Handelsblatt Anleger-Akademie
Glänzende Aussichten für Anleger
KAPSTADT. Während Platin erst Mitte Mai auf die Rekordmarke von 1 335 Dollar pro Unze kletterte, schnellte Gold, getragen von einer beispiellosen Spekulationswelle, fast zeitgleich in nur sechs Wochen von 550 auf 730 Dollar pro Unze – seinen höchsten Stand seit 1980. Zuvor hatte das gelbe Metall vier Jahre gebraucht, um von 250 auf 550 Dollar zu klettern. Kein Wunder, dass dem plötzlichen Anstieg kurz darauf ein ebenso herber Rückschlag von 30 Prozent folgte. Noch ausgeprägter waren die Verluste beim Silber, dessen Preis sich zuvor innerhalb von sechs Monaten annähernd verdoppelt hatte.
Inzwischen hat sich der Aufruhr an den Edelmetallmärkten wieder gelegt. Mit der Erholung des Platinpreises sind die Aktien der Großproduzenten aus Südafrika zu Monatsbeginn fast alle auf neue Rekordstände geklettert. Auch der Goldpreis hat sich inzwischen bei 620 Dollar etabliert – und Minenaktien neuen Rückenwind verliehen.
Angesichts des günstigen Umfelds rechnen die meisten Investmenthäuser wie JP Morgan mit einer Fortdauer des Aufwärtstrends. Dafür spricht schon die steigende Nachfrage aus den Wachstumszentren Indien und China, aber auch aus den Ländern im Nahen Osten. Gegenwärtig ist die Minenproduktion kaum in der Lage, den Bedarf zu decken. Der weltweit größte Produzent Südafrika hat im vergangenen Jahr nur noch 300 Tonnen gefördert – das ist die niedrigste Menge seit 1931.
Für einen Preisaufschwung der Edelmetalle spricht aber auch, dass zu diesem Zweck inzwischen immer neue Anlageinstrumente offeriert werden. Dazu zählen etwa die Exchange Traded Funds, die Privatanlegern eine direkte Investition im gelben Metall erlauben. Dies hat wiederum dazu geführt, dass Anleger Gold dem eigenen Portfolio immer öfter als Alternative zu Papierwerten wie Aktien und Anleihen beimischen. Immer mehr Investoren sehen das gelbe Metall nun als eine nützliche Absicherung gegen die Risiken am Finanzmarkt wie etwa einer möglichen Dollarschwäche, einem Bankencrash oder einem plötzlichen Anziehen der Inflation.
Als hilfreich hat sich für die Edelmetalle dabei die anhaltend hohe Liquidität an den Finanzmärkten erwiesen. Zudem hat die Verunsicherung vieler Investoren im Zuge der jüngsten Börsenschwäche noch zugenommen – und damit auch der Wunsch nach einer von den scharfen Marktbewegungen weitgehend unabhängigen, wertbeständigen Anlageform. Die Suche nach Sicherheit erklärt auch, weshalb immer mehr Fonds damit begonnen haben, zumindest einen kleinen Teil ihrer Anlagegelder vom Anleihe- in den Goldmarkt zu transferieren.
Trotz der Umschichtung sind die Anleger im Goldbereich noch immer insgesamt schwach investiert. Einen Hinweis darauf geben Daten der US-Investmentbank JP Morgan. Demnach haben amerikanische Privatanleger seit 2004 zwar erstmals seit langem wieder verstärkt in Fonds aus dem Gold- und Metallsektor investiert. Verglichen mit den Anlagen in klassischen Aktien- und Rentenfonds, die mehr als 100-mal höher ausfielen, war das Engagement jedoch gering.
Bei einer Zunahme geopolitischer Spannungen könnte das neu geweckte Interesse den Goldpreis innerhalb von nur 18 Monaten über seine bisherige Rekordmarke von 850 Dollar katapultieren, glaubt Philip Klapwijk vom Londoner Edelmetallhändler GFMS. Auch die charttechnischen Experten der Deutschen Bank in London erwarten steigende Preise, im Visier haben sie die Marke von 700 Dollar.
Dennoch besteht für blinde Euphorie kein Anlass. Voraussetzung für ein „güldenes Szenario“ bleibt zum Beispiel, dass sich die europäischen Zentralbanken beim Verkauf der von ihnen gelagerten 13 000 Tonnen Gold beschränken. Vor allem Notenbanken, die nicht an das gegenwärtige Goldmoratorium gebunden sind, könnten sich – schon wegen politischer Begehrlichkeiten – ab einem bestimmten Preis zu Verkäufen genötigt sehen. Gleichzeitig haben die Zentralbanken einiger Schwellenländer signalisiert, ihre Währungsreserven künftig breiter zu streuen und womöglich Gold zu kaufen.
Eine gewisse Vorsicht ist zurzeit aber auch bei den Aktien der großen Goldförderer geboten. Sie sind gegenwärtig zum Teil deutlich höher bewertet als die Unternehmen in anderen Rohstoffsparten. Schon deshalb sind Goldanleger gut beraten, die Gewinnentwicklung dieser Unternehmen genau im Auge zu behalten.
Noch günstiger als bei Gold bewerten Experten die Lage im Platinsektor, der von den beiden in Südafrika beheimateten Schwergewichten Angloplat und Impala dominiert wird. Beide zusammen sind für knapp zwei Drittel der weltweiten Förderung des weißen Edelmetalls verantwortlich, was Marktprognosen erleichtert. Überhaupt kommen 77 Prozent des Weltangebots von Platin inzwischen aus Südafrika.
Während Gold vor allem im Schmuckbereich Verwendung findet, profitiert Platin davon, dass es gleich auf zwei Stützen ruht: der Schmuckbranche, die 40 Prozent des weißen Edelmetalls verarbeitet, und den Automobilherstellern, die Platin beim Bau von Katalysatoren brauchen. Im Schmuckbereich hat vor allem das Aufkommen Chinas eine neue Ära eingeläutet: Hatte das Reich der Mitte noch vor zehn Jahren weniger als 200 000 Unzen Platin pro Jahr absorbiert, sind es inzwischen über 900 000.
Dazu ist die Preisentwicklung von den höheren Zukäufen der Autohersteller angeheizt worden: Wegen der weltweit schärferen Umweltstandards werden heute immer mehr Autos mit einem Katalysator ausgestattet. Und schließlich ist in Europa, aber zunehmend auch in den USA, ein Trend zu Dieselfahrzeugen feststellbar, für deren Katalysatoren nur Platin verwendet werden kann.
Schwieriger gestalten sich Anlagen in Palladium. Zwar hat das Schwestermetall des Platins zuletzt in der chinesischen Schmuckbranche und der Autoindustrie Boden gutmachen können. Allerdings ist es in seiner Verwendbarkeit begrenzt und wird überwiegend von Russlands eher unzuverlässigen Produzenten gefördert, was Lieferengpässe zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich macht. Deshalb dürfte die Automobilindustrie kaum im größeren Umfang auf Palladium umsteigen.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 12. Juli 2006, 10:56 Uhr
Euch,
Einsamer Samariter
Glänzende Aussichten für Anleger
KAPSTADT. Während Platin erst Mitte Mai auf die Rekordmarke von 1 335 Dollar pro Unze kletterte, schnellte Gold, getragen von einer beispiellosen Spekulationswelle, fast zeitgleich in nur sechs Wochen von 550 auf 730 Dollar pro Unze – seinen höchsten Stand seit 1980. Zuvor hatte das gelbe Metall vier Jahre gebraucht, um von 250 auf 550 Dollar zu klettern. Kein Wunder, dass dem plötzlichen Anstieg kurz darauf ein ebenso herber Rückschlag von 30 Prozent folgte. Noch ausgeprägter waren die Verluste beim Silber, dessen Preis sich zuvor innerhalb von sechs Monaten annähernd verdoppelt hatte.
Inzwischen hat sich der Aufruhr an den Edelmetallmärkten wieder gelegt. Mit der Erholung des Platinpreises sind die Aktien der Großproduzenten aus Südafrika zu Monatsbeginn fast alle auf neue Rekordstände geklettert. Auch der Goldpreis hat sich inzwischen bei 620 Dollar etabliert – und Minenaktien neuen Rückenwind verliehen.
Angesichts des günstigen Umfelds rechnen die meisten Investmenthäuser wie JP Morgan mit einer Fortdauer des Aufwärtstrends. Dafür spricht schon die steigende Nachfrage aus den Wachstumszentren Indien und China, aber auch aus den Ländern im Nahen Osten. Gegenwärtig ist die Minenproduktion kaum in der Lage, den Bedarf zu decken. Der weltweit größte Produzent Südafrika hat im vergangenen Jahr nur noch 300 Tonnen gefördert – das ist die niedrigste Menge seit 1931.
Für einen Preisaufschwung der Edelmetalle spricht aber auch, dass zu diesem Zweck inzwischen immer neue Anlageinstrumente offeriert werden. Dazu zählen etwa die Exchange Traded Funds, die Privatanlegern eine direkte Investition im gelben Metall erlauben. Dies hat wiederum dazu geführt, dass Anleger Gold dem eigenen Portfolio immer öfter als Alternative zu Papierwerten wie Aktien und Anleihen beimischen. Immer mehr Investoren sehen das gelbe Metall nun als eine nützliche Absicherung gegen die Risiken am Finanzmarkt wie etwa einer möglichen Dollarschwäche, einem Bankencrash oder einem plötzlichen Anziehen der Inflation.
Als hilfreich hat sich für die Edelmetalle dabei die anhaltend hohe Liquidität an den Finanzmärkten erwiesen. Zudem hat die Verunsicherung vieler Investoren im Zuge der jüngsten Börsenschwäche noch zugenommen – und damit auch der Wunsch nach einer von den scharfen Marktbewegungen weitgehend unabhängigen, wertbeständigen Anlageform. Die Suche nach Sicherheit erklärt auch, weshalb immer mehr Fonds damit begonnen haben, zumindest einen kleinen Teil ihrer Anlagegelder vom Anleihe- in den Goldmarkt zu transferieren.
Trotz der Umschichtung sind die Anleger im Goldbereich noch immer insgesamt schwach investiert. Einen Hinweis darauf geben Daten der US-Investmentbank JP Morgan. Demnach haben amerikanische Privatanleger seit 2004 zwar erstmals seit langem wieder verstärkt in Fonds aus dem Gold- und Metallsektor investiert. Verglichen mit den Anlagen in klassischen Aktien- und Rentenfonds, die mehr als 100-mal höher ausfielen, war das Engagement jedoch gering.
Bei einer Zunahme geopolitischer Spannungen könnte das neu geweckte Interesse den Goldpreis innerhalb von nur 18 Monaten über seine bisherige Rekordmarke von 850 Dollar katapultieren, glaubt Philip Klapwijk vom Londoner Edelmetallhändler GFMS. Auch die charttechnischen Experten der Deutschen Bank in London erwarten steigende Preise, im Visier haben sie die Marke von 700 Dollar.
Dennoch besteht für blinde Euphorie kein Anlass. Voraussetzung für ein „güldenes Szenario“ bleibt zum Beispiel, dass sich die europäischen Zentralbanken beim Verkauf der von ihnen gelagerten 13 000 Tonnen Gold beschränken. Vor allem Notenbanken, die nicht an das gegenwärtige Goldmoratorium gebunden sind, könnten sich – schon wegen politischer Begehrlichkeiten – ab einem bestimmten Preis zu Verkäufen genötigt sehen. Gleichzeitig haben die Zentralbanken einiger Schwellenländer signalisiert, ihre Währungsreserven künftig breiter zu streuen und womöglich Gold zu kaufen.
Eine gewisse Vorsicht ist zurzeit aber auch bei den Aktien der großen Goldförderer geboten. Sie sind gegenwärtig zum Teil deutlich höher bewertet als die Unternehmen in anderen Rohstoffsparten. Schon deshalb sind Goldanleger gut beraten, die Gewinnentwicklung dieser Unternehmen genau im Auge zu behalten.
Noch günstiger als bei Gold bewerten Experten die Lage im Platinsektor, der von den beiden in Südafrika beheimateten Schwergewichten Angloplat und Impala dominiert wird. Beide zusammen sind für knapp zwei Drittel der weltweiten Förderung des weißen Edelmetalls verantwortlich, was Marktprognosen erleichtert. Überhaupt kommen 77 Prozent des Weltangebots von Platin inzwischen aus Südafrika.
Während Gold vor allem im Schmuckbereich Verwendung findet, profitiert Platin davon, dass es gleich auf zwei Stützen ruht: der Schmuckbranche, die 40 Prozent des weißen Edelmetalls verarbeitet, und den Automobilherstellern, die Platin beim Bau von Katalysatoren brauchen. Im Schmuckbereich hat vor allem das Aufkommen Chinas eine neue Ära eingeläutet: Hatte das Reich der Mitte noch vor zehn Jahren weniger als 200 000 Unzen Platin pro Jahr absorbiert, sind es inzwischen über 900 000.
Dazu ist die Preisentwicklung von den höheren Zukäufen der Autohersteller angeheizt worden: Wegen der weltweit schärferen Umweltstandards werden heute immer mehr Autos mit einem Katalysator ausgestattet. Und schließlich ist in Europa, aber zunehmend auch in den USA, ein Trend zu Dieselfahrzeugen feststellbar, für deren Katalysatoren nur Platin verwendet werden kann.
Schwieriger gestalten sich Anlagen in Palladium. Zwar hat das Schwestermetall des Platins zuletzt in der chinesischen Schmuckbranche und der Autoindustrie Boden gutmachen können. Allerdings ist es in seiner Verwendbarkeit begrenzt und wird überwiegend von Russlands eher unzuverlässigen Produzenten gefördert, was Lieferengpässe zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich macht. Deshalb dürfte die Automobilindustrie kaum im größeren Umfang auf Palladium umsteigen.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 12. Juli 2006, 10:56 Uhr
Euch,
Einsamer Samariter