Mehr Effizienz
Die Zeiten des Ölschocks sind vorbei
Ständig steigende Preise für Benzin und Heizöl sorgen in den Industrieländern für Ärger. Doch höhere Ölpreise machen auch Ölfelder wirtschaftlich interessant, deren Ausbeutung bisher als zu teuer galt. Fortschreitende Technik sorgt zudem für mehr Effizienz. Überhaupt: Die volkswirtschaftliche Entwicklung hat sich längst vom Öl abgekoppelt.
Derzeit werden Ölfelder oft nur zu 30 bis 40 Prozent ausgeschöpft. Foto: ap
DÜSSELDORF. Öl ist der Schmierstoff der Weltwirtschaft – und lässt die Förderer reich werden. Sechs der zwanzig umsatzstärksten Konzerne der Welt fördern das schwarze Gold. Exxon-Mobil, Royal Dutch Shell und BP belegen Platz eins, zwei und fünf bei den Gewinnen. Verglichen mit den wirklichen Giganten der Branche verblassen allerdings selbst sie. Denn 90 Prozent der weltweiten Ölreserven werden von Staatskonzernen kontrolliert. Ob in Saudi-Arabien, Iran oder Venezuela – Öl ist eine nationale Angelegenheit.
Das gilt auch für die USA, allerdings nicht aus Produzenten-, sondern aus Abnehmersicht. Die Vereinigten Staaten verbrauchen im Jahr rund eine Mrd. Tonnen Öl – drei Mal mehr als jeder andere Staat der Welt. Und während der Ölbedarf seit 1990 um 22 Prozent gestiegen ist, sank die US-Förderung um ein Viertel. Der Wirtschaft der USA hat dies freilich nicht geschadet – sie ist in den vergangenen 16 Jahren deutlich gewachsen.
Andersherum bedeutet Ölreichtum keineswegs immer ökonomische Blüte. Das Niger-Delta, in dem die gewaltigen Ölvorkommen Nigerias liegen, ist das ärmste Gebiet des Landes. Perspektivlosigkeit und Gewalt beherrschen das Leben der breiten Bevölkerung, während sich eine kleine, korrupte Elite die Taschen vollstopft – der „Ölfluch“.
Die Bewohner der Industriestaaten fluchen derweil über die ständig steigenden Preise für Benzin und Heizöl. Angstvoll verfolgen viele, wie der Preis für ein Barrel Rohöl an die 70 Dollar reicht. Dabei hat sich zumindest die volkswirtschaftliche Entwicklung längst vom Öl abgekoppelt. Studien in den USA zeigen, dass dort 1980 pro erwirtschaftetem Dollar 70 Prozent mehr Energie aufgewendet wurden als heute.
Auch hier zu Lande stieg die Energieeffizienz dramatisch. Die Deutsche Lufthansa etwa brauchte vor 15 Jahren 6,2 Liter Treibstoff, um einen Passagier 100 Kilometer weit zu befördern. Heute sind es 4,4 Liter – mit dem A380 würden drei Liter genügen. In der Kalkulation der Unternehmen nimmt die Bedeutung des Öls ab. Hinzu kommt, dass der inflationsbereinigte Ölpreis heute trotz der vermeintlichen Rekordwerte weit unterhalb jenen aus Zeiten des Ölschocks von 1980 liegt.
Ähnlich intensiv wie über die Preise wird über „Peak Oil“ diskutiert – die Frage, ob die Ölförderung ihren Höhepunkt schon überschritten hat. Gerade zu den gigantischen Ölfeldern etwa in Saudi-Arabien sind Daten praktisch nicht erhältlich. Manche Forscher gehen davon aus, dass zwei der drei größten Ölfelder der Welt zur Neige gehen. Allerdings wurde schon 1960 gewarnt, dass die Ölvorräte nur noch 40 Jahre reichen.
Vorhersagen sind schwierig, weil sich die Vorgaben in der Branche ständig ändern. Höhere Ölpreise machen auch Ölfelder wirtschaftlich interessant, deren Ausbeutung bisher als zu teuer galt und die deshalb in die Ölreserven nicht einbezogen wurden. Fortschreitende Technik sorgt zudem für mehr Effizienz. Derzeit werden Ölfelder oft nur zu dreißig bis vierzig Prozent ausgeschöpft – Experten rechnen damit, dass 60 Prozent bald möglich sind.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 31. Mai 2007, 10:03 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Die Zeiten des Ölschocks sind vorbei
Ständig steigende Preise für Benzin und Heizöl sorgen in den Industrieländern für Ärger. Doch höhere Ölpreise machen auch Ölfelder wirtschaftlich interessant, deren Ausbeutung bisher als zu teuer galt. Fortschreitende Technik sorgt zudem für mehr Effizienz. Überhaupt: Die volkswirtschaftliche Entwicklung hat sich längst vom Öl abgekoppelt.
Derzeit werden Ölfelder oft nur zu 30 bis 40 Prozent ausgeschöpft. Foto: ap
DÜSSELDORF. Öl ist der Schmierstoff der Weltwirtschaft – und lässt die Förderer reich werden. Sechs der zwanzig umsatzstärksten Konzerne der Welt fördern das schwarze Gold. Exxon-Mobil, Royal Dutch Shell und BP belegen Platz eins, zwei und fünf bei den Gewinnen. Verglichen mit den wirklichen Giganten der Branche verblassen allerdings selbst sie. Denn 90 Prozent der weltweiten Ölreserven werden von Staatskonzernen kontrolliert. Ob in Saudi-Arabien, Iran oder Venezuela – Öl ist eine nationale Angelegenheit.
Das gilt auch für die USA, allerdings nicht aus Produzenten-, sondern aus Abnehmersicht. Die Vereinigten Staaten verbrauchen im Jahr rund eine Mrd. Tonnen Öl – drei Mal mehr als jeder andere Staat der Welt. Und während der Ölbedarf seit 1990 um 22 Prozent gestiegen ist, sank die US-Förderung um ein Viertel. Der Wirtschaft der USA hat dies freilich nicht geschadet – sie ist in den vergangenen 16 Jahren deutlich gewachsen.
Andersherum bedeutet Ölreichtum keineswegs immer ökonomische Blüte. Das Niger-Delta, in dem die gewaltigen Ölvorkommen Nigerias liegen, ist das ärmste Gebiet des Landes. Perspektivlosigkeit und Gewalt beherrschen das Leben der breiten Bevölkerung, während sich eine kleine, korrupte Elite die Taschen vollstopft – der „Ölfluch“.
Die Bewohner der Industriestaaten fluchen derweil über die ständig steigenden Preise für Benzin und Heizöl. Angstvoll verfolgen viele, wie der Preis für ein Barrel Rohöl an die 70 Dollar reicht. Dabei hat sich zumindest die volkswirtschaftliche Entwicklung längst vom Öl abgekoppelt. Studien in den USA zeigen, dass dort 1980 pro erwirtschaftetem Dollar 70 Prozent mehr Energie aufgewendet wurden als heute.
Auch hier zu Lande stieg die Energieeffizienz dramatisch. Die Deutsche Lufthansa etwa brauchte vor 15 Jahren 6,2 Liter Treibstoff, um einen Passagier 100 Kilometer weit zu befördern. Heute sind es 4,4 Liter – mit dem A380 würden drei Liter genügen. In der Kalkulation der Unternehmen nimmt die Bedeutung des Öls ab. Hinzu kommt, dass der inflationsbereinigte Ölpreis heute trotz der vermeintlichen Rekordwerte weit unterhalb jenen aus Zeiten des Ölschocks von 1980 liegt.
Ähnlich intensiv wie über die Preise wird über „Peak Oil“ diskutiert – die Frage, ob die Ölförderung ihren Höhepunkt schon überschritten hat. Gerade zu den gigantischen Ölfeldern etwa in Saudi-Arabien sind Daten praktisch nicht erhältlich. Manche Forscher gehen davon aus, dass zwei der drei größten Ölfelder der Welt zur Neige gehen. Allerdings wurde schon 1960 gewarnt, dass die Ölvorräte nur noch 40 Jahre reichen.
Vorhersagen sind schwierig, weil sich die Vorgaben in der Branche ständig ändern. Höhere Ölpreise machen auch Ölfelder wirtschaftlich interessant, deren Ausbeutung bisher als zu teuer galt und die deshalb in die Ölreserven nicht einbezogen wurden. Fortschreitende Technik sorgt zudem für mehr Effizienz. Derzeit werden Ölfelder oft nur zu dreißig bis vierzig Prozent ausgeschöpft – Experten rechnen damit, dass 60 Prozent bald möglich sind.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 31. Mai 2007, 10:03 Uhr
Euer
Einsamer Samariter