HB FRANKFURT. Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Donnerstag nach einigen verlustreichen Tagen wieder Mut gefasst und den Dax in Richtung 6 700 Punkte getrieben. Das Börsenbarometer stieg bis zum Abend um 1,84 Prozent auf 6 687,30 Zähler. Auch bei den Nebenwerten ging es steil bergauf.
Händler machten für das kräftige Dax-Plus von knapp 120 Punkten ein Bündel von Faktoren verantwortlich: „Endlich Sicherheit über die weitere Zinsentwicklung, ein guter Start der Wall Street und viele Spekulanten, die den Dax offenbar endlich nachhaltig über der Marke von 6 700 Punkten sehen wollen“, fasste ein Börsianer in Frankfurt seine Einschätzung zusammen. Der deutsche Leitindex hatte diese Marke vor wenigen Tagen nur ganz kurz übersprungen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) beließ den Leitzins für die Euro-Zone am Donnerstag erwartungsgemäß bei 3,5 Prozent. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet deutete allerdings eine weitere Erhöhung noch im ersten Quartal an. An den Märkten wird der Zinsschritt für März erwartet. Der Euro fiel in Reaktion auf die Entscheidung der Notenbanker unter 1,29 Dollar. In New York legten die wichtigsten Indizes zu, was die Kauflaune diesseits des Atlantiks weiter verbesserte. Ebenso wie in Deutschland zogen auch die Börsen in ganz Europa an.
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<!--/nodist-->Deutsche Börse auf Allzeithoch
Mit Abstand größte Gewinner im Dax waren die Aktien der Deutschen Börse, die bei 151,48 Euro ein Allzeithoch erklommen - ein Plus von 6,3 Prozent. „Das ist ein technisch getriebener Ausbruch, an fundamentalen Neuigkeiten gibt es nichts“, sagte ein Händler. Ein anderer Börsianer verwies auf zahlreiche Analystenempfehlungen in den vergangenen Tagen und Wochen, die nun offenbar größere Investoren angelockt hätten.
Aktien von Eon machten einen Teil ihrer Verluste der vergangenen Tage wett und zählten mit einem Plus von knapp 3,3 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Am Vortag hatte der Energieriese im Tauziehen um die Übernahme der spanischen Endesa eine wichtige Hürde vor Gericht genommen. Beliebt bei den Anlegern waren zeitweise auch Metro-Aktien, nachdem der Handelsriese basierend auf einem guten Weihnachtsgeschäft einen unerwartet hohen Umsatz für 2006 ausgewiesen hatte. Die Titel stiegen bis zu 3,2 Prozent. Auch andere Aktien der Branche wie etwa KarstadtQuelle waren gefragt.
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<!--/nodist--><!--nodist-->Lesen Sie weiter auf Seite 2: Spekulationen treiben Premiere
<!--/nodist-->Volkwagen verteuerten sich um 0,3 Prozent. Der neue Chef Martin Winterkorn verpasst dem größten europäischen Autokonzern nicht nur eine neue Struktur bei den Markengruppen, sondern ordnet auch die Zuständigkeiten im Vorstand neu. Prominentes Opfer ist der einst als aufstrebender Star der Branche gefeierte Ex-Daimler-Manager Wolfgang Bernhard, der Volkswagen Ende Januar verlässt. Er war bislag für die Kernmarke VW zuständig, die nun Winterkorn in Personalunion leiten wird. VW lehnte außerdem die milliardenschwere Offerte des Münchener Lkw-Bauers MAN für dessen schwedischen Rivalen Scania ab. Der Vorstand wurde beauftragt, eine Lösung für eine Zusammenführung zu finden. VW ist Hauptaktionär von MAN und Scania. MAN-Papiere legten im Dax knapp 2,2 Prozent zu.
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» Börsen-Tops und Flops auf einen Blick
<!--/nodist-->Im Nebenwerteindex MDax waren vor allem Titel des Grafitelektroden-Herstellers SGL Carbon und des Bezahlfernsehsenders Premiere gefragt. Sie kletterten um 4,7 beziehungsweise 5,3 Prozent. „SGL sind immer interessant für Hedge Fonds, die sind liquide und volatil genug“, sagte ein Händler. Die Premiere-Aktie habe im Verhältnis etwa zu anderen Medienwerten, wie etwa ProSiebenSat1 noch eine ganze Menge Aufholpotenzial. Einige Händler verwiesen auf Spekulationen, die Vergabe der Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga könnte vorgezogen werden. „Dann müsste Premiere nicht zeitgleich für den deutschen Fußball und die Champions League bieten, was Geld sparen könnte“, sagte ein Börsianer.
„Der Markt interpretiert zur Zeit viele Nachrichten positiv“, sagte Marktstratege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden- Württemberg. „Es ist kein Trendbruch in Sicht, ganz im Gegenteil - wir werden die 7 000 Punkte beim Dax früher oder später sehen.“
Der EuroStoxx 50 gewann 1,84 Prozent auf 4165,95 Punkte. Die Börsen in Paris und in London schlossen auch mit deutlichen Kursgewinnen. Der US-Leitindex Dow Jones verzeichnete zum Handelsschluss in Europa ebenfalls Kursgewinne.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Umlaufrendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 4,03 (Vortag: 4,01) Prozent. Der Rentenindex REX fiel um 0,08 Prozent auf 116,31 Punkte. Der Bund Future verlor gewann 0,04 Prozent auf 115,63 Zähler. Der Kurs des Euro blieb nahezu stabil. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2984 (1,2988) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7702 (0,7699) Euro.