Warschauer Börse besser als der Dax

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Warschauer Börse besser als der Dax Nassie

Warschauer Börse besser als der Dax

 
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Das Referendum Polens zum EU-Beitritt wird als Signal für den Ein- oder Ausstieg an der Warschauer Börse gedeutet Andreas Männicke
von Andreas Männicke

Analysten sehen die Abstimmung als Signal für den Ein- oder auch Ausstieg an der Warschauer Börse. Anders als in Ungarn, Litauen und Slowenien, die sich schon für den EU-Beitritt per Referendum entschieden haben, ist in Polen auch die Wahlbeteiligung, die bei über 50 Prozent der stimmberechtigten Bevölkerung liegen muss, ein "Ko-Kriterium". Ist die Wahlbeteiligung unter 50 Prozent, muss das Parlament über den EU-Beitritt entscheiden und dort gibt es sogar innerhalb der Minderheitsregierung viele Widersacher. Nach den letzten Meinungsumfragen wird eine Wahlbeteiligung von 68 Prozent und unter diesen eine Zustimmung zum EU-Beitritt von 76 Prozent erwartet. Bei einem solchen Wahlausgang, würde die Börse mittelfristig nach Einschätzungen von Analysten positiv reagieren; eine geringere Wahlbeteiligung oder gar eine Ablehnung seitens der Bevölkerung würde hingegen die Kaufbereitschaft für polnische Aktien mindern. Insofern sehen auch die Marktteilnehmer dem Wahlausgang mit Spannung entgegen. Im Vorfeld der Wahl wurde bereits ein positiver Wahlausgang vorweggenommen, denn der WIG-Index stieg am 4. Juni auf 15 472,3 Punkte an, was ein Kursplus von 7,7 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet. Top-Performer an diesem Tag waren die polnischen Unternehmen Jelfa (+2,9 Prozent), BZ WBK (+2,7 Prozent), Prokom Software (+2,5 Prozent) und die Softbank (+2,5 Prozent). Damit entwickelte sich die Warschauer Börse auch in diesem Jahr wie schon im Vorjahr besser als der Dax.


Top-Performer der Warschauer Börse ist in diesem Jahr das Software-Unternehmen Softbank mit einem Kursplus von 86,4 Prozent, gefolgt von dem Papierhersteller Swiece mit einem Plus von 46,7 Prozent, der Holding Elektrim mit einem Plus von 25 Prozent und dem IT- und Computerunternehmen Optimus mit einem Plus von 33 Prozent. Die am meisten gehandelten und marktschwersten Titel sind jedoch die T-Aktien TPSA (Marktkapitalisierung 4,3 Milliarden US-Dollar) mit France Telekom als strategischem Investor, die Bank Pekao SA (Marktkapitalisierung von 3,4 Milliarden US-Dollar) und PKN Orlen. Bei diesen Werten werden schon über fünf Millionen US-Dollar täglich an der Warschauer Börse umgesetzt. Insgesamt belaufen sich die Tagesumsätze bei über 200 handelbaren Titeln auf nur etwa 30 Millionen US-Dollar. In guten Zeiten wurde auch schon ein Handelsvolumen von über 50 Millionen US-Dollar registriert. Mit einer Markkapitalisierung von 26 Milliarden US-Dollar ist die Warschauer Börse deutlich größer als die der Konkurrenten aus Prag (17,6 Milliarden US-Dollar) und Budapest (13,5 Milliarden US-Dollar). Gegenwärtig sind die Investoren aber noch sehr zurückhaltend - auch auf Grund der Unsicherheit über den Wahlausgang. Zudem ist auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit durchschnittlich 13 im osteuropäischen Vergleich nicht gerade niedrig.


Zur Kaufzurückhaltung sorgte auch zuletzt das sich verschlechternde Wirtschaftliche Umfeld - das BSP-Wachstum betrug im letzen Jahr nur 1-2 Prozent - und die geringe Wettbewerbsfähigkeit von polnischen Unternehmen. Schon im April verbesserte sich aber das Investmentklima deutlich, da die Einzelhandelumsätze um elf Prozent und die Industrieproduktion um acht Prozent anstiegen. Zudem ist auf Grund der niedrigen Inflationsrate mit weiteren Zinssenkungen der Notenbank zu rechnen. Im Falle des EU-Beitritts am 1.5.2004 ist im Vorfeld von einem zusätzlichen Kapitalstrom nach Polen auszugehen, so dass die Aussichten auch von Osteuropa-Fondsmanagern als aussichtsreich eingestuft werden. Unabhängig vom EU-Beitritt ist davon auszugehen, dass in Zukunft vermehrt deutsche Unternehmen Polen als Standort wählen (wie zuletzt die Keksfabrik Balsen) und umgekehrt auch polnische Unternehmen auf dem deutschen Markt Fuß fassen. So wurde auch der Aufkauf von 400 Aral-Tankstellen durch die polnische PKN Orlen als positives Signal gewertet. PKN Orlen hat schon jetzt eine Marktkapitalisierung von über 1,7 Milliarden US-Dollar und will durch die Akquisitionen weiter expandieren. Aktienanteile von der tschechischen Unipetrol stehen ebenso auf der Kaufliste wie die polnische Raffinerie Gdansk, die privatisiert werden soll. Auf diese Weise wird auch ohne politische Entscheidungen durch reine Unternehmensentscheidungen die europäische Wirtschaftsintegration gefördert. Die Warschauer Börse sollte auch diese Signale früher oder später zu honorieren wissen.




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