Der Halbleiterhersteller hat nicht nur ein exzellentes Quartal hingelegt, die Firma könnte auch einen strategischen Coup landen: diesmal zum richtigen Zeitpunkt aus einem langfristig schwierigen Geschäft auszusteigen.
Wenn das so weitergeht, wird aus Infineon noch ein ganz normales Unternehmen. Sogar das Wort "Dividende" kann man mittlerweile im Zusammenhang mit der Firma gebrauchen, ohne Gefahr zu laufen, eingeliefert zu werde
Das jüngste, dritte Quartal hat es in sich. Umsatz- und Ergebnisschätzungen um rund zehn Prozent übertroffen, den mittlerweile vierten Quartalsgewinn in Folge verzeichnet, die Ganzjahresprognose zum dritten Mal angehoben, mit Aussicht auf über 40 Prozent Umsatzwachstum und einer zweistelligen operativen Marge. Der Höhenflug der Aktie scheint ungebrochen. Die Euphorie der Firma gegenüber ist verständlich. Der Erfolg ist dem Vorstand wohl nicht zu Kopf gestiegen. Galt unter dem schillernden Ulrich Schumacher Größe als alleiniger Zielfaktor, waren sich seine Nachfolger nicht zu schade, die Firma zu schrumpfen - also das Gegenteil von dem zu tun, was Aktionäre bei eitlen Vorständen sonst befürchten: den als Empire-Building bezeichneten unkontrollierten
Nachdem sich Infineon von seiner meist defizitären Speicherchipsparte in einem Akt der Schwäche trennte - das Timing war denkbar ungünstig -, könnten die Münchner den nächsten Verkauf selbstbestimmter gestalten. Es geht um das Geschäft mit Chips für die mobile Kommunikation. Aus strategischer Sicht verlangt diese Sparte wohl die stärksten Nerven von Infineon. Die Produktzyklen sind kurz, der Forschungs- und Entwicklungsbedarf hoch, und der Wettbewerb extrem hart, von Japan über die USA bis nach Europa. Gleichzeitig sitzen die Kunden bis auf Nokia nicht mehr in Europa und haben hohe Anforderungen, siehe Apple . Infineon könnte hier aufgrund seiner Größe ein ähnliches Schicksal erleiden wie bei Speicherchips. Aus taktischer Sicht wäre jetzt ein guter Ausstiegspunkt. Das vierte Quartal soll noch besser laufen als das dritte, die Deutsche Bank rechnet mit einer Verdopplung der Marge. Sich jetzt, wenn es fast optimal läuft, rund 1 Mrd. Euro durch den Verkauf der Sparte zu sichern und zu warten, bis der Autozyklus knickt, um dann hier günstig seine starke Position zu verstärken - das wäre groß. Dann würde Infineon sogar von einer normalen zu einer überdurchschnittlichen Firma aufsteigen.
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