So schnelllebig das Halbleitergeschäft einerseits ist, so ist doch auch ein gutes Maß an Geduld nötig, vor allem bei Infineon.
Geduld, dass die sich schon länger als wiederkehrendes Ereignis erweisenden Sonderaufwendungen irgendwann Historie sind. Auch dieses Quartal war es wieder einer Sonderbelastung von 54 Mio. Euro geschuldet, dass das Ergebnis im Minus landete. Wie übrigens in acht der vergangenen neun Quartale.
Geduld braucht der Anleger auch, was die endgültige Trennung von der Speicherchiptochter Qimonda angeht, an der Infineon noch 85 Prozent hält. Nicht, dass Qimonda hoffnungslos sei. Zwar sieht es aktuell bei den Speicherchippreisen wieder recht düster aus, die dieses Jahr schon bis zu 60 Prozent fielen. Doch dass die Firma auch Geld verdienen kann, hat sie nicht nur im vorvergangenen Quartal bewiesen, sondern wird es wohl auch in Zukunft noch tun, da sich ihre strategische Position kontinuierlich verbessert. Dennoch sollte sich Infineon zügig von den restlichen Anteilen trennen, um den finanziellen Spielraum zu erweitern. Denn in der seit geraumer Zeit von Abspaltungen, Fusionen und Käufen durch Finanzinvestoren geprägten Branche sollte Infineon handlungsfähig sein. Um auch nach der Qimonda-Abspaltung den Anschluss nicht zu verlieren, muss Infineon über kurz oder lang im Logikgeschäft dazukaufen.
Ist Qimonda einmal verkauft, braucht man immer noch Geduld. Denn korrelierte bis dato der Aktienkurs fast taggleich mit den Speicherchippreisen, herrscht im Logikbereich ein anderer Takt. Im Autobau, noch mehr allerdings bei Mobiltelefonen, ist entscheidend, als Entwicklungspartner einer neuen Produktgeneration gewählt zu werden. Bis das Geld dann fließt, können zwar Jahre vergehen. Doch dass die Anleger solche Geduld aufbringen können, zeigten sie im Februar, als sie Nokias Wahl von Infineon mit einem Kursschub begrüßten.
Bei einem 2008er KGV von 21 braucht man aber schon viel Geduld, um auf einen deutlich steigenden Kurs zu setzen.
Aus der FTD vom 30.04.2007
Gruß
uS