haben, fragen wir bei Meyer zu Drewer nach. "'Crashpropheten' hat es schon immer gegeben, aber sehr, sehr selten haben sie vorhersehbar Recht gehabt, meist jedoch Unrecht, wie auch die jüngsten Entwicklungen seit März 2020 bislang gezeigt haben. Worauf kommt es bei jeder Art von Vorhersagen an? Dass sie zuverlässig und zeitgerecht eintreten, um Prognosen in nachhaltige Wertentwicklung umsetzen zu können", meint Meyer zu Drewer.

CMC MARKETS

Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC MARKETS Deutschland, argumentiert ähnlich wie Thomas Meyer zu Drewer und blickt auf eine rechnerisch erhöhte Wahrscheinlichkeit von "seltenen Ereignissen", die zu größeren Börseneinbrüchen führen könnte: "Der letzte Crash ist gerade einmal 18 Monate alt. Und auch in Zukunft bleiben Börsen-Crashs möglich, wenn sich die Meinungen von Investoren und Marktteilnehmern ändern – und das vor allem schnell. An der Börse spielt die Psychologie eine, wenn nicht die entscheidende Rolle. Aufgrund der menschlichen Natur, die in finanziellen Fragen geprägt ist von Gier und Angst, dürfte es auch immer wieder zu sogenannten Boom und Bust-Zyklen und damit Übertreibungen auf beiden Seiten des Marktes und dadurch zu Crash-artigen Verläufen an den Börsen kommen", so Oldenburger.



Und weiter: "In der Statistik gibt es den Begriff des 'Seltenen Ereignisses', der hierfür perfekt passt. Es gibt die berühmten 100-jährigen Ereignisse wie Überschwemmungen, Wirbelstürme, Erdbeben, Finanzkrisen, Pandemien, politische Zusammenbrüche, wirtschaftliche Rezessionen und viele mehr. Ein 100-jähriges Ereignis bedeutet aber nicht unbedingt, dass es alle 100 Jahre eintritt. Es bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es in einem bestimmten Jahr eintritt, bei etwa einem Prozent liegt. Das scheint gering, aber gäbe es 30, 50 oder gar 100 solcher voneinander unabhängigen Ereignisse, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für ein Eintreten eines dieser Ereignisse rapide", rechnet Oldenburger vor.


"Mini-Crashs", deren Häufigkeit laut Carlson in Zukunft zunehmen könnte, seien nach Oldenburger nichts Besonderes: "Wenn man so will, kommen Mini-Crashs an den Börsen jeden Tag vor. Immer wieder ex- oder implodieren Aktienwerte mit einer aberwitzigen Geschwindigkeit. Auch auf den größeren Märkten sind immer mal wieder solche starken Bewegungen in nur wenigen Minuten zu beobachten, manchmal liegt die Ursache hier auch nur in menschlichem oder technischem Versagen."

Und die krawalligen Crashpropheten? Sind deren Warnungen Unfug? "Nein, Crashpropheten haben ebenfalls ihre Berechtigung wie alle anderen Marktteilnehmer. Die Geschichte hat gezeigt, dass es auch immer wieder richtige und zeitlich gut abgestimmte Warnungen von Experten zu bestimmten Blasen-Bildungen gab. Man sollte sich aber davon verabschieden, dass man solche Ereignisse irgendwie allgemein prognostizieren kann. Das Problem der sog. Crashpropheten ist lediglich, dass sie Daten aus der Vergangenheit in die Zukunft projizieren wollen, um ein mögliches Szenario daraus zu konstruieren. Die aktuellen Börsen- und Anlagebewertungen, egal ob Wirtschaftsprognosen, politische Prognosen - sie alle folgen dieser Formel. Crashpropheten suchen sich darüber hinaus meist einen Sachverhalt und reichern diesen mit einer Geschichte an, die Aufmerksamkeit generiert. Und irgendwann dürfte auch in Zukunft so mancher von ihnen Recht bekommen", schließt der CMC MARKETS-Analyst Oldenburger.

Autor: Christoph Morisse, wallstreet:online Zentralredaktion


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