"18. März 2005 Kaum sind die Boni für das Jahr 2004 ausgezahlt, bricht unter den Investmentbankern das Wechselfieber aus.
Fast täglich geben die großen Häuser in Frankfurt in diesen Tagen bekannt, den einen oder anderen Senior Banker von der Konkurrenz abgeworben zu haben. Der größte Fischzug ist dabei der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers geglückt. Sie verstärkt sich mit zwei Managing Directors sowie drei weiteren Fachleuten der Deutschen Bank. Mehrere weitere Häuser haben bei diesem alljährlichen Bäumchen, wechsle dich auch mitgespielt.
Nachfrage nach erfahrenen Senior-Managern
Alle suchen derzeit gestandene Investmentbanker, die über Sachkompetenz und ein großes Netz an Beziehungen verfügen, hat Friedrich-Wilhelm Graf von Pfeil vom Beratungsunternehmen Korn Ferry International beobachtet. Gefragt seien Fachleute, die von den Chefs der Dax-Konzerne als Vertraute akzeptiert würden, das Für und Wider von strategischen Übernahmen und Fusionen durchzuspielen, sagt von Pfeil. Im Falle eines Falles müssen diese Leute auch in der Lage sein, mit dem Finanzchef des Konzerns die Details eines komplexen Geschäfts auszuarbeiten. In der fieberhaften Suche nach solchen Leuten kommt die Erwartung zum Ausdruck, daß sich das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen hierzulande beleben wird. In Amerika läuft es bereits seit längerem auf vollen Touren.
Auch Patrick von Pfetten von der Frankfurter Personalberatung Von Pfetten&Kollegen sieht vor allem Nachfrage nach erfahrenen Senior-Managern. Gesucht seien hochqualifizierte Fachleute an der Schnittstelle von Investmentbanking und Immobiliengeschäft. An solchen Spezialisten sind nicht nur Investmentbanken interessiert, sondern auch die Private-Equity-Häuser und Spezialfonds, die dieses Geschäft maßgeblich prägen. Auch im Private Banking besteht weiterhin viel Bedarf an Bankern mit Berufs- und Lebenserfahrung. Sie sollten sich neben guter Sachkenntnis auch auf den Umgang mit gutbetuchten Kunden verstehen, sagt von Pfetten. Spitzenkräfte können auf diesem Feld mit einem Festgehalt von 120.000 bis 180.000 Euro rechnen, zudem mit einem erfolgsabhängigen Bonus, der das Drei- bis Vierfache des Festgehalts erreichen kann.
Wechselrunde
Die Präsenz in Deutschland deutlich verstärkt hat in der jüngsten Wechselrunde vor allem die Investmentbank Lehman Brothers. Sie hat der Deutschen Bank mit Michael Bonacker und Rudolf Woetzel zwei als hochkarätig eingestufte Managing Directors” abgeworben. Bonacker war bei der Deutschen Bank für Banken und Versicherungen in Deutschland zuständig. Pikanterweise hat er am Wertgutachten für die Frankfurter Sparkasse (Fraspa) mitgearbeitet, mit dem die Stadt Frankfurt die Deutsche Bank beauftragt hatte. Auch Lehman hat solch ein Wertgutachten zur Fraspa erstellt - für die Landesbank Hessen-Thüringen, die die Fraspa kaufen will.
Bonacker und Woetzel nehmen zudem drei weitere Investmentbanker von der Deutschen Bank zu Lehman mit. Bereits vor einigen Wochen hat Dorothee Blessing, die Ehefrau von Commerzbank-Vorstandsmitglied Martin Blessing, nach nur wenigen Monaten ihr Gastspiel bei der Deutschen Bank beendet und ist zu Goldman Sachs zurückgekehrt. Zudem werden Bankenkreisen zufolge auch Charles Murphy und ein weiterer Mitarbeiter die Deutsche Bank in Richtung Credit Suisse First Boston (CSFB) verlassen. Murphy war von London aus für das Geschäft mit Banken und Versicherungen in Europa verantwortlich. Am Markt ist zu hören, mit diesem Wechsel werfe eine Umstrukturierung in diesem Geschäftsfeld ihre Schatten voraus.
Interesse an Nachwuchskräften ist lau
Mit auf dem Personalkarussell fährt auch die amerikanische Investmentbank Merrill Lynch. Sie hat von Goldman Sachs Holger Bross als neuen Co-Head für das Corporate Banking in Deutschland und Österreich angeworben, ferner von CSFB Dirk Griesmeyer, einen Spezialisten für den Aktienhandel. Griesmeyer ersetzt Johannes Linhart, der von Merrill Lynch zur Deutschen Bank abwandert. Einiges Hin und Her gibt es auch bei der Allianz-Tochtergesellschaft Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) in London, deren Nummer zwei” Steve Berger kurzfristig gekündigt hat - offenbar wegen eines Streits über die langfristige Strategie des Hauses (siehe F.A.Z. vom 17. März). Gleichzeitig gab DrKW bekannt, ihre Devisenhandelsmannschaft in London und Frankfurt mit sechs Leuten verstärkt zu haben.
Von Pfeil und von Pfetten rechnen beide damit, daß das Personalkarussell weiter in Schwung bleibt - allerdings vor allem für Spitzenkräfte. Das Interesse an Nachwuchskräften sei derzeit hingegen eher lau, ist zu hören. Gute Chancen böten sich allerdings Spezialisten, die komplexe Finanzprodukte zu strukturieren wissen. In diesem Geschäftsfeld wurden für 2004 die höchsten Boni gezahlt”, berichtet von Pfeil. Hier wie auch ganz allgemein sei eine Spreizung zu beobachten: Die kleine Zahl der Spitzenkräfte, die die höchsten Erträge erwirtschaften, erhält einen noch größeren Anteil am Bonus-Pool, die übrigen weniger. Dabei entwickelt sich die Entlohnungsstruktur wieder mehr in Richtung auf einmalige Barzahlungen. Mehrjährige Optionsprogramme und ähnliche Bonusformen haben laut von Pfeil an Popularität verloren. (bf.)
Text: bf. / F.A.Z., 19.03.2005, Nr. 66 / Seite 19"
Grüße,
JG
www.chart-me.de
Fast täglich geben die großen Häuser in Frankfurt in diesen Tagen bekannt, den einen oder anderen Senior Banker von der Konkurrenz abgeworben zu haben. Der größte Fischzug ist dabei der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers geglückt. Sie verstärkt sich mit zwei Managing Directors sowie drei weiteren Fachleuten der Deutschen Bank. Mehrere weitere Häuser haben bei diesem alljährlichen Bäumchen, wechsle dich auch mitgespielt.
Nachfrage nach erfahrenen Senior-Managern
Alle suchen derzeit gestandene Investmentbanker, die über Sachkompetenz und ein großes Netz an Beziehungen verfügen, hat Friedrich-Wilhelm Graf von Pfeil vom Beratungsunternehmen Korn Ferry International beobachtet. Gefragt seien Fachleute, die von den Chefs der Dax-Konzerne als Vertraute akzeptiert würden, das Für und Wider von strategischen Übernahmen und Fusionen durchzuspielen, sagt von Pfeil. Im Falle eines Falles müssen diese Leute auch in der Lage sein, mit dem Finanzchef des Konzerns die Details eines komplexen Geschäfts auszuarbeiten. In der fieberhaften Suche nach solchen Leuten kommt die Erwartung zum Ausdruck, daß sich das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen hierzulande beleben wird. In Amerika läuft es bereits seit längerem auf vollen Touren.
Auch Patrick von Pfetten von der Frankfurter Personalberatung Von Pfetten&Kollegen sieht vor allem Nachfrage nach erfahrenen Senior-Managern. Gesucht seien hochqualifizierte Fachleute an der Schnittstelle von Investmentbanking und Immobiliengeschäft. An solchen Spezialisten sind nicht nur Investmentbanken interessiert, sondern auch die Private-Equity-Häuser und Spezialfonds, die dieses Geschäft maßgeblich prägen. Auch im Private Banking besteht weiterhin viel Bedarf an Bankern mit Berufs- und Lebenserfahrung. Sie sollten sich neben guter Sachkenntnis auch auf den Umgang mit gutbetuchten Kunden verstehen, sagt von Pfetten. Spitzenkräfte können auf diesem Feld mit einem Festgehalt von 120.000 bis 180.000 Euro rechnen, zudem mit einem erfolgsabhängigen Bonus, der das Drei- bis Vierfache des Festgehalts erreichen kann.
Wechselrunde
Die Präsenz in Deutschland deutlich verstärkt hat in der jüngsten Wechselrunde vor allem die Investmentbank Lehman Brothers. Sie hat der Deutschen Bank mit Michael Bonacker und Rudolf Woetzel zwei als hochkarätig eingestufte Managing Directors” abgeworben. Bonacker war bei der Deutschen Bank für Banken und Versicherungen in Deutschland zuständig. Pikanterweise hat er am Wertgutachten für die Frankfurter Sparkasse (Fraspa) mitgearbeitet, mit dem die Stadt Frankfurt die Deutsche Bank beauftragt hatte. Auch Lehman hat solch ein Wertgutachten zur Fraspa erstellt - für die Landesbank Hessen-Thüringen, die die Fraspa kaufen will.
Bonacker und Woetzel nehmen zudem drei weitere Investmentbanker von der Deutschen Bank zu Lehman mit. Bereits vor einigen Wochen hat Dorothee Blessing, die Ehefrau von Commerzbank-Vorstandsmitglied Martin Blessing, nach nur wenigen Monaten ihr Gastspiel bei der Deutschen Bank beendet und ist zu Goldman Sachs zurückgekehrt. Zudem werden Bankenkreisen zufolge auch Charles Murphy und ein weiterer Mitarbeiter die Deutsche Bank in Richtung Credit Suisse First Boston (CSFB) verlassen. Murphy war von London aus für das Geschäft mit Banken und Versicherungen in Europa verantwortlich. Am Markt ist zu hören, mit diesem Wechsel werfe eine Umstrukturierung in diesem Geschäftsfeld ihre Schatten voraus.
Interesse an Nachwuchskräften ist lau
Mit auf dem Personalkarussell fährt auch die amerikanische Investmentbank Merrill Lynch. Sie hat von Goldman Sachs Holger Bross als neuen Co-Head für das Corporate Banking in Deutschland und Österreich angeworben, ferner von CSFB Dirk Griesmeyer, einen Spezialisten für den Aktienhandel. Griesmeyer ersetzt Johannes Linhart, der von Merrill Lynch zur Deutschen Bank abwandert. Einiges Hin und Her gibt es auch bei der Allianz-Tochtergesellschaft Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) in London, deren Nummer zwei” Steve Berger kurzfristig gekündigt hat - offenbar wegen eines Streits über die langfristige Strategie des Hauses (siehe F.A.Z. vom 17. März). Gleichzeitig gab DrKW bekannt, ihre Devisenhandelsmannschaft in London und Frankfurt mit sechs Leuten verstärkt zu haben.
Von Pfeil und von Pfetten rechnen beide damit, daß das Personalkarussell weiter in Schwung bleibt - allerdings vor allem für Spitzenkräfte. Das Interesse an Nachwuchskräften sei derzeit hingegen eher lau, ist zu hören. Gute Chancen böten sich allerdings Spezialisten, die komplexe Finanzprodukte zu strukturieren wissen. In diesem Geschäftsfeld wurden für 2004 die höchsten Boni gezahlt”, berichtet von Pfeil. Hier wie auch ganz allgemein sei eine Spreizung zu beobachten: Die kleine Zahl der Spitzenkräfte, die die höchsten Erträge erwirtschaften, erhält einen noch größeren Anteil am Bonus-Pool, die übrigen weniger. Dabei entwickelt sich die Entlohnungsstruktur wieder mehr in Richtung auf einmalige Barzahlungen. Mehrjährige Optionsprogramme und ähnliche Bonusformen haben laut von Pfeil an Popularität verloren. (bf.)
Text: bf. / F.A.Z., 19.03.2005, Nr. 66 / Seite 19"
Grüße,
JG
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