Candlestick Chart (Symbolbild).
Mittwoch, 19.10.2022 10:36 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 456

Anlegerwissen: Der menschliche Faktor: Was Börse mit Psychologie zu tun hat

Candlestick Chart (Symbolbild). Kiyoshi Takahase segundo http://www.gettyimages.de/

Foto: Drazen Zigic - Freepik

Auch erfahrene Anleger tappen immer mal wieder in Fallen, die schlichtweg mit dem menschlichen Entscheidungsverhalten zu tun haben. Ein kurzer Ausflug in die Psychologie.

Anspannung, Nervenkitzel, Verlustängste, Freude über Kursgewinne – an der Börse geht es emotionaler zu, als man beim ersten Blick auf die vermeintlich nüchterne Finanzwelt glauben mag. Und auch das individuelle Anlageverhalten ist von psychologischen Mechanismen geprägt, die den Tradingerfolg mitunter schmälern können. Sich diese typischen Muster bewusst zu machen und das eigene Entscheidungsverhalten kritisch zu hinterfragen, kann daher helfen, Verlustfallen zu umgehen.

Behavioral Finance: Das Anlageverhalten aus wissenschaftlicher Sicht

Die Behavioral Finance, zu Deutsch: verhaltensorientierte Finanztheorie, begreift das Anlegerverhalten nicht rein rational, sondern bezieht explizit psychologische und soziologische Aspekte mit ein. Anleger haben nach diesem Ansatz längst nicht immer alle Informationen für eine Entscheidungsfindung vorliegen und handeln oft nicht effizient – im Gegenteil: Menschen entscheiden und handeln sogar regelrecht irrational.

Die Grundlage für diese Theorie unter dem Oberbegriff Verhaltensökonomik, einem Teilbereich der Wirtschaftswissenschaft, lieferten in den 1970er Jahren die beiden Psychologen Daniel Kahnemann und Amos Tversky. Der Mensch gilt nicht als rationaler Nutzenmaximierer, sondern trifft Entscheidungen auf Basis unvollkommener Informationen und kognitiver Verzerrungen.

Wir schauen auf drei typische Fallen, in die man als Anleger oft unbewusst tappt – und erklären, wie man diese künftig umgehen kann.

Ankereffekt: Alles eine Frage der Relation

Vielleicht kennen Sie das Phänomen: Sie möchten sich zum Beispiel eine neue Jeans kaufen und gehen durch die Geschäfte oder klicken sich durch den Online-Shop. Die Preise, die Sie zuerst wahrnehmen, werden von Ihrem Gehirn als Anker gesetzt: Stoßen Sie zunächst auf Angebote von zum Beispiel 70 Euro, erscheinen Ihnen Preise darüber als teuer, Preise darunter als günstig. Ähnliches gilt für die Geldanlage.


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Hier setzen wir oft den Einstiegspreis, zu dem wir gekauft haben, als Anker, von dem aus wir die weitere Entwicklung bewerten bzw. von dem wir unseren Verkaufszeitpunkt abhängig machen. Rationaler wäre allerdings, die weitere (potenzielle) Börsenentwicklung in die Entscheidung einzubeziehen.

Um den Ankereffekt zu vermeiden, schauen Sie also lieber weniger in die Vergangenheit, sondern vergleichen Sie den Titel anhand von Kennzahlen wie etwa dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) mit anderen Werten aus derselben Branche und treffen dann Ihre Entscheidung. Sie können auch einmal versuchen, die Vergangenheit komplett auszublenden und sich stattdessen auf die potenzielle künftige Entwicklung konzentrieren. Würden Sie aus dieser Warte den Titel immer noch verkaufen?

Verlustaversion: Warum wir Verluste oft zu lange laufen lassen

Die Verhaltenswissenschaft hat beobachtet, dass wir Gewinne zwar gern schnell realisieren, Verluste aber oft zu lange laufen lassen. Diese sogenannte Verlustaversion liegt darin begründet, dass der Schmerz bei einem Verlust viel stärker wahrgenommen wird als die Freude über einen Gewinn mit dem gleichen Wert.

Bezogen auf die Geldanlage würde dies bedeuten, dass wir Kursverluste eher ausgleichen wollen und den Titel im Depot behalten – in der Hoffnung, dass der Kurs wieder steigt und wir den Verlustschmerz vermeiden können. Diese Verlustaversion führt in der Praxis oft dazu, dass wir uns zu spät von Verlustbringern trennen.

Die gute Nachricht: Diese typische Verhaltensweise kann durch Erfahrungen korrigiert werden und zudem kann man sich zum Beispiel durch das Setzen von Stop-Loss-Ordern unterstützen lassen – hierbei wird die Aktie automatisch verkauft, wenn der definierte Kurs unterschritten wird.

Gegenwartspräferenz: Das Heute ist uns näher als das Morgen

Viele Menschen kennen es, die einen mehr, die anderen weniger: Eigentlich will man Geld für die Altersvorsorge zurücklegen und doch geben wir den kleinen oder größeren Verführungen immer wieder nach. Auch hierzu hat die Verhaltenspsychologie einen Begriff: Wir unterliegen der sogenannten Gegenwartspräferenz. In Experimenten wurde nachgewiesen, dass sofortige Belohnungen einen stärkeren Anreiz bilden als eine Verschiebung in die Zukunft – selbst wenn wir dann mehr bekommen könnten.

Hierbei dürfte der Glücksbotenstoff Dopamin eine Rolle spielen, der bei Belohnungen freigesetzt wird. Wer rationaler und langfristiger handeln möchte, kann sich aber ganz einfach einen Sparplan einrichten. Hierbei wird regelmäßig eine überschaubare Summe eingezahlt und man diszipliniert sich ganz automatisch. Bei Smartbroker finden Sie eine große Auswahl an Sparplänen für ETFs, Fonds und Aktien und können sich so Schritt für Schritt eine nennenswerte Summe ansparen.

Fazit: Die Identifikation interessanter Titel, die Analyse von Fundamentaldaten für den Aktienvergleich und Signale der Charttechnik für den optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunkt – der Blick auf psychologische Faktoren schließt unsere Serie zum Thema Anlegerwissen vorerst ab.

Fest steht: An der Börse geht es immer auch um Trial und Error, man kann nur immer wieder versuchen, sein Anlageverhalten zu hinterfragen und sich bestimmte Techniken als Hilfestellungen heranziehen. Der größte Fehler, so heißt es gerne, sei es schließlich, nicht zu investieren. Über Smartbroker sparen Sie gängige Kosten und handeln über gettex schon ab 0 Euro (ab 500 Euro Ordervolumen pro Trade) zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen.

Autorin: KS, Redaktion smartbroker.de

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