Hans Bernecker: Märkte hängen durch

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Hans Bernecker: Märkte hängen durch jack303

Hans Bernecker: Märkte hängen durch

 
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Märkte hängen durch  


Mails/Nachrichten vom 06.06.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die Konjunkturzahlen werden immer besser, weil zuverlässiger, aber die Märkte hän-gen durch. Die Entwicklung der letzten drei Tage ist in der Tat wirklich sehr unbefrie-digend. Bleibt dies eine Schieflage für mich in Sachen Markterholung oder ein kurz-fristiger Durchhänger? Auch darin hänge ich am seidenen Faden. Überprüfen wir die Lage:

Die Wall Street zeigte gestern folgenden Verlauf. Die Relation A/D war in beiden Segmenten positiv. Gleiches gilt für new highs/new lows, bei gegenüber den Vorta-gen kaum veränderten Umsätzen errechnet sich ein höheres Upside-Volume gegen-über dem Downside-Volume. Das ist positiv. Für den Nasdaq ist besonders wichtig: Der berühmte Tracking-Stock verteidigt seine Basis 28,50/29,50 $. Bitte zeichnen Sie dies im Chart der letzten AB nach.

Das Ganze deckt sich mit den neuen Konjunkturzahlen von gestern, insbesondere für den US-Dienstleistungssektor. Daraufhin sprangen die Retailer sofort an. Ich er-innere an meine kürzliche Empfehlung und wiederhole sie: SEARS ROEBUCK ge-stern 58 $ und weiterhin ein Kauf. Eine klassische Konjunkturspekulation. Diese kön-nen Sie sogar noch ergänzen mit der bekanntesten Adresse in New York: SAKS bei rund 13,50 $, das berühmteste Kaufhaus an der 5th Avenue. Ich komme darauf noch zurück. Woher rühren die Frustrationswellen?

Von den Nachrichten über die Bilanzmanipulationen der amerikanischen Konzern-chefs. Ich bin überzeugt, daß es damit noch nicht sein Ende hat. Jeder Kommentar ist überflüssig, wenn Kriminalität oder Eigensucht in solchen Dingen die Motive sind. Natürlich wird auch diese Welle überwunden. Aber niemand kann sagen, wann sie zu Ende ist. Ich meine jedoch, daß mit den Halbjahresergebnissen und den daraus sich ergebenden Abschlüssen erkennbar sein wird, wo die weiteren Gefahren liegen. Be-troffen ist jedes Unternehmen, das in den vergangenen Jahren vor allem extern ge-wachsen ist. In diesen Bilanzen stecken die Probleme.

Mein einziger Rat in dieser Situation: Meiden Sie Aktien, hinter denen ein Unterneh-men steht, das vor allem durch Unternehmenskäufe expandierte. Ich rühre keinen dieser Titel an.

Frankfurt überzeichnet wie eh und je. Keine Börse in Europa reagiert so empfindlich auf New York wie die Deutschen. Das muß ich hinnehmen. Mit dem Durchrutschen des DAX hängt dieser Index im Moment komplett in der Luft. Erschwert ist dies durch die Schwäche der zwei großen Versicherer und derjenigen der Technologieaktien nebst DT. TELEKOM. Meine Verdachtsmomente in Sachen Versicherung halte ich aufrecht. Natürlich hoffe ich, dass dies nicht aufgeht. Ich kann an der Konstellation, wie im letzten Ticker beschrieben, jedoch nicht vorbeigehen. Die drei Technikaktien werden sich kurzfristig immer wieder erholen können, aber anschließend stets immer wieder ein neues Tief bilden. Die Gründe habe ich oft genug genannt. Machen Sie die Rechnung auf: Um wieviel ist INFINEON besser als AMD, wenn der Infineon-Umsatz 100 % höher bewertet wird als der von AMD, diese aber mit ziemlicher Sicherheit im nächsten Jahr schwarze Zahlen schreibt?

Alles, was solide ist, ist kein Verkauf mehr. Solange Sie nicht realisieren, sind Buch-verluste keine Verluste, denn am Jahresende notieren sie alle deutlich höher. Ich verzichte heute auf jede weitere Empfehlung, weil es nun darauf ankommt: Der Markt muß erst Vertrauen finden. Das braucht meistens zwei, drei Wochen. Ähnlich wie bei einem KO-Schlag bei einem Boxer. Er kommt erst in der Kabine wieder zu sich. Klare Warnung für Sie: Lassen Sie sich aus keiner einzigen Qualitätsaktie herausdrücken.

Gold muß eine Pause machen. Entsprechend volatil sind dann die Goldminen. Das bedeutet, daß diese Titel bis 10 % oder etwas mehr nachgeben können. Ich komme darauf noch zurück.

Ebenfalls Vorsicht beim Dollar. Er ist massiv überverkauft, woran kein Weg vorbei führt.

Nachrichtlich: HEWLETT PACKARD hatte am Dienstag Pressekonferenz. Die erste nach der Fusion mit COMPAQ. Das hörte sich gut an: Einsparvolumen im laufenden Jahr wird mit 2,5 Mrd $ vorfristig erreicht. Im nächsten Jahr sind 3 Mrd $ vorgesehen. 17 % der Belegschaft geht. Umsatzplan bleibt bei 82 Mrd $, aktueller Börsenwert nur 54 Mrd $ für die Nr. 2 im weltweiten Computergeschäft und die Nr. 1 im PC. Schauen Sie sich mal den Chart an. Hier entsteht eines der interessantesten Dauerinvest-ments über allerdings zwei Jahre. Gewinntaxe 1,30 $ je Aktie, also KGV 13,8. Po-tential jedoch kaum unter 100 %. Doch was ist nicht alles über diese Fusion negativ geschrieben worden. Das ist eine ziemlich typische Ausgangslage amerikanischer Technologieunternehmen vor dem Hintergrund der Konjunkturzahlen.

Ich verbleibe bis morgen, herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 




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