Köpfe
Nachfolge
De Gier wird Julius-Bär-Chef
von Rolf Lebert (Frankfurt)
Der frühere Chef der Schweizer Bank, Alex Widmer, starb unter unbekannten Umständen. Nun ist ein Nachfolger gefunden: Es ist der ehemalige Chef der Julius Bär Holding, Hans de Gier.
Mehreren Zeitungsberichten zufolge soll Widmer Selbstmord begangen haben. Ein Sprecher der Bank wollte dies "mit Rücksicht auf die Hinterbliebenen" nicht kommentieren. Ein Zusammenhang zwischen Widmers Tod und der Lage der Bank bestehe nicht.
Die Leitung der Bank übernimmt Hans de Gier, der frühere Chef der Julius Bär Holding, teilte der größte reine Vermögensverwalter des Landes mit. Gier war bis September dieses Jahres Konzernchef. Nach der Umwandlung der Bär Gruppe in eine reine Finanzholding war dieses Amt weggefallen. Der 64 Jahre alte Holländer hat seit 1980 praktisch sein ganzes Berufsleben bei Schweizer Banken verbracht. Chef der Bär Gruppe wurde er 2006. Er gilt als Vater der Übernahme und Integration dreier Vermögensverwaltungseinheiten der UBS in die Bär Gruppe. Nach seinem Ausscheiden als Konzernchef widmete er sich dem Management des zu Bär gehörenden Hedge-Fonds GAM, für den er auch früher schon tätig war.
Johannes A. de Gier, Vorstandschef von Julius BärWidmer war 19 Jahre lang bei Credit Suisse, wo er bis in die Konzernleitung und zum Chef des Global Private Banking aufstieg. Der Karriereknick kam 2004, als er sich mit dem damaligen Vorstandschef Oswald Grübel überwarf und abgesetzt wurde. 2005 wechselte er zu Julius Bär und wurde dort Vorstand des Private Banking. 2007 stieg der zum Chef der Bär Holding auf.
Widmer gilt in der verschwiegenen Welt der Schweizer Privatbankiers als absolute Ausnahmeerscheinung. Manche halten ihn sogar für den besten Privatbankier des Landes. So heißt es denn auch in einer Erklärung von Verwaltungsratschef Raymond Bär, Widmer habe die Bank "in eine neue Dimension geführt". Tatsächlich legte Bär unter Widmers Führung kräftig zu und verwaltete zuletzt ein Vermögen von 364 Mrd. Schweizer Franken (237 Mrd. Euro).
Alex Widmer wurde nur 52 Jahre altIn der Kreditkrise trübte sich das Bild allerdings ein. Noch vor einer Woche räumte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Widmer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg ein, dass etliche Kunden empfindliche Vermögenseinbußen erlitten hätten. Widmer kündigte eine Korrektur der Expansionspläne an und sagte, es könne nicht immer im gleichen Tempo aufwärtsgehen wie in der Vergangenheit. Auch 2009 werde für die Vermögensverwaltung ein schwieriges Jahr.
Widmer musste in den letzten Jahren eine Reihe persönlicher Schicksalsschläge hinnehmen. Seine Ehefrau starb 2005 an Krebs, seine Mutter nur kurz darauf. Widmer hinterlässt drei Kinder und eine Partnerin.
Der Tod Widmers verunsicherte die Anleger. In einem schwachen Markt fiel die Julius-Bär-Aktie am Freitag überproportional stark. Das Papier verlor 9,5 Prozent und schloss bei 33,5 Schweizer Franken.
Aus der FTD vom 08.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: juliusbaer.com, Bloomberg
Nachfolge
De Gier wird Julius-Bär-Chef
von Rolf Lebert (Frankfurt)
Der frühere Chef der Schweizer Bank, Alex Widmer, starb unter unbekannten Umständen. Nun ist ein Nachfolger gefunden: Es ist der ehemalige Chef der Julius Bär Holding, Hans de Gier.
Mehreren Zeitungsberichten zufolge soll Widmer Selbstmord begangen haben. Ein Sprecher der Bank wollte dies "mit Rücksicht auf die Hinterbliebenen" nicht kommentieren. Ein Zusammenhang zwischen Widmers Tod und der Lage der Bank bestehe nicht.
Die Leitung der Bank übernimmt Hans de Gier, der frühere Chef der Julius Bär Holding, teilte der größte reine Vermögensverwalter des Landes mit. Gier war bis September dieses Jahres Konzernchef. Nach der Umwandlung der Bär Gruppe in eine reine Finanzholding war dieses Amt weggefallen. Der 64 Jahre alte Holländer hat seit 1980 praktisch sein ganzes Berufsleben bei Schweizer Banken verbracht. Chef der Bär Gruppe wurde er 2006. Er gilt als Vater der Übernahme und Integration dreier Vermögensverwaltungseinheiten der UBS in die Bär Gruppe. Nach seinem Ausscheiden als Konzernchef widmete er sich dem Management des zu Bär gehörenden Hedge-Fonds GAM, für den er auch früher schon tätig war.
Johannes A. de Gier, Vorstandschef von Julius BärWidmer war 19 Jahre lang bei Credit Suisse, wo er bis in die Konzernleitung und zum Chef des Global Private Banking aufstieg. Der Karriereknick kam 2004, als er sich mit dem damaligen Vorstandschef Oswald Grübel überwarf und abgesetzt wurde. 2005 wechselte er zu Julius Bär und wurde dort Vorstand des Private Banking. 2007 stieg der zum Chef der Bär Holding auf.
Widmer gilt in der verschwiegenen Welt der Schweizer Privatbankiers als absolute Ausnahmeerscheinung. Manche halten ihn sogar für den besten Privatbankier des Landes. So heißt es denn auch in einer Erklärung von Verwaltungsratschef Raymond Bär, Widmer habe die Bank "in eine neue Dimension geführt". Tatsächlich legte Bär unter Widmers Führung kräftig zu und verwaltete zuletzt ein Vermögen von 364 Mrd. Schweizer Franken (237 Mrd. Euro).
Alex Widmer wurde nur 52 Jahre altIn der Kreditkrise trübte sich das Bild allerdings ein. Noch vor einer Woche räumte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Widmer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg ein, dass etliche Kunden empfindliche Vermögenseinbußen erlitten hätten. Widmer kündigte eine Korrektur der Expansionspläne an und sagte, es könne nicht immer im gleichen Tempo aufwärtsgehen wie in der Vergangenheit. Auch 2009 werde für die Vermögensverwaltung ein schwieriges Jahr.
Widmer musste in den letzten Jahren eine Reihe persönlicher Schicksalsschläge hinnehmen. Seine Ehefrau starb 2005 an Krebs, seine Mutter nur kurz darauf. Widmer hinterlässt drei Kinder und eine Partnerin.
Der Tod Widmers verunsicherte die Anleger. In einem schwachen Markt fiel die Julius-Bär-Aktie am Freitag überproportional stark. Das Papier verlor 9,5 Prozent und schloss bei 33,5 Schweizer Franken.
Aus der FTD vom 08.12.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: juliusbaer.com, Bloomberg